Das Überwältigende an jedem schöpferischen Vorgang ist zu sehen, wie ausschließlich er sich an die Reinheit bindet, die Frucht des Leidens ist. Das ist es, was im eigentlichen Sinn mit "Katharsis" gemeint ist - das Ausbrennen durch die Flamme am Mangel der Welt, die einem begegnet ist.
Deshalb faßt die dramatische Form dieses Inkarnationsprinzip des Geistes am vollkommensten, und zeigt seine Herkunft aus dem Kult - aus der Liturgie. Sie setzt am Scheitern an, und Scheitern heißt: Situation des Weichens, der Ohnmacht. Denn das Neue, das Entstehende, unterliegt NICHT der Macht des Tuenden, des Opfernden. Es ist das Hinzukommende, das, das aus dem Transzendenten herabsteigt, in freiem Entschluß. Niemand kann diese "Inspiration" je zwingen! Im selben Moment ist sie dann bereits zerstört, oder der Boden war nie bereitet.
Darin liegt offen, wie sehr sich das Kreuz als Werdegeheimnis der Welt im Wesen der natürlichen Dinge selbst ausdrückt. Alles "Biologische", alle Vorgänge an lebenden Wesen, stehen in diesem Reigen aus Sterben-Empfangen-Einsenken und Werden des Neuen.
Und während die anorganische wie organische Natur, die Welt der Pflanzen und Tiere, auf den Menschen hinzielt, in ihm ihre Aufgipfelung findet, symbolhaft in je anderer Ebene dieses Werdegeheimnis der Schöpfung vollzieht, ohne sich aber selbst auf den Geist hin überschreiben zu können, zielt dieser auf Gott, das Sein selbst, Träger aller Form.
Der Verfasser dieser Zeilen erlaubt sich an dieser Stelle
den Hinweis auf ein von ihm gedichtetes Lied (mp3),
dargeboten vom Chor St. Hemma, Wien.
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