Teil 4) Es gibt kein reales Wirtschaften ohne Transzendenz -
weil Transzendenz Ursprung der Realität ist
Wobei sich gewiß ein halbes Dutzend Harvard-Studenten die Augen schielend gelesen hat um die Rechtfertigung einer Prognose zu liefern, unter Hinweis auf Belegstellen (und damit "verantwortlich", wenn nicht "wissenschaftlich bewiesen", dem Generalabsoluteur der Gegenwart), daß eine Höherbewertung der Goldreserven - diesmal ÜBER gegenwärtigen oder erwarteten Marktpreis - sehr wohl gerechtfertigt ist. Womit sich auch ein Teil des Budgetlochs auf elegante Weise wie von selbst wieder schließt.
Wer daraus aber eine viel gründlichere Lehre ziehen will, der sollte sich nicht in Beschimpfungen der Politik ergehen. Die lohnen gar nicht. Vielmehr läßt sich eine andere Erkenntnis aus der Sache "Gold" gewinnen. Nämlich die, daß es überhaupt nichts in der Welt gibt, das ohne transzendenten Sinn (und sei es ein Mythos) auskommt. Deshalb führt auch eine Entmythologisierung der Wirtschaft und der Politik zu rein gar nichts, wie in der Religion. Mythen sind nämlich die entscheidenden Grundlagen jeder Frage nach Wert und Bewertung. Die Welt wird ohne sie nicht "realer", sie löst sich nur auf, und zwar restlos.*
Wer auf Gold setzt, spekuliert also mit einem Mythos, im wahrsten Sinne. Und wer auf einen Staat setzt, ja auf die Wirtschaft selbst, tut nichts anderes. Und das ist sehr wohl legitim. Und es erklärt warum es eine reine Frage der Kulturtechnik ist, auf gedrucktes Papier oder auf Goldnuggets zu setzen. Keine von Werten. Man sollte nur um diese Brüchigkeit der Welt und ihrer Werte wissen.
Es braucht Nüchternheit, das ist sehr wahr. Aber die Nüchternheit die uns heute fehlt ist die zu sehen, wie ursächlich und real die Welt an der Transzendenz hängt. Die Ursache für den Verlust dieses Wissens, das es nämlich ist, als tiefe Gewißheit, ist aber nicht etwa Mangel an Bildung, sondern führt sich auf den Verlust der realen Erfahrung zurück, wie Welt, wie etwas in der Welt überhaupt entsteht.
*Zur Illustration sei auf die "rasante Entwicklung des Internet" (incl. social media) verwiesen. Die man vereinfacht als einzigartigen Erfolg eines äußerst cleveren Marketingplanes bezeichnen könnte, der präzise wie eine Schweizer Uhr die Schwäche der Gegenwart aufgreift. An deren Relevanz für die Realität zu glauben Teil einer Strategie ist, die elegant der Politik in die Hände spielt, die es deshalb tatkräftigst unterstützt hat - nicht mehr. Aber er beruht auf einer (längst allgemein gewordenen) Verkennung der Wirklichkeit. Zeigt aber anderseits die reale Bedeutung von Mythen, wie auch immer ihre Herkunft zu sehen ist. Denn niemand hat das Internet gebraucht. Es hat sich quasi selbst installiert, und so lange den Mythos der Relevanz einer Scheinwelt verkündet, bis ihn alle geglaubt haben. Dabei geschickt Mythen synthetisiert, die aus zahlreichen Irrtümern der Gegenwart erwachsen, dort ihren Boden haben.
Dem Verfasser dieser Zeilen fällt immer wieder auf, wie sprachlos oft Menschen sind, wenn man sie um die reale Bedeutung des Internet (incl. social media) fragt, dem sie doch so viel Zeit ihres Lebens widmen. Und erst im zweiten Nachsetzen kommen dann praktische Anwendungen als Antwort, deren Sinn aber im Dunklen bleibt. Während die konkreten, ja alle betreffenden und eklatanten weil fundamentalen NACHTEILE einer Verlagerung von Lebensvorgängen aufs Netz wie Argumente von einem anderen Stern betrachtet, in gar keinen Bezug mehr gesetzt werden (können).
Ja, vielfach wird der Rest des Lebens zu einer einzigen und mühsamen Jagd, die Nachteile und negativen Folgen aus den "Vorteilen" auszugleichen. Ohnehin mittlerweile ein Grundzug der Lebensvollzüge der Gegenwart. Man denke nur an die Verkehrssituation, die entstand, weil sie das Leben vereinfachen, Transportwege (zeitlich) verkürzen sollte - und sich immer wieder herausstellt, daß die Gesamtverkehrszeit sogar weiter anwächst, anstatt abzunehmen. Während sich aber das Leben selbst immer mehr zur Überbrückung, zum "Zwischen" ausbaut, wo wir ständig "auf dem Weg" zu etwas sind, ständig auf ein besseres Morgen hoffen, in dem wir aber nicht mehr vorhanden sind, auf welche stets neu entschwindende Gegenwart wir uns nur umso eifriger einen Platz zu sichern versuchen.
Vielleicht gab es in der Geschichte noch nie eine derartig tiefgreifende reale Verblendungssituation, als Gefängnis, das wir uns selbst bauen, weil wir mit dem Internet (als Beispiel) nur eine (gewisse) faktische, teilhafte Situation perfektioniert, aber nun zum bestimmenden Faktor auswachsen haben lassen. Weil aber jedes Werkzeug, alles was wir tun, uns rückwirkend mit verändert, gibt es dazu keinen Ausweg innerhalb der derzeitigen Geisteslage. Nur ein fundamentaler Ausstieg zum seinsbezogenen Denken selbst wäre die Lösung, weil nur dort das immer Bleibende - das einzige, was wir überhaupt mit dem Verstand erkennen - als Wesensauftrag wieder erkennbar wird.
Aber dazu müßte man die Bereitschaft haben, vom Faktischen der Weltzustände und Sprachgeflechte, in die wir (im Selbst) verwoben sind, loszulassen, diesen Schritt des Sterbens zu gehen. Sonst wird das Ahnen des Apokalyptischen, das sich heute stark (aber auch nicht einzigartig in der Geschichte, denn es ist und war immer ihr logischer Begleiter) ausweist, zur historischen Realität. Ohne Gewißheit der (realen) Gehaltenheit in Gott, im Sein, auf der Grundlage einer personalen Entscheidung (nicht also als Lehre oder Philosophie), ist ein Rückstieg (der nicht mit kultureller Auflösung gleichgesetzt werden darf! das verkennt völlig die Bedeutung der Geschichte, und damit auch des Antlitzes der Gegenwart!) aber nicht möglich.
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