Steigt also die Gnade des Heiligen Geistes auf einen herab, so zeigen sich ihm nicht etwa die gewöhnlichen faßbaren Dinge der Sinnenwelt, sondern etwas, das er noch nie geschaut hat und das über alle Vorstellungen geht. Da belehrt der Heilige Geist den Geist dieses Menschen über die höheren und verborgenen Geheimnisse, von denen der göttliche Paulus sagt, "daß kein Auge sie gesehen und kein Ohr sie gehört hat und der Verstand selbst sie nicht fassen kann".
Und damit du verstehst, wie unser Geist die Geheimnisse wahrnimmt, überlege einmal genau das, was ich dir sage: Hältst du Wachs weit ab vom Feuer, bleibt es hart, und du kannst es nehmen und greifen, wirfst du es aber ins Feuer hinein, gleich wird es schmelzen, es geht in Flammen auf und brennt und wird ganz zu Licht, und schließlich geht es mit ihm vollständig zu Ende.
So auch mit dem menschlichen Geist: Ist er mit sich allein und hat Gott nicht gefunden, dann versteht er das, was ihn rings umgibt, nach seinen gewöhnlichen Kräften; naht er sich aber dem Feuer der Gottheit, so wird er vollkommen von diesem göttlichen Feuer ergriffen; dann wird er ganz zu Licht, er brennt auf in der Flamme des Heiligen Geistes und vergeht in den göttlichen Gedanken, und nicht mehr vermag er dann sein eigenes Denken und Wollen im Gedankenfeuer Gottes zu fassen.
Der Heilige Maximus an den Hl. Gregor den Sinaiten (14. Jhd.)
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