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Mittwoch, 1. Januar 2014

Stirb und Werde

An dieser Stelle haben wir bereits über die Fliess'sche Bemerkung geschrieben, in der er seine Beobachtungen zusammenfaßte indem er meinte, daß die Natur in dem Moment (bzw. zeitlich folgend), wo sie ihre höchste Vollendung findet - stirbt, ins Wesensbild ihrer Art aufgeht.

Daran läßt sich durch die Beobachtungen von Hans André wunderbar anknüpfen, einordnen in ein Gesamtgesetz allen Werdens, ausgedrückt im Kreuz. Bildhaft im Zellgeschehen dargestellt, wo sich das Zeugen, das Werden eines Neuen als zu Neuem zusammenfassendes Geschehen aus zwei zuvor folgenden Schritten ergibt.

Denn das Weibliche, Passive, läßt sich zurücksinken, gibt gewisermaßen das Formprinzip auf, um es DANN und in dieser Passivität vom Männlichen, Aktiven, zu empfangen. Die Zelle löst sich zum Nährgrund auf, in passive Bereitschaft, um das Gestalterische entgegenzunehmen. Wobei sich rein im physischen Geschehen noch gar nichts ableiten läßt - das Neue nämlich, das daraus dann im Nachwuchs erwächst, wird bereits von einem neuen Wesensbild geprägt und gestaltet und zur neuen Pflanze (etc.) hervorgetrieben. 

Die Blüte ist diese höchste Selbstrepräsentation, die höchste Gestalt, in der sie das Sonnenlicht expliziert, differenziert, als Kelch der Empfängnis, der Hingabe, um sich selbst dahinzugeben, ins Braun der Erdhaftigkeit zurückzusinken, zum grünen Brautkranz zu dem sich die Blüte zurückbildet, bereit im Sterben für ein neues Leben, in dem sich im Herabneigen der aktiven Potenz die Polarität von Mann und Frau zu einem neuen Einen zusammenfaßt.

Yrjo Hirn - auch darüber findet sich hier geschrieben - hat in seiner bemerkenswerten Untersuchung über den "Schrein" darauf hingewiesen, daß der Altar der Kirchen auf dieses Stirb und Werde zurückgeht, daß sich alle Symbolik der Gottesmutter auf dieses Schreingeheimnis bezieht. Denn auch der Altar war und ist als Schrein, als Totenschrein (der er ursprünglich buchstäblich war) zu verstehen, auf dem in einem nie auflösbaren Geheimnis neues Leben vom Leben selbst, vom im Geist herabgekommenen Gott Vater gezeugt wird, Sakrament, das sich dem Menschen als Nahrung gibt.




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