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Mittwoch, 22. Januar 2014

Nachtijall, ick hör dir trapsen

Er wirkt wie eine immer mühsamer verhüllte dräuende Katastrophe - der Bankensektor Europas. Und wer wirklich wissen wollte, wie sich die Wirtschaft entwickelt - der gebetsmühlenartig verkündete "Aufschwung" will nicht und nicht kommen -, der hätte nur genau studieren sollen, wie sich die Banken verhalten - die offenbar selbst so große Finanzierungsschwierigkeiten haben, daß sie jedes Risiko scheuen. Und Kredite so restriktiv vergeben, daß sich das Reden von "Partnerschaft" in der Wirtschaft, die um ein gewisses gemeinsames Restrisiko jeder menschlichen Unternehmung weiß, erledigt hat.

Wenn sich zugleich die Meldungen schon seit einem Jahr mehren, daß selbst Privatkunden Überziehungsrahmen entzogen wird, deren Bonität außer Frage steht, und bisher auch so bewertet wurde, dann wäre es höchste Zeit, sein Geld von den (meisten) Banken abzuziehen. Denn mit denen wird nach wie vor - nach statistischem Mittel, wie immer - gearbeitet, aber offenbar müssen sie bereits nur noch als kurzfristig zu managende Zusatzliquidität fungieren.

Denn wenn Banken schon ihr eigentliches Kapital, auch der Einschätzungen von Risken, die persönlichen Beziehungen zu den Kunden als nachrangig betrachten, nur noch dem Diktat der Liquidität gehorchen müssen, dann heißt das, daß sie um der Selbstrettung willen gezwungen ist, die letzten Reserven in die Waagschale zu werfen. Und damit die Geldmenge reduzieren. Was unweigerlich die Folge einer Reduktion des nominellen Wirtschaftsumfangs hat, wie immer man das bewerten möge. Weshalb die EZB ja längst schon überlegt, wie man die Banken zwingen könnte, NICHT so zu reagieren. Bislang ohne Erfolg.

Denn da widerstreiten populistische Maßnahmen, vor allem aber irrationale Ängste, die dem Mangel an fachlicher Durchdringung und damit an Berechenbarkeit entspringen.

Dazu bringt der Kurier erst jüngst wieder einen Artikel, in dem sich nicht aktuelle Mahnungen ausdrücken, wenn der Kurier das wie fast jede Zeitung auch nicht einzuordnen vermag und deshalb als Instrument von Partialinteressen leicht zu verwenden ist. (Wer nicht im Sein verankert ist, der ist dem aktualistischen Vielfältigen ausgeliefert. Das ist in der Zeitungsbranche nicht nur im Kurier noch schlimmer geworden.)

Graphik: Agenda Austria (zur größeren Darstellung anklicken)
Was freilich der Kurier nicht schreibt, ist das Ergebnis einer Untersuchung der französischen Ratingagentur Fitch. Die ein interessantes Ergebnis brachte: Denn während die Ausleihungen an Unternehmen und Private kräftig zurückgingen, sind die Ausleihungen an Hypothekarschuldner und Regierungen noch kräftiger gewachsen. Dabei, so schreibt die Agenda Austria, gelten genau jene als zum Teil unsicherste Schuldner. Und die gegenwärtige Krise ist vor allem dem Zusammenwirken von öffentlichen oder halböffentlichen Anlegern mit überbewerteten Immobilien zuzuschreiben.

Die Banken sichern also bei Privaten ab, was sie bei Regierungen und Immobilien an Risiko erhöhen. Was schon damit zu begründen ist, daß die Banken durch die segensreichen Regulierungsversuche durch die Politik ihr Eigenkapital nur für privaten Ausleihungen erhöhen müssen, NICHT aber für Kredite an Regierungen. Dort gibt es außerdem höhere Zinsen.

Da bereitet sich etwas vor, da hört man nicht nur das Gras wachsen, sondern da hört man, daß es wirklich wächst. Man darf gespannt sein. Auch, ob man endlich Banken auch in ihre realen Bezüge zurückstellt. Und das heißt: Sie samt ihrem dicht verwobenen Netz von Gläubigern und Forderungen auch die Folgen von Mißwirtschaft austragen, und damit pleitegehen läßt, wenn sie pleite sind. Denn sie sind längst zu den größten Schmarotzern der Volkswirtschaften geworden.* Als Belohnung gewissermaßen, weil sie die Politik ungebrochen finanzieren. Aber auch als direkte Folge politischen Willens, der die Enteignung der Privaten durch die historisch niedrigen, offiziell festgelegten Zinsen betreibt. Während sich die Staatshaushalte ihre benötigen Gelder einfach herbeizaubern.




*Was im übrigen nur möglich war, weil sie wie in Österreich und Deutschland in so hohem Maß einesteils verstaatlicht waren, direkt oder indirekt, anderseits mit der Politik verflochen waren. Die heute nur eines braucht, denn aus mehr als dem besteht sie nicht mehr: Geld.




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