Dieses Blog durchsuchen

Dienstag, 21. Januar 2014

Weitsicht

Was wir heute haben, ist das letzthinnige Ergebnis des Kluturkampfes, der sich im 19. Jhd. abspielte, und der zugunsten der Moderne ausging. Zahlreiche Schriftsteller, die zu lesen heute mehr denn je lohnt, sind für uns heute noch greifbar. Wenn man sie sucht, und lesen will. 

Es ging um die entscheidende, endgültige Wende in der Sicht der Welt, der Natur und des Menschen, wo sich der materalistische Mechanismus und Funktionalismus durchzusetzen begann. Die Scharfsicht so vieler Künstler und Denker, nicht zuletzt Goethe ist da zu nennen, ist beeindruckend. Wir stehen heute in jenen Sackgassen, die damals bereits in ihren Schreckenskonturen,m die sie in den Jahrhunderten zuvor vorbereitet und angenommen hatten, erkennbar waren. 

Und einer war auch Karl Christian Planck (1819-1880), der die Kulturzerstörung, die sich Bahn brach, erkannte und zur Rückkehr zur gestalthaften Sicht der Dinge als Notwendigkeit aufrief, soll sich nicht das geistige Fundament in die ertraglose, flache Vielheit und Leere des gegenwärtigen Rationalismus auflösen, der auch die Wissenschaft (und dabei v. a. die Naturwissenschaft) zersetzt und zum bloßen Werkzeug der zeitgeistigen Ideologien macht.

Plancks Hellsicht zeigt sich aber auch im Kampf gegen den bürokratischen Staat. Eine Erkenntnis, die aus derselben Quelle - der ganzheitlichen, ontologischen Sicht der Schöpfung - stammt. Zeitlebens kämpfte er deshalb gegen die "kleindeutsche Lösung", gegen den preußischen Nationalstaat, den er so charakterisierte:  

Er ist eine „zentralisierte vielregierende und vielschreibende Staatsmaschine, die fremd gegen den Geist und die innere lebendige Bestimmtheit der einzelnen Gebiete und Verhältnisse von oben herab gleichmäßig über alle Gemeinde- und Provinzialverwaltung, über Kirche und Unterricht, über gewerbliches und bäuerliches Leben übergreift“

Im besonderen kritisierte Planck die Entfremdung der Menschen von ihrer eigenen Daseinswurzel durch die Mutation der Arbeit zur reinen, nur noch monetären Zwecken dienenden "Erwerbsarbeit". Damit hängt seine Forderung nach dem Recht jedes Menschen auf ein Stück Boden direkt zusammen. Wenn Planck schließlich doch den Bogen überspannt, und ein Konzept eines irdischen Paradieses entwirft, das über reines Urbilddenken hinausgeht, die Welt letztlich immanentisiert. Nicht zufällig steht er später Hegel nahe. Und nicht zufällig feiert er in gewissen zivilisationskritischen Kreisen der Gegenwart eine Art Renaissance. Die allesamt, wenn auch aus verständlichem, zum Teil auch richtigen Impuls heraus, das Kind mit dem Bade ausschütten.

Woran es heute regelrecht fehlt ist jene Geisteshaltung, die aus der historischen Dialektik heraussteigen kann, und die Mitte (der Ontologie) noch wahrt. Das macht auch die heutige Zivilisationskritik oft regelrecht zur Gefahr - eines aus dem Überdruß heraus entstandenen, geistig aber nicht richtig gefaßten Archaismus und Anarchismus, der sich selbst (in zahllosen Irrtümern befangen) zu Diktatur, Moralismus (als technisierte Spiegelung des idealen Seins) und Formzerstörung auswächst. Das könnte nur die Kirche leisten, und das wäre ihr historischer Auftrag, den zu verraten sie so tief mittendrin steckt, daß auch ihr das Blutgericht droht, das unsere Kultur sich längst errichtet hat.





***