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Montag, 13. Januar 2014

Zwang zur Enteignung

Es ist immer wieder notwendig, die komplexen Verflechtungen realer Umstände beiseite zu lassen, und Grundvorgänge zu betrachten. Denn so erst werden Grundantriebe erkennbar. Das betrifft vor allem die Geldwirtschaft, deren Komplexität ohnehin von niemandem (mehr) durchschaut wird. Politik wird hier ja längst zum munteren Rätselraten, und zum try and error.

So wird zu wenig davon geredet, daß der aufgeblähte Finanzsektor der Welt einen grundlegenden Motor hat - und der liegt in den rein monetären Sparvermögen. In die sich durch staatliche Garantien für diese Gelder auf komplexe Art direkte staatliche Interessen mischen. Der Sparsektor unterscheidet sich aber grundlegend vom Kreditsektor. Denn während ersterer exponentiell wächst, stagniert bzw. reduziert sich sogar letzterer. Kredite sollen aber die Sparzinsen finanzieren. Das erzeugt eine nicht enden wollende Dynamik zur Geldvermehrung.

Gelder, die eingelegt werden, werden mit Zinsen honoriert. Diese Zinsen werden, im Gegensatz zu Vermögen früherer Zeiten, wo das Dasein als "Rentner" Merkmal der Mittelschicht war, aber nicht konsumiert. Konsumiert, wie es auch Dividendenausschüttungen für Aktien wurden. Die Zinsen der heutigen Sparer, die aus dem Überfluß heraus sparen (denn die Wirtschaftsdynamik lebt geradezu davon, NICHT (wirklich) zu sparen), bleiben liegen. Sie erhöhen dadurch den Kapitalbetrag, und werden im darauffolgenden Jahr als Zinseszinsen berechnet. 

Das Beispiel mit der Drachme, die zur Zeit Jesu eingelegt wurde, ist ja bekannt. Die Differenz zwischen dem Herausnehmen der Zinsen, und deren liegenlassen, ist ja unglaublich und zeigt diese Dynamik.

Aber die Bank muß diese Zinsen und Zinseszinsen verdienen. Und sie kann es nur über Kredite, und tat es zunehmend über Eigengeschäfte, über Anlagen und Finanzprodukte, sie kann es nur über Vermehrung der Geldmenge, die im wesentlichen ein Vorgriff in der Zeit (zukünftige realwirtschaftliche Erfüllungen von gegenwärtigen Leistungsversprechen, die Geld ja darstellen). Dadurch entsteht ein gleichfalls exponentiell wachsender Renditedruck. Denn Kreditvolumina sinken, das liegt in ihrer Natur, und sei es durch Ausfälle. Wer Zinsen nicht bezahlt, wer keine Tilgung zu leisten vermag (also das Kreditvolumen senkt), wird sich nicht lange seiner Spendekraft, die er der Zukunftserwartung verdankt (nicht nur: Hoffnung! Kredite müssen durch möglichst ausrechenbare Zukunft besichert sein, sonst wären sie nach heutigem Begriff nicht verantwortbar) erfreuen. Sie müssen also entweder erneuert (und erweitert), oder/und es müssen andere Gebiete der Renditeerbringung (durch die Bank) erschlossen werden. Der Geldmarkt dieser Art und dieser Charakteristik der Bevölkerung (!) tendiert also aus sich heraus zur Uferlosigkeit.

Der Verfasser dieser Zeilen ist damit der Ansicht, daß vier Jahrzehnte Umverteilungs- und Sozialstaat*, im besonderen mit dem darin begründeten Umbau der Bevölkerungsmentalitäten, eine Finanzkrise zwangsläufig auslösen mußten. Denn in diesen Jahrzehnten kam es zu einer Kumulation von zahllosen (kleineren) Kapitalien, die zur Zeitbombe wurden, weil deren Ertragsversprechen immer unerfüllbarer werden. Diese Dynamik kann gar nicht anders gebrochen werden - als durch periodische Enteignung.



*Der Verfasser dieser Zeilen macht in der Verwendung dieses Begriffs - Sozialstaat - ausdrücklich darauf aufmerksam, daß er von jener Entwicklung spricht, die in Europa ab den frühen 1970iger Jahren einsetzte: Eine Entwicklung zum marxistischen Zentralstaat. Der den früheren Begriff der "sozialen Marktwirtschaft", wie er das Deutsche Wirtschaftswunder ermglichte, wie sie etwa Ludwig Erhard und mit ihm eine ganze Schule von hoch respektablen Denkern meinte, schamlos pervertiert. Immer noch lohnenswert, zur Scheidung der Begriffe sogar notwendig, ist deshalb sein Buch "Wohlstand für alle", das es in wohlfeiler Ausgabe in ständigen Neuauflagen immer noch zu erwerben gibt. Der heutige Sozialstaat in Österreich und Deutschland hat mit der sozialen Marktwirtschaft Erhard'scher Schule so gut wie nichts mehr gemein.




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