Teil 2) Die Verschwörung der Unfähigen
Sie sind nun dabei,
die Schule ihrer Unfähigkeit anzupassen, und sind gleichzeitig
übereifrig, die gesellschaftlichen Anerkennungskriterien so
umzufälschen, daß diese Unfähigkeit zur Fähigkeit umgelogen wird. Fast alles, was als "Reformpädagogik" die Runde macht, ist nichts als die Ergänzung dieser Lüge durch geheuchelte, aber prinzipiell bereits verfehlte Pädagogik. Die interessanterweise sich genau auf jene Defizite richtet, die sie selbst (!) haben und hatten, und deshalb allgemein machen wollen. Teil einer Vertuschungsstrategie, nicht mehr.
Wer ein wenig die Personen des
öffentlichen Lebens, die Entscheidungsträger in Beamtenhierarchien etc.
kennt, kann zu keinem anderen Urteil kommen als daß ein überwiegender
Teil dieser Personen genau diese allgemeinen und entscheidenden
Kompetenzen nie hatte und hat. Was diese Menschen auszeichnete war allzu
oft einerseits die Schwäche ihrer Persönlichkeit (hier mit
"Muttersöhnchen" immer wieder bezeichnet) und anderseits die Verlagerung
der Elitemechanismen auf Erfüllung mechanistischer Anforderungen.
Etwas, das gerade schöpferische Menschen höchstens in gewissem Rahmen
erbringen können, weil sie - im Gegensatz zu jenen - positive
Wesensgrenzen haben, ihre Grenzen nicht die der Versagensvermeidung
sind.
Die
Zahl der praktischen Beweise dieser Behauptungen, die alleine der
Verfasser dieser Zeilen (und wie erst noch einige seiner Bekannten)
erbringen könnte, ist fast ohnendlich. Diese Verschwörung der Unfähigen,
die mittlerweile weite Teile unserer "Elite" bildet, zeichnet noch dazu
(eben: sehr erklärbar) besonderer Eifer aus, gesellschaftliche Prozesse
machtvoll umzugestalten, denn ihnen fehlt jede Vertrautheit mit dem
Sein. Und sie geben diese Zerstörung noch als "Leistungsförderung", ja gar als Liebe - dasselbe was Rousseau versuchte - aus. Nehme man sich vor jenen in acht, die viel von Liebe reden, die viel grinsen, um sie zu beweisen!
Wie
die Marburger Langzeitstudie ergeben hat - und damit soll dieser Anriß
der Thematik nur weiter illustriert (nicht gelöst) werden, insgesamt
müßte man weit mehr sagen - zeigt sich aber Hochbegabtheit keineswegs in
einem Scheitern an den üblichen Schulläuften (das Verhältnis Gelingen :
Scheitern beträgt 90 : 10), sondern gerade im Gegenteil: In der
Fähigkeit der Betreffenden, mit konkreten Bedingungen umzugehen, und
darin, DARIN die geforderte (!) Leistung als Persönlichkeitsäußerung zu
erbringen. Auch späterer Erfolg im Leben ist ja nichts anders - er ist
relativ, bezogen auf ein Sozialgefüge, und er hat auch mit der Klugheit
zur Anpassung zu tun. Hochbegabte sind deshalb auch in der Regel
überdurchschnittlich erfolgreich. Denn gerade sie vermögen
Herausforderungen zu erkennen, anzunehmen, und zu bewältigen. Und hier,
bei ihnen, in diesem Prozeß, tritt tatsächlich das erste mal die
Berechtigung auf, von "objektiv", ja von absolut zu sprechen.
Abstrahierte,
objektivierte Leistung durch entsprechende verallgemeinerte Prüfungen
stellen für sich nicht mehr als ein eigenes Soziotop dar. Damit werden
solche Prüfungen noch weniger über die Begabung und Befähigung von
Schülern im Leben selbst aussagen. Auch bei einer Zentralmatura
(-abitur) wird dieselbe Note je Kandidat ein völlig unterschiedliches
Leistungsprofil ergeben. Nur nicht - im Lösen dieser und jener
ausdefinierten Aufgaben, über deren Rand aber zu sehen den Unfähigen
bereits unmöglich ist.
Für
diese ist tatsächlich jeder weitere Ausbildungsschritt das bloße
Erwerben von Regeln, wie Leben funktioniert, nein, funktionieren sollte,
nein, muß. (Entsprechend wird der normale Bürger seit Jahrzehnten mehr
und mehr mit Reglementierungen geplagt, die ihm vorschreiben, wie er bis
ins intimste Detail zu leben, zu denken, sich zu verhalten hat.
Nirgendwo auf der Welt, außer in gewissen Diktaturen, ist selbst das
Denken so reglementiert, wie in Österreich. Das ist eine reale
Erfahrung, die viele Auslandsösterreicher bestätigen.) Sie sind nur für
eine Gesellschaft brauchbar, die in allen Bereichen des Lebens selbst
bereits so reglementiert ist, daß das Leben gar keinen Platz mehr hat.
Der
aber schöpferische, zu Persönlichkeiten mit weiterem
Verantwortungskreis begabte Menschen als erste zum Opfer fallen. Sie
werden noch mehr als schon bisher auswandern, nach innen oder außen
emigrieren. Und den Kindergarten weiterhin große Welt spielen lassen,
bis der eines Tages erstaunt feststellt, daß sich der Lauf der Welt
einfach nicht danach hält.
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