Nun droht also Moodys Rußland, seine Bonität herabzustufen. Natürlich sollte man davon ausgehen, daß diese Herabstufung, die auf einer Erhöhung des Risikos für Kredite an den Staat Rußland, wie in Folge jener der gesamten Wirtschaft, auf Einschätzungen realer Wirtschaftszustände und -perspektiven beruht. Dennoch bleibt ein seltsamer Beigeschmack politisch motivierter Willkür. Daß die Bonitäts-Ratings der Agenturen für Staaten nicht von politischen Absichten unabhängig, rein auf wirtschaftlichen Überlegungen basierend entstehen, das zu glauben verlangt ohnehin viel guten Willen. Weit eher muß man diese Ratins als geringeres Übel akzeptieren.
Genauso aber könnte man fragen: Und? Was soll das schon an Auswirkungen haben? Leider hat es weitreichende, und das weiß Moodys, und das weiß Rußlands Staatsführung. Denn in einer Finanzwelt, die in höchstem Maß auf mathematischen komplexen Berechnungen basiert, haben Ratings eine bedeutende Funktion in der Bewertung von Risken bei Entscheidungen. Auf ihrer Basis werden Zinsen kalkuliert, werden Anlage-Porteifeuilles zusammengestellt (die sich je nach Art innerhalb bestimmter Riskenverteilungen und damit Renditeversprechen bewegen), und das Kredit-, Anlage- und Investitionswesen sämtlicher Volkswirtschaften beeinflußt.
Mischt sich die Politik in diese Bonitätsermittlungen, weisen diese Ratings also Faktoren auf, die wissentlich und willentlich Volkswirtschaften beeinflussen sollen, verlieren damit Zinsenkalkulationen ihre reale Basis. Sie werden zu Instrumenten der Politik. Und damit bewegt sich die Finanzwirtschaft auf gefährliches Terrain, weil sich das Geldwesen von realen Wirtschaftsentwicklungen abkoppelt, dieses nicht mehr ausdrückt.
Die USA hat sich im Fall der Krim weit hinausgelehnt. Europa springt ohnehin nur noch hinterher, als Eigenpolitik kann man es nicht mehr ernstnehmen. Aber Rußland zeigt sich nicht willig, sich den USA geopolitisch unterzuordnen. Während den USA nicht sehr viele Mittel zur Verfügung stehen, Rußland zu zwingen. Da liegt der Verdacht nahe, daß die USA - es wäre nicht das erste mal - die sich seit Jahrzehnten wie in einem Dauerkrieg mit der ganzen Welt befinden, und vielleicht ist dieses Gefühl von Bedrohtheit noch gar nie größer gewesen als heute (denn es zeugt sich selbst fort), daß die USA also in einem Gestus der "verbrannten Erde" diese Ratings beeinflussen wollen. Und damit "alles" riskiert.
Wie ein Kind, das ein Ding lieber zerstört, als es nicht zu besitzen. Das Weibische (wir wollen es hier nicht ausdrücklich auf die Frau beschränken) hat eben nur eine Wirkmöglichkeit: Das Ganze, das ihm vorausliegt, liegt ja dennoch in seiner Hand, auch wenn es es nicht bestimmen und lenken kann (das Wesen schwacher Persönlichkeiten). Es kann nicht direkt lenken, aber es kann verweigern.* Die typische Wirkweise des Weibischen, der schwachen Persönlichkeit ist deshalb, das Ganze zur Disposition zu stellen. Woraufhin die Verantwortungsbewußtere der Verhandlungsseiten zum Nachgeben gezwungen werden soll. Weil sie das große Ganze in seinem Wert höherrangig stellt, weiß, was verloren wäre, wenn es nicht mehr da ist.
Zu deuten, wer in der Konfrontation von Obama und Putin, von den USA und Rußland, das Weib, und wer der Mann ist, bleibe dem Leser überlassen.
*Man lese "Lysistrata" von Aristophanes, wo der griechische Komödiendichter das Thema lediglich komödiantisch auf die Ebene der Sex-Verweigerung stellt, damit die Schwäche der Männer aufs Korn nimmt. Es ist aber genau dieses Thema: Aristophanes zeigt eine Gesellschaft, die ihre Kernaufgaben - ausgedrückt durch den Krieg, der für die Griechen zumalen der Vater aller Dinge war, eine ganz andere Stellung hatte als wir Heutigen es sehen können - nicht mehr wahrnimmt, weil sie in der Gewalt der Frauen steht. Was nur möglich ist, weil die Männer schwach sind. Lysistrata heißt wörtlich: "Auflösung des Heeres" ... Das Stück wird schon fast traditionell viel zu eng "erotisch" interpretiert. Was viel über die Zeit aussagt, DIE es interpretiert.
***