Wahrheit, schreibt Eric Voegelin in einem Brief, ist nicht einfach eine Ansammlung von Aussagen über einen welt-immanenten Gegenstand. Sie ist das welt-transzendente summum bonum, das als orientierende Kraft in der Seele erfahren wird und von der wir nur in Analogie-Symbolen sprechen können. Sie ist existentiell, wie er an anderer Stelle sagt, hat also einen nicht-kognitiven Aspekt.
Die Wahrheit der Ontologie (einschließlich im besonderen der philosophischen Anthropologie) ist nicht ein Datum, das von jedermann zu jeder Zeit erkannt werden kann (wenn er nur seinen Kopf benützt, Anm.). Ontologisches Wissen entsteht im Prozeß der Geschichte und biographisch im Prozeß des einzelmenschlichen Lebens, unter gewissen Bedingungen der Erziehung, der gesellschaftlichen Umgebung, der persönlichen Neigung und der seelischen Habituierung. Die Episteme ist nicht nur eine Erkenntnisfunktion, die ist auch, im Aristotelischen Sinne, eine dianoetische Areté (also eine sich aus der Vernunft ergebende, bzw. eigentlich erst Vernunft seiende Vortrefflichkeit einer Person; Anm.)
Jeder Diskurs hat deshalb seine Grenzen dort, wo die Aussagen das Feld des "Richtigen" berühren bzw. an diese Grenzen kommen. Diese sind durch Logik alleine nicht zur Wahrheit hin - die damit ein "Verstehen" ist, kein "Diskurs-Resultat" - zu überschreiten. Wobei die Logik im strengen Sinn bereits diese Haltung (areté) zur Wahrheit hin verlangt. Denn es gibt sehr wohl an die Person gebundene Ebenen, die auch die Möglichkeiten ihrer Logik begrenzen und keineswegs aus dem Diskurs heraus zwangsläufig überschritten werden können, und diese Grenzen liegen nicht zuletzt in der Begrifflichkeit, als in dem, was als Wahrheit über ein "etwas" als Diskursinhalt - ontologisch - erkannt wird.
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