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Donnerstag, 3. April 2014

Sinnmuster

Der Alkoholiker will seinen Leib aus dem Weg räumen, ihn durchlässig machen - für den Geist. Denn nüchtern gehorcht der Leib ihm nicht.

Das muß keineswegs als "pöhse Tat" gewertet werden, höchstens als Mißverständnis. Denn aus demselben Grund hat der Alkohol eine hohe Stellung im Kult aller Völker zu allen Zeiten. Und ging bis zur dionysischen Orgie, in der dieserart aus dem Weg geschaffte Körperlichkeit zur reinen Geisterfahrung werden sollte.

Freilich, dem gewöhnlichen (und wirklichen) Alkoholiker hat dieser Haß auf seinen Leib vielfach die Ursache der Acedia, der geistigen Trägheit, aus der heraus er sich die Mühe ersparen will, sich zum Geist zu erheben. Also perforiert er seinen Leib. Er will sich so herabbeugen, wozu er sich nicht erheben kann. Leider mit fatalem Ergebnis - denn Geist "beugt sich nicht herab", er braucht sui generis die seelische Erhebung. Damit gewöhnt er sich an diese Schlaffheit, und damit löst (spaltet) er sich von seinem Leib, der mehr und mehr verfällt, bis hin: ein Eigenleben (ohne formende, integrierende Kraft des Geistes - wie im Krebs) entwickelt.

Aber die Nähe von geistigen Berufen und 'Berufungen zum Alkohol zeigt dieses Grundverhältnis auch von anderer Perspektive an. Kaum wo wird so viel getrunken wie ... in der Kirche, und kaum wo gibt es so viele Akoholiker wie in künstlerischen Berufen.

Der alte Spruch gilt: Der Alkohol zerstört den Landeplatz des Heiligen Geistes.

Damit ist die therapeutische Hilfe am geeignetsten, die sich an Würde und Notwendigkeit zum Aufbau von Geistigkeit (in der Persönlichkeit) wendet, auf daß das geistige Sein des Menschen - seine Spitze, an der er insgesamt aufgehangen ist, so wie alles in seinem Bestand an seiner höchsten Möglichkeit aufgehangen ist, von dort ausgeht -  gestärkt wird.

Und jene am ungeeignetsten, die durch Methodik eine Scheinpersönlichkeit aufzubauen versucht, worunter so gut wie alle psychologischen Therapieformen fallen, außer der Logotherapie (bei guten Logotherapeuten). Keine jedenfalls ist geeignet, die Persönlichkeit zweitwirklich simuliert, worunter so gut wie alle sogenannten "Persönlichkeitstherapien" fallen. Hier wird lediglich eine künstliche Konstruktion - vermeint: das geringere Übel - eingezogen, die den Alkoholiker in einer damit auch künstlichen Existenz hält, die ihn nur noch unter großen Gefahren gewissermaßen an die Wirklichkeitserfahrung selbst heranläßt. Er gibt sich auf, nimmt die Scheinkonstrukte der Psychologie an, in denen er sich sorgsam hält, um zu leben ... und wird damit zur wandelnden Leiche.




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