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Sonntag, 31. August 2014

Warum laute Musik keine Kunst ist

Das aber, was wir im Erkennen tun, ist ein schöpferischer Akt - denn über die sinnlichen Data nehmen wir nicht die Dinge in ihrer Wirklichkeit auf, sondern das, was die hinter ihnen stehende, sie bewirkende Wirkliche ist. Und das ist ein Akt des Wahrnehmenden, des Erkennenden.

Bei ihm wiederum ist es ein Akt der Einbettung in die Wahrheit selbst, nicht einfach ein formales Urteil, in dem er sich dazu entscheidet, ein Wahrgenommenes als dies oder das zu identifizieren. Warum das nur in der Wahrheit möglich ist? Weil Wahrheit IMMER das einzige Medium ist, in dem sich menschliches Erkennen vollzieht. Jede Aussage bindet sich ja wieder an ihren Verbund mit der Wahrheit, gerade sogar dann, wenn sie diese am meisten zu verweigern vorgibt. Wo sie erst recht die subjektive Gewißheit ins Abstraktum transzendiert. Deshalb kann man mit Recht sagen, daß sich alles IN der Wahrheit befindet, und sich durch die Wahrheit konstutiert.*

Also geht Kunst auch dort, wo sie Kunst ist (und nicht einfach das Medium einer Kunst: nicht jedes Lied, jedes Bild, jedes Gedicht, Gebäude etc. ist schon Kunst!), auf das Dahinterstehende, auf das Wirkliche. Auf das, was die Welt und Wirklichkeit also - in Wahrheit - konstituiert.  Sodaß sie dort, wo und soweit sie Gestalt wird, also gut ist, die Schönheit aufleuchten läßt. (Die etwa mit "Gefälligkeit" zu verwechseln tragischer Kurzschluß eines bereits erstickten Erkennens ist, das genau deshalb nicht mehr Leben ist. Denn aus dem Gesagten geht auch hervor, daß Leben ein Akt des Erkennens IST.)

Das Wesentliche in der Kunstbegegnung - als schöpferischem Akt des Erkennens - ist also ein Akt der Nachschöpfung. Der Rezipient erfaßt das dargestellte Wirkliche, und aus diesem konstruiert, schafft er das Gegenständliche, Weltgegenständliche.

Wo künstlerisches Medium (besonders häufig ist es in der Musik zu beobachten) diesen (nach)schöpferischen Akt im Rezipienten unterbindet, ihm eine Wirkung (der Wirklichkeit) aufdrängt, hört ein Werk ganz oder teilweise auf, Kunst zu sein. Es ist deshalb nicht ohne Bedeutung, ob ein Lied bei 150 dB durch Verstärkeranlagen sich einzuhämmern versucht, sodaß schon die Schallbewegungen dem Rezipienten gar keine andere Wahl lasse, als sich auszuliefern - denn in der Gegenwehr, im gewollten Nachschaffen in sich, ist er nahezu chancenlos. Oder ob es so dargeboten wird, daß es eben im Zuhörer einen Nachschöpfungsprozeß auslösen kann. So er in der Mußestimmung dazu ist, sich dem Spiel seiner Phantasie hinzugeben.

Es ist auch nicht bedeutungslos, ob wie in der Renaissance die Perspektive die Malerei zu dominieren beginnt. Denn auch sie nimmt dem Betrachter bereits Freiraum. Nicht mehr er ist es, der die Dinge in ihrer Wirklichkeit - und das heißt: in ihren Bezügen - zu einem Bild formt, sondern der Maler selbst gibt ihm diese Bezüge bereits räumlich vor. Was sich schließlich zur bloßen Virtuosität der Illusionsmalerei versteigt, die jede Interpretation vorwegnimmt.

Weil aber die Arbeit des Künstlers eben darin besteht, die wirkende Wirklichkeit darzustellen, zu der er selbst sich durch alle historischen zufälligkeiten und Alltäglichkeiten und Bedingtheiten hindurch befreit hat,  denn nur so kann er das Wirkliche/Wirkende als es selbst darstellen, es damit nämlich das Wirkende SEIN LASSEN, real gegenwärtig, also bietet er dem Betrachter die pure, reine Welt des Wirklichen dar. Insofern wirkt die Kunst reformierend, immer wieder reformierend, und bewirkt ein neues Lebendigwerden des Wirklichen im Alltäglichen weil in der (Erinnerungs-)Gegenwart in der Persönlichkeit des Betrachters.

So wirkt Kunst tatsächlich kathartisch, aus den Zufälligkeiten des Lebens herausschälend, zu den eigenen Ursprüngen reformierend, und wird so zur Quelle einer Kultur. So wird ihr eigener Ursprung, der Kult, in exakt derselben (wenn auch im Christentum sakramentalen, also das Transzendte real gegenwärtig sein lassende) Wirkweise die Menschlichkeit erst aufbauend, die es ohne Kult, ohne Religion nicht gibt. Die Liturgie, der Kult, ist also das höchste Kunstwerk, und es ist Ausgangspunkt jeder Kunst und jeder Kultur. Ohne Religiosität - wenn auch in gewisser Beschränktheit: ohne bewußte Religion - ist Kunst überhaupt nicht möglich.




*Also wird auch von dieser Seite her verständlich, daß das Denken ohne Wahrheit zum einen nicht "denkbar" (sondern eine unfreie oder willkürliche Art von Gedankenbildung) ist, zum anderen einen sittlichen Akt darstellt. Denn das Zurückführen auf die letzte Wirklichkeit - in der Wahrheit - ist eine sittliche Anstrengung. Das Denken bzw. der dahinter stehende Akt der Auflösung aller Widersprüche, der Zurückführung des Vielen ins Eine, alles Umfassende, kommt erst dann zur Ruhe,  wenn es dieses Eine, alles Umfassende gefunden hat. Durch alle Weltzufälligkeiten hindurch. So ist Augustinus' Wort auch in aller Verquickung mit der Sittlichkeit und der Tugend verstehbar: "Unruhig ist mein Herz, bis es ruhet in Dir."




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Richtungsumkehr

Einer der verständnisförderndsten Grundgedanken Voegelins in seiner Untersuchung über die babylonischen und ägyptischen Frühkulturen ist der, daß die Menschen was immer in ihrem Leben passiert ist, was immer sie vorfanden, in einer einheitlichen Gesamtordnung erlebten. Also nicht Gebiete trennten. Das betraf auch die Politik. Die menschliche Lebensordnung war also wie alle Ordnung, in der die Welt erlebt wurde, und die mit den Zeiten immer mehr erkannt wurde, ein Abbild der kosmischen Gesamtordnung. Dies läßt sich auf jeden Fall auch von sämtlichen übrigen Frühkulturen der Welt annehmen, wie China.

In den Festen und Feiern, in den religiösen Liturgien wurde diese Gesamtordnung wie ein Quell dargeboten, von dem alle, die teilnahmen - und teilzunehmen war also Pflicht wie Bedürfnis jedes Bewohners - schöpften. So wurde die Gesamtordnung in jede Teilverrichtung des Lebens hineingetragen. Denn in den heiligen Feiern, deren allerzentralsten Teil der Herrscher als Vertreter Gottes zu vollbringen hatte, Priester und König in einem, wurde die Gesamtordnung repräsentiert und verehrt, in der alles nach Gottes Willen vorging und - vorgehen sollte. So war jede menschliche Tat gerechtfertigt.

Dies ist aber genau der Sinn jeder Feier, und jeder Liturgie: In der Teilnahme nimmt der Nicht-Zelebrant, der Mitfeiernde, den kosmischen Sinn in sein Leben hinein. In Rhythmus, Struktur, Ordnung der Heiligen Feiern, in deren spielerischem Ernst wird so sein Leben selbst gestiftet. Nicht er ist es, der stiftet - sondern das Leben wird ihm gestiftet. Er nimmt es ehrfürchtig an, und trägt es in seinen Alltag.

Wie verrückt mutet da das Bestreben an, wie es heute so vielfältig zu beobachten ist (man denke an die Art, wie katholische Gottesdienste oft schon gefeiert und vor allem: verstanden werden), in denen sich der Einzelne als Stifter von Ordnung und Heil sieht. Meint, Form und Inhalte seiner zentralen Lebensfeiern selbst bestimmen zu können. Dies korreliert natürlich mit dem Phänomen der Selbstvergottung, das als vielleicht tragischeste Frucht einer verirrten Gegenwart zu erfahren ist. Wo der Einzelne sich selbst, in seiner Eigenmächtigkeit, als Weltenschöpfer sieht, der sogar das Wesen der Heiligen Feiern zu bestimmen habe, aus dem dann die Welt durchformt und wirklich wird. Als freche Herausforderung an den Kosmos.




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Samstag, 30. August 2014

Die Aufgabe, Realitäten hinzubiegen (2)

Teil 2) Zusammenhänge mit Militärstrategien - Warum die USA ihre Wirtschaft viel mehr brauchen, als ihre Feinde






Tatsache ist, daß die Weltmacht der USA extrem - und zwar sehr weit mehr als bei anderen Staaten - von ihrer Wirtschafts- und Finanzkraft abhängt. Denn strategisch, kampftechnisch ist seine Militärmacht, die dem Land zugleich seine wirtschaftliche Dominanz sichert, in höchstem Maß von Logistik und Materialmengen abhängig. Das hat v. a. mit der Kampfesweise zu tun, die eine substantielle Auseinandersetzung, einen Krieg mit anderen Staaten gar nicht aushält, deshalb auf den ersten Moment einer erdrückenden Materialmacht setzen muß. Mit enormen Kollateralschäden und extrem schlechtem Kosten-Nutzen-Verhältnis. Während die Kampfmoral der Soldaten selbst "schwierig" zu bewerten sein dürfte.

Aber so technisch hochgerüstet die USA auch sein mögen, so haben sie sich neuen Verletzlichkeiten ausgesetzt, die manche höchst bedenklich sehen. Weil sie damit gegen die oft simple², wenn nicht primitive (mehr menschenbasierte) Gegenwehr gar nicht gerüstet sind, zum einen, und weil sich zum anderen ein völliger Paradigmenwechsel in der Militärtechnik abzeichnet, der die bisherigen Säulen der globalen US-Militärmacht - sämtliche konventionellen Waffensysteme - einstürzen läßt. Beide Arten der Kriegsführung der USA sind aber in höchstem Maß von einer Logistik abhängig, die sie weit verwundbarer macht als allfällige Feinde. Denn den hohen Materialverschleiß der US-Kampftechnik unter Kriegsbedingungen sichern zu können wird immer fragwürdiger. Speziell im Einsatz gegen Menschen versagen diese Waffensysteme prinzipiell, weil Menschen unberechenbar sind, die Waffen aber hochgradig berechenbare Ziele und Reaktionen brauchen.

Noch eine Reihe von Verwundbarkeiten aber ergeben sich aus dieser technischen Hochrüstung. Für die meisten Waffensysteme braucht es etwa Spezialisten mit jahrelanger Ausbildung und Erfahrung. Mit einer Armee aus Rekruten ist da nichts mehr zu machen. Oder: Es ist schon jetzt ein Problem, Leitsysteme in der nötigen Zahl, um sämtliche Ansprüche zu koordinieren, zur Verfügung zu stellen und zu schützen. Bisher wird von den Kampfschauplätzen noch sehr häufig reinstes Chaos vermeldet. Ohne diese Elektronik aber - niente.

Dabei hat ein gelungener Streich gegen ein solches Datenzentrum fatale Auswirkungen auf die Kampfkraft der betroffenen Kampfeinheiten. Völlig auf Elektronik angewiesen, sind sie mit einem Schlag blind. Gerade die mächtigsten Waffensysteme sind schlagartig ganz oder eingeschränkt unbrauchbar. Von Schlägen gegen zivile Dateneinrichtungen (Banken, Luftraumüberwachung) in der Heimat gar nicht zu reden. Schon jetzt ist in Kampfsituationen das Ringen einzelner Kommandanten um die lebenswichtigen Datenzentren bekannt, deren die USA derzeit zumindest noch zu wenige hat. Das ist alles bereits passiert.

Oder: Weltweit wurden mittlerweile dutzende Raketensysteme entwickelt, viele in kleinen Stückzahlen, alle aber mit eigener Technik. Niemand weiß derzeit, ob trotz des Hochdrucks, mit dem die US-Militärs an aufwendigen Abwehrsystemen basteln, wirkliche Abwehr gegen alle möglich sein wird. Oder: Je mehr Maschinen - und das wird allgemein als Zukunft des Schlachtfeldes gesehen - eingesetzt sind, desto umfangreicher wird der Nachschub-, Energie- und Materialbedarf. 

Aber Schiffe, Flugzeuge und -plätze und vor allem Häfen sind die verwundbarsten Stellen einer unabdingbar äußerst umfangreichen Logistik. Und wenn auch die Zukunft der Kriegsführung jeden Starwars-Film in den Schatten stellen soll - gerade (!) diese hochtechnische Kriegführung der Maschinen ist ohne gesichertes Terrain, ohne starke Landstreitkräfte nicht durchführbar. Und genau das ist die größte Schwäche des amerikanischen Systems der Rücksichtslosigkeit und Ignoranz gerade fremder Kulturen und Staaten.

Apropos Verwundbarkeit: Zwar kann in der Hochrüstung kein Staat der Welt mithalten, aber bereits jetzt sind vor allem Kleinwaffen mit ausgefeilter Technologie überall in Gebrauch. Nichts ist so leicht zu treffen wie ein Tankschiff - etwa mit einer französischen Exocet, wie sich bereits gezeigt hat. Ausgezeichnete Waffen und Munitionssysteme, die amerikanischen High-Tech-Waffen durch ihre Zerstörungskraft gewachsen sind, sind enorm billig geworden. In Massen weltweit verbreitet stehen sie auch kleinsten Armeen und Kampfgruppen zur Verfügung. Die gar keine großen Atomraketen brauchen, sondern jeden Handkoffer oder Eierkorb mit einer Bombe bestücken können. Die kriegerischen Auseinandersetzungen der letzten Jahrzehnte haben bewiesen, daß die US-Armee immer wieder von einfallsreichen Feinden überrascht werden kann. Das wird egal welche Informationstechnologie nie lückenlos voraussehen können. Immer wird ihr der Mensch voraus bleiben.

Dazu kommt, daß je hochwertiger die eingesetzte Technik ist, sie auch rein technisch umso anfälliger wird. Dann nützt es plötzlich herzlich wenig, wenn US-Soldaten mit einer Ausrüstung im Feld stehen, die zwar pro Soldat 27.000 Dollar gekostet hat (zum Vergleich Deutschland: 7.000 Dollar), aber nicht mehr einsatzfähig ist. Oder mit jedem Handy überrundet wird.**

Nicht zufällig ist das US-Rüstungsbudget mit seinen 600 Millarden Doller jährlich höher, als die restliche Welt zusammen für Militär auszugeben bereit ist. Aber sie zeigt etwas anderes, nehmen wir es nur metaphorisch: Es zeigt, daß die USA eben alles außerhalb ihres Landes, nämlich die gesamte übrige Welt, als Gegner, ja als Feind auffaßt.



Nächsten Samstag Teil 3) Der amerikanische Weg hat sich auf 
ALLES ODER NICHTS eingeschworen


²Um es an einem Beispiel zu demonstrieren: Die Sowjetunion wurde in Afghanistan mit solchen einfachen Mitteln zermürbt. Sie konnte nie Macht entfalten, lediglich im Einzelfall durch Materialüberlegenheit Schaden anrichten. Aber einfache Sidewinder-Abfangraketen, die jeder Taliban schultern, in Verstecke tragen und abfeuern konnte, haben ihre Luftwaffe, die nominell alles niederbomben konnte, so schwer getroffen, daß sie nie flächendeckende Überlegenheit entfalten konnte. Ähnliche Beispiele gibt es aus dem Irak-Krieg der USA. Und Vietnam hat es ohnehin vorexerziert. Militärberichten zufolge sind aber auch etwa die heutigen hochkomplexen elektronischen Kampf- und Feuerleitsysteme schon durch Nebel oder Staub oder Wetterunbill so anfällig, daß ihr Kampfwert in einer Lage fragwürdig ist, wo man nicht bestimmen kann, wann man sie wie einsetzt. Im Serbienkrieg wiederum hat sich gezeigt, daß die Serben auch mit einfachen Waffensystemen fürs Radar "unsichtbare" Stealth-Bomber vom Himmel holen konnten. Derzeit, so Militärfachleute (denen der VdZ seine "Weisheiten" entlehnt), ist die Kriegstechnik eben völlig im Umbruch. Weil die bisherige Technik kollabiert.

**Es gibt im Internet abrufbare (auch amerikanische) Militärdossiers, die höchst plausibel klingen, und den USA nur noch eine einzige Waffe wirklich zugestehen: die der Abschreckung, die des Mythos von ihrer materiell-technischen Überlegenheit, die sie tatsächlich seit dem 2. Weltkrieg nominell so überlegen macht daß kein Land der Welt sich ein Aufholen leisten könnte, und dem Glauben, daß sie sie rücksichtslos und sofort einsetzen. Daß die USA in einer Auseinandersetzung bereit sind, JEDES nur denkbare (materielle) Mittel schrankenlos zu verwenden, um jeden Gegner in einem vernichten sollenden Erstschlag zu erdrücken. Auch hier also zeigt sich deutlich der Zusammenhang zwischen Volkscharakter, Religion und Ethik, und politischem (militärischem) Agieren. 

Deshalb hat sich die USA seit Jahrzehnten - auf die Medien, auf die Propaganda, auf die mentale Manipulation konzentriert. Der amerikanische "Demokratismus" ist dabei eine Universalwaffe, die die Gegner "auflöst", sodaß man sie gar nicht erst militärisch bekämpfen muß. Hier bestehen direkte Zusammenhänge zwischen unterbewußten Archetypen des amerikanischen Volkes, und seinem Auftreten als Militärmacht. Aber eben dieses Charakterbild zeigt auch eine Struktur, die wenn sie in die Enge getrieben wird, wenn sie Angst haben muß, daß ihrem Selbstbild von der Umwelt widersprochen wird, analog zum Borderline-Syndrom, und in dialektischer Reaktion darauf, um sich zu schlagen beginnt.






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Auch der Abend ist vergangen

Die Engel Gottes mögen Dich behüten - Gute Nacht!

Zoltan Kodaly








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Freitag, 29. August 2014

Wenn die Wahrheit sich einmal sehen läßt

Zwei Aspekte sind im umfassenden Bericht über die Mißbrauchsfälle von Rotherham in Mittelengland (Yorkshire) am interessantesten. Der Fall der (nur von 1997 bis 2013 geschehenen) konservativ geschätzten 1400 Mißbrauchsfälle reiht sich keineswegs ein in die naiven Vorstellungen von Mißbrauch und Vergewaltigung, in denen sich abgeblendete Realitätsflüchter diese Dinge vorstellen. Denn als zweites wird auf erschütternde Weise die hier immer wieder aufgestellte Behauptung des VdZ gestützt, daß Mißbrauch überhaupt noch ein als Einzelfall emprisch konstatierbares Verbrechen ist, sondern ein Problem unserer gesellschaftlichen Richtung.

Wer da aufgrund der Presseberichte hierzulande erwartet hätte, daß da Pakistani (und die sind als Haupttäter festgestellt, zum Teil auch bereits zu Haftstrafen verurteilt) in grobschlächtigem Auftreten sich brutal - vielleicht mit sabbernden Mäulern und Schlitzmessern in Händen - über arme kleine Mädchen hergemacht haben, hat ein Wirklichkeitsproblem. Auch wenn es die Zeitungen zumindest tendentiell meist so berichten, weil man sich das halt so vorstellt. Sie hätten den Bericht lesen sollen, was wirklich wie passierte.

Vielmehr waren nämlich diese Fälle getragen von einem unsittlichen Gesamtmilieu dieser heruntergekommenen Industriestadt mit einem Drittel Arbeitslosen, das aber keineswegs nur für Rotherham gilt, und auch nicht einfach mit den sozialen Problemen der Stadt oder als Einzelfall erklärbar ist (dazu weiter unten), sondern viel weiter verlängerbar ist als in dieser Industriestadt, die lt. Wikipedia einmal für die hohe Qualität seines Stahls berühmt war.

Wo selbst viele Taxifahrer - Nicht-Pakistani, Engländer - ihre abstoßende Rolle spielen. Dazu kommt natürlich ein für diese Komplexität (aber nicht nur dafür) völlig überfordertes, da und dort dann auch direkt versagendes System der Sozialarbeit und Kinderfürsorge, wie es in der Praxis einfach nie ausbleiben kann. Das es niemals schaffen kann, das Ausmaß an Gefährdung wie in solchen Fällen abzublocken. Genauso wenig wie die Schulen, die man für weitere Prävention noch strenger in die Pflicht nehmen will. Weil aber diese Übergänge empirisch so "schleichend", in so viel Normalität gebettet passieren, war auch hier die Reaktion etwa der Polizei, der Stadtverantwortlichen, der Bewohner der Stadt scheinbar oft so nachlässig und ignorant. Die Rücktritte seitens der Stadtverwaltung, die dem Druck der englischen Öffentlichkeit zu verdanken sind, helfen da wenig.

Aber auch damit muß man aufräumen, daß diese Geschichten nur Töchtern (und wenn auch in geringerem Ausmaß auch Söhnen) zerrütteten Familien oder "typischem" Ausländermilieu der untersten Schichte passiert sind. Zwar oft, ja, aber keineswegs so, daß man bei anderen Fällen von Einzelfällen sprechen könnte.

Vielmehr sind diese Kinder und Jugendlichen auf höchst subtile Weise fast ausnahmslos verführt worden. Und so mehr oder weniger rasch in eine Situation gerutscht, in der sie die Lage endgültig nicht mehr überblicken konnten, und ERST DANN kamen auch Faktoren wie brutale Gewalt und Erpressung ins Spiel. Liest man die geschilderte Systematik dieser Verführung, so kann einem bei offenem Blick erst klar werden, daß was hier passierte nur eine etwas überhöhte, durch den Ausgang der Geschichte nur scheinbar so deutlich gewordene Geschichte ist, die aber das Wesen der Gegenwart beleuchtet. Die Schleusen, die sich hier so erkennbar äußerten, sind aber weit größer und längst geöffnet. Allgemein.

Man hat diese Kinder und Jugendlichen, vorwiegend Mädchen, aber auch Jungen, höchst effektiv mit der Selbsttäuschung gelockt, die man ja nur wenig anstoßen muß, daß sie die Situation völlig im Griff hätten. Ja, daß sie erwachsen, selbständig wären, bewiesen durch die Aufmerksamkeit der Erwachsenen, die sie als Geschlechtspartner ansahen, nicht mehr als Kinder, als vollwertig, als Geliebte, denen man eine Wohnung versprach, die man mit Handy und allem möglichen Konsumkram beschenkte. Sodaß sich nicht wenige (siehe den Bericht) geschmeichelt fühlten, wenn sie intime Photos machten und verschickten, stolz darauf waren, einen Partner zu haben. Der sie zu lieben vorgab, zu heiraten versprach, etc. etc. etc. Die schließlich ihrem Elternhaus den Rücken kehrten, ausrissen, weil sie nun selbst ihr Leben in die Hand nahmen, wie sie glaubten. Weil sie hier auch mit Alkohol und Drogen ihre Selbständigkeit dem Leben gegenüber beweisen konnten.  Entsprechend wurde bei polizeilichen Interventionen immer wieder entlastend die Freiwilligkeit der heute als "Opfer" Erkannten reklamiert und auch konstatiert. Auch von der Polizei. Die "wollten" gar nicht weg! Erst zumindest. Viele waren einfach als Fixer und Alkoholiker eingestuft, und als auf eine Weise promiskuer, die ja heute alles andere als ungewöhnlich ist.

So wurden sie geschickt aus ihrem sozialen Umfeld herausgelöst, in ein neues eingebunden, in dem ihnen aber endgültig alle Kriterien fehlten, sodaß sie die neuen, angebotenen Wertegerüste, ja das was doch so allgemein heute ist, nur aufgriffen. Was, bitte, macht heute etwa die Schule in unseren Landen anderes, wenn sie unter dem Giftwort "Chancengleichheit" jede soziale Herkunft, jede Identität auszulöschen versucht? Was machen Lehrer anders, die dem Willen der Eltern widersprechende Werte implantieren, "weil es der Lehrplan so vorschreibt"? Die die Kinder gezielt und direkt lehren, daß sie sich nicht an die Anweisungen der Eltern zu halten hätten, daß Gehorsam ein faschistisches Verbrechen ist? Daß sie ihren Lebensentwurf selbst bestimmen müßten? Vom Umgang mit Sexualität und ihrer Bewertung gar nicht zu reden. Die Beispiele, die der VdZ seiner Erfahrung entnimmt, ließen sich noch lange weiterführen.

Eine enorme Rolle im Rekrutieren dieser jungen Mädchen spielten dabei die social media. Und junge Burschen, die quasi als "Türöffner" diese Mädchen kontaktierten, so wie ein junger Bursche heute wohl ein Mädchen kontaktiert, der "harmlose" Bekanntschaften sucht.

Aber diese Harmlosigkeit - und das soll hier ausgesagt werden - gibt es längst nicht mehr. Sie ist keine Kategorie des Erlebens, sie ist nur im Bezug auf die Ontologie, sie ist nur mit entsprechender Anthropologie feststellbar. Mit der heutigen Anthropologie jedensfalls nicht mehr. In der alles das, was hier dann als Mißbrauch schließlich identifiziert wurde aber so harmlos einleitete, als normal, ja sogar als richtig gilt. Ja diese Vorstufen zum Mißbrauch sind längst zum Normalitätsdruck ausgewachsen. 

Wo es normal ist, Dinge zu tun und tun zu dürfen (weil die Eltern in derselben Täuschung leben, wie die Lehrer, die Sozialarbeiter, die Polizisten ...), die eben keineswegs dem Wesen des heranwachsenden Menschen gemäß sind. Dessen Urteilsvermögen eben heranwachsen muß, keineswegs "aus ihm selbst" erwächst. Denn Mißbrauch ist - sieht man von brutalen Gewaltakten ab, aber die sind die Ausnahme, ja die sind harmloser, weil identifizierbarer, von sich abstoßbar - keineswegs eine Kategorie, die sich empirisch direkt feststellen läßt. 

Der bloße Akt, der etwa den sexuellen Mißbrauch beschließt, wird keineswegs als Vergehen erfahren, und zwar je jünger, desto weniger. Der Fall Rotherham wäre kaum aufgefallen, wenn er nicht in nahezu allen Fällen in wirkliche Brutalität ausgeartet hätte, mit denen die Mädchen bzw. Jungen zu Dingen gezwungen wurden, die schließlich doch ihr empirisches Erfahren des Normalen überstiegen. 

Mißbrauch aber ist eine Frage der Reife des Selbst. Da hilft kein noch so durchdachtes Präventionsprogramm, das ja auch in Rotherham instaliert war, nun eben verbessert werden soll. Es gibt keinen wirklichen methodischen Schutz vor Mißbrauch, sieht man von elterlichen Verboten ab, die durch Gehorsam verankert auch befolgt werden, ohne daß das Kind noch weiß, warum. Dazu bräuchte es eine kulturelle Norm, die gezielt in den letzten Jahrzehnten abgebaut und vernichtet wurde. Von genau jenen, die nun als Sozialarbeiter und Oberempörer auftreten, und noch mehr Sozialfürsorge fordern. Nur eines hülfe: Verantwortung. Die nicht erst ansetzt, wo ein Sozialprogramm beginnt. 

Aber wenn wie heute schon Kinder behandelt werden, als wären sie Erwachsene, wenn sie sich im Mittelpunkt erfahren, dem jede Aufmerksamkeit zu schenken ist, der in allem ernst und für voll genommen wird, weil sie alles dürfen, was die Welt eben so anbietet, die erzogen werden daß die Normen ihres Handelns "in ihnen selbst" liegen, sie ihrem eigenen Wesen nicht erst nach- bzw. einwachsen müssen ... das klingt schon sehr wie die Initialgeschichten von Rotherham. Wo eine Limousine oder ein Taxi vorfuhr, um die "Geliebten" (auch 11-, 12-, 13jährigen) von der Schule abzuholen, wo weltweite Reaktionen auf ihre intimsten Photos eintrafen, und die Mädchen geschmeichelt vor der Welt mit ihrer Erwachsenheit auftrumpften.

Sie meinen, werter Leser, daß das übertrieben wäre, zu radikal gesehen? Dann darf der VdZ anraten, sich einmal etwas mehr mit aktuellen oder in Buchform vorliegenden vergangenen ethnologischen Berichten auseinanderzusetzen. Die nämlich zeigen, wie das, was wir heute als Mißbrauch deklarieren, bei vielen Völkern und Sozietäten völlig normaler Alltag war, und sogar noch immer ist. Weltweit. Und nicht einmal auf einzelne Religionen einschränkbar. Weil es mit der sittlichen Höhe einer Kultur zu tun hat (was durch öffentlich geltende Moral keineswegs zutreffend beschrieben ist, wie man beim Puritanismus etwa, aber generell feststellen kann). Nicht mit der Gier einiger Einzelner, die ein Verbrechen begehen, sodaß das Übel beseitigt ist, wenn man diese und jene hinter Gitter schiebt. 

Rotherham war ein Dammbruch? Wir stehen im gesamten Westen mitten in einem Dammbruch. Rotherham ist die konkrete Darstellung eines Kräftegefüges, das wir nur dann erkennen, wenn es einmal über bestimmte Stränge schlägt. Dann schlagen wir erschrocken bestimmte Symptome tot. (Wobei - political correctness hin, political correctness her, es ist ja auch hier viel komplexer - in diesem Fall das Böse zu identifizieren half, daß die Täter schmierige, sogar muslimische, und weiß Gott dunkelhäutige Pakistani waren ...) Den Druck dorthin aber bauen wir täglich weiter auf. Und oft genug exakt mit dem, das diese Symptome verhindern soll. Weil auch bei uns Mißbrauch bereits ein alles durchziehender Grundzug des Miteinander geworden ist.

Mißbrauch aber ist ein Grundschema der Unfreiheit, das sich auf alle Lebensbereiche erstrecken kann und erstreckt. Wo der Mißbrauchte in den Glauben versetzt wird, er selbst würde das, was ihm geschieht, wollen. Wo das Gegenüber dazu gebracht wird, tatsächlich etwas "zu wollen", zu etwas zuzustimmen, was ihm in seinen tieferen und damit wesentlichen Wurzeln aber schadet. Worauf er aber erst mit der Zeit draufkommt. Weil das, worüber "er" hier entschieden hat, seinen Entscheidungshorizont (der ja bewußt auf seine momentane Verfaßtheit und Gefühligkeit reduziert wird) weit überstieg, und nur mit entsprechend geistigem Rüstzeug bzw. mit ausgereifter Vernunft erkennbar wäre. So, wie die Kinder in Rotherham, die irgendwann nur noch zu leiden begannen, und heute zu einem großen Teil als psychisch schwer geschädigt angesehen werden müssen. Daß wir diesen Grundvorgang, der unser alltägliches Leben bereits in Permanenz bestimmt, so auf Sexualität und Einzelfälle wie hier einschränken, ist selbst bereits eine Aussage.




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Kultur


Gesehen auf everyday_i_show




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Donnerstag, 28. August 2014

Der Konflikt mit den Juden

Niemals wäre es Juden oder Palästinensern eingefallen, übereinander herzufallen. Sie lebten nicht nur Jahrtausende miteinander, sondern die Bewohner Palästinas verstanden sich immer als Nachfolger und Erben der biblischen Völker dieses Raumes. Da entstand eine seltsame Idee. Manche nannten sie dann "Zionismus". Und Großbritannien begann sich für das Land zu interessieren. Plötzlich wurde Land und Nation zu einer Idee, die alles auseinanderriß.







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Mittwoch, 27. August 2014

Wissenschaft kontra Klimawandeltrottel

Einen wissenschaftlich ausgezeichneten, weil einfach - nüchtern wissenschaftlichen - Artikel aus der Feder von Wolfgang Thöne fand der VdZ kürzlich auf "eigentümlich frei". (Auch die anderen seiner Artikel auf dieser Seite seien sehr empfohlen.)

Leider führt Thöne einen als Zwischentitel benannten Argumentezug nicht weiter aus. Den der VdZ aber für wesentlich hält. Thöne, dessen nüchterne Wissenschaftlichkeit der VdZ bereits bewundernd vorgestellt hat, hat ihn aber sicher mitgedacht. Während er den Volltext des Artikels aus Respekt vor dem Autor hier nicht einfach im "copy & paste"-Verfahren einfügen möchte. Außerdem - zu nahe sind die Gedankenlinien Thönes mit denen des VdZ.

Es betrifft aber den Nebensatz, in dem Thöne von der "Sehnsucht nach der vorindustriellen Klimaharmonie" spricht.

Denn das ist gar nicht unwesentlich. Kurz die Linie des Denkens nachgezeichnet: Klima als Weltklima "gibt es nicht". Gibt es nicht im heute behaupteten Sinn, daß es hier zu einem quasi von unten befeuerbaren, als solches erkennbaren Gesamtszenarios kommen könnte, das für die Welt als Ganze, als Gegenüber quasi, verheerende Auswirkungen haben könnte.

Sehr wohl aber gibt es - und daraus setzt sich so etwas wie Weltklima quasi zusammen - Lokalräume, und damit Lokalklimata. Diese sind als wohlabgegrenzte Räume zu verstehen. Es wurde ja schon mehrfach hier abgehandelt, daß  Luftschichten wie Flüssigkeitsblasen zu verstehen seien. Jede hätte ihre eigene Gesetzlichkeit, ihr Eigensein. An den Rändern freilich reagieren sie mit dem Angrenzenden. Aber sie tun es wie jedes Ding, jedes Seiende auf der Welt - sie tun es im Sinne einer Selbsterhaltung, einer Harmonisierung ihres Eigenzustands, innerhalb gewisser Grenzen. (Ersparen Sie dem VdZ hier Literaturhinweise, sie sind zu zahlreich.)

Natürlich also kommt es damit zu Reaktionserscheinungen. Und zwar dann, wenn eine Dumpfbackengemeinde ihren Dorfplatz zubetoniert oder für ein paar Neubauten die fünffache Menge an Grundfläche als Zufahrtsstraßen asphaltiert, weil der Bürgermeister ein paar Stimmen mehr haben und deshalb seine Potenz unter Beweis stellen möchte. Vielleicht, um eine touristische Attraktion in Form eines Asphaltstock-Platzes zu schaffen, um ein paar Euros mehr - scheinbar, sowieso nur scheinbar - einzunehmen. Oder ein seine Tüchtigkeit unter Beweis stellen wollender Politikarsch interveniert erfolgreich, daß 3 km Bachlauf im alpinen Steirischen saniert (also: in eine Betonrinne gepfercht) werden, damit endlich 12 Einfamilienhausbauer in einem prinzipiellen Überschwemmungsgebiet, die dort einst billig bauen konnten, "sicher" leben können. Was dann in den Folgejahren die weiter flußabwärts liegenden Gemeinden büßen müssen (aber die sind ja nicht mehr Bereich des Abgeordneten; und außerdem: wofür gibt es Versicherungen?) Wobei: Genau das ist das Holz, aus dem heutige Politiker fast ausnahmslos geschnitzt sind, der VdZ hat jede Menge davon kennengelernt.

Wenn das nicht durch entsprechende Ausgleichsmaßnahmen - die sich auch sofort abmessen lassen, wie Baumpflanzungen, Wassersammelflächen etc. etc. - begleitet wird, kommt es zu einer Veränderung des Kleinklimas, das ist überhaupt keine Frage. Im Tschipstal nebst der dullen Umpver wird es kühler, oder wärmer, je nachdem. Und die Klimaabfolgen werden oft recht abrupt. (Man lese die sehr einfach zu verstehenden, so klaren Schriften eines Viktor Schauberger, der sehr klar gezeigt hat, daß Klima im Kleinraum entsteht, und auch dort "abgeschlossen" ist, wenn der eigenen Hausverstand dazu nicht reicht.)

Auf die natürlich die umfassendere, quasi "nächstliegende" Atmosphärenzone REAGIERT. (Wobei: Vorsicht vor solchen Bildern; die Atmosphärenschichten reagieren höchst komplex und interessant verschränkt; man lese dazu die äußerst interessanten beiden Bände des Standardwerkes Hann-Süring, "Lehrbuch der Meteorologie") Und zwar mit ganz eigenen "Interesssen". So, wie jedes Selbstsein eben eine Art "eigenes Interesse" in seinem Wirken - ALS Selbstsein - hat.

Ausgleichend, selbsterhaltend, sie selbst (in der kosmischen Ordnung) bleiben wollend, sonst nämlich ins Nichts fallend. Dennoch. Immer diesem Prinzip des Ausgleichs folgend. Und dabei natürlich nächste weiter umfassende selbstseinwollende Räume (die kaum faßbar sind; das beweist die Meteorologie) weiter tangierend. Wenn auch abgeschwächt, ja völlig verändert, einer interssanten Prinzipienlinie folgend.* (Dazu sicher einmal mehr an diesem Ort.)

Insofern sind also tatsächlich manche "außergewöhnliche" Klimaerscheinungen gewiß zu beobachten - WÄREN SIE aber ÜBERHAUPT zu beobachten. Denn das ist schon eines der Grundprobleme der Klimaforschung. Mit dem Wechsel der Methoden ist auch ihre Aussagekraft quasi entschwunden. Mit dem Wechsel der Gesamtperspektive - hin zu einer mechanistischen Welt, die sich quasi von unten nach oben ausbaut, in völligem Widerspruch, übrigens, zu den Erkenntnissen der Quantenphysik.

Zumindest vorläufig. Denn jede Methode mißt aus diesen Gründen etwas anderes, ganz einfach. Messen hängt direkt mit der Methode zusammen. Es gibt sie nicht, die "veränderte Methode für dasselbe Messziel". Das glauben nur die halbgebildeten Menschen, und deren kann sich das derzeitige Gesellschaftsklima (das gibt es) nicht erwehren.

Und es gibt so gut wie keine durchgängige meteorologische ("Klima"-) Meßmethode.e, deren Bedingungen sich nicht entscheidend geändert hätten. Das ist die Crux in jeder Naturbeobachtung, die deshalb niemals mathematisch-technisch, immer nur geistig wenigstens halbwegs absoluten Wert haben kann.

Daß es deshalb zu kleinklimatischen Veränderungen in unseren Landen kommen kann und gekommen ist, ist natürlich unbestritten. Das würde jeder Beobachtung widersprechen. Aber schon fragiler wird jede Behaúptung, es handele sich hier um langfristige Veränderungen. Noch fragiler, es handele sich hier um "Welt-Klimaänderungen". Wenn der geneigte Leser heute eine Flasche Weines konsumiert, wird sich zweifellos sein Leberwert im Blut erhöhen. Aber das sagt noch gar nichts über das Gesamtbefinden des Organismus, ja, läßt noch lange keine Kollapsvorhersage zu!

Als der VdZ vor zig Jahren zu einer Kur antrat, bescheinigte man ihm zu Anfang Zuckerkrankheit. Nur er wußte, daß das Unsinn war, und das hat sich auch bald herausgestellt. Grund? Er hatte auf der Hinfahrt zum Kurheim Rast gehalten, und zum Kaffee eine Süßigkeit verzwickt.

Ja, zweifellos, es kam zu zahlreichen Veränderungen der KLEINKLIMATA in den letzten Jahrzehnten, Jahrhunderten. Aber das liefert noch LANGE keinen Hinweis auf eine dramatische Situation des "Weltklimas". Das, wie wir doch alle wissen, keineswegs autonomistisch agiert und reagiert, sondern selber wieder eingebettet ist ein kosmisches Gesamtsystem.

Ja natürlich gab es also im "vorindustriellen Zeitalter" ein anders Kleinklima. Welche Frage! Und andere Reaktionsverhältnisse. Aber mit "Klimawandel" im Sinne des Vollnarren Al Gore, dessen Idiotien sich zu einer wahren Weltbewegung ausgewachsen haben, weil sie so im Geist der Zeit liegen, hat das alles nicht das geringste zu tun.




*Weshalb der Verfasser dieser Zeilen ja immer wieder behauptet hat, daß die Windräder selbst Kleinklimaturbulenzen VERURSACHEN, von denen sich die vereinte Trottelgemeinde der Superguten (darunter die Teilmenge der Winradverdeppten) keine Vorstellung macht. Weil sich davon gar keine Vorstellung zu machen ist, die Gesamtmenge der Einflußfaktoren ist schon kybernetisch in ihrer Reaktion gar nicht vorhersehbar. Die meisten Tornados etwa sind absolut abgrenzbare Kleinklimaerscheinungen!







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Quantenphysik und Alltag

Subatomare Teilchen können sich in einem  Zustand nicht-aktualisierte, einander überlagernder Eigenschaften befinden. Nach aktuellen quantenphysikalischen Versuchen scheint es sogar so, liest man im Standard nach, als wären Teilchen von ihren Eigenschaften trennbar. Man  mißt Eigenschaften, obwohl das Teilchen woanders ist:
In einem Neutroneninterferometer wird ein Strahl von Neutronen durch einen Silizium-Kristall in zwei Strahlen aufgeteilt. Neutronen weisen keine elektrische Ladung auf, haben dafür aber ein magnetisches Moment. In dem Versuch wird dieser Spin der Neutronen so manipuliert, dass er in einem oberen Strahl in Flugrichtung zeigt, im unteren aber in die gegenläufige Richtung. Durch die einige Zentimeter voneinander getrennten Strahlen bewegen sich einige hundert Neutronen pro Sekunde, erklärt Hasegawa. Wenn man im unteren Pfad einen Filter einbaut, der einen geringen Anteil der Neutronen verschluckt, dann bleibt die Anzahl der am Ende gemessenen Neutronen mit Spin in Flugrichtung gleich. Baut man den Filter oben ein, sinkt die Zahl dieser Neutronen.
Allerdings kann man auch nur den Spin der Neutronen messen, in dem man ihn durch ein Magnetfeld leicht verändert, und die Auswirkungen beobachtet, die nach einer Überlagerung der Strahlen entstehen. Und siehe da: Der magnetische Einfluss, der den vorwärtsgerichteten Spin verändern soll, hat am oberen Strahl keine Auswirkungen. Am unteren Strahl, dort wo sich eigentlich keine Neutronen mit Vorwärts-Spin aufhalten, löst das Magnetfeld aber eine Veränderung aus. Das System verhält sich also so, als wären Teilchen räumlich von ihren Eigenschaften getrennt.
Das heißt, daß theoretisch Zustände eines Teilchens meßbar sind, obwohl das Teilchen gar nicht "da" ist. Eigenschaften hinwiederum sind in einem "neutralen Teilchen" nicht wirksam, Teilchen haben sie alle gleichzeitig, ohne sie spezifisch zu machen, sämtliche Eigenschaften "interferieren" und nehmen erst den Charakter von Eigenschaften "des Teilchens" an, sobald sie in einer Beziehung zu etwas anderem stehen. Mißt man Eigenschaften so mißt man "irgendetwas", das aber mit "dem Teilchen an sich" nichts zu tun hat. Dieses Teilchen "an sich" bleibt reine Möglichkeit, die jeweils erst durch Anwegung aktualisiert werden. Der Tisch ist nicht Tisch, weil irgendwelche so und so beschaffene Atome und Moleküle aufeinandergeschichtet werden, sondern diese Atome haben ihre "den Tisch ermöglichenden Eigenschaften" durch das "Tischsein", in das sie gebracht werden. Die Welt ist ein gigantisches Sinngebäude, das auch die Materie eigenschaftlich spezifiziert, und damit konstituiert. Gleichzeitig aber ist diese Potentialität nach demselben Prinzip aufgebaut, d. h. auch hier wirkt Sinn ZUVOR, auch als Potenz "Materie", auch in der Eigenschaftlichkeit der kleinsten subatomaren Teilchen.
Materie, die "etwas" ist, ist "etwas" nur, sobald es etwas "für" etwas anderes sein kann. Insofern muß man auch einer der Aussagen des Artikels widersprechen, daß nämlich quantenphysikalische Eigenschaften mit der Erfahrung des Alltags nicht übereinstimmten. Denn dies IST eine Erfahrung des Alltags, in der sich als Analogie die geistige Struktur der Schöpfung wiederfindet: Es ist der Sinn, der die Welt trägt, und der sich in die Dinge hinausspezifizeirt, immer aber dieselbe Grundstruktur des Gesamtsinns trägt. "Die Dinge grüßen einander," ist eine altbekannte metaphysische, philosophische Aussage. Aber sie grüßen einander nicht "als dies oder das", sondern "im Grüßen" werden sie zu "dem oder jenem". Es ist also gewissermaßen "das Grüßen", der Sinn, der die Dinge konstituiert, aus welchem Sosein heraus sie sich dann "als etwas" grüßen. Wobei die Kausalität der Dinge (aus Sinn) nicht in der Zeit stattfindet, kein zeitliches, sondern nur ein sinnhaftes Nacheinander ist.
Eine Leserreaktion noch dazu, die einiges auf den Punkt bringt:
Fuer die Dekohaerenz einer Superposition zweier Quantenzustaende genuegt irgendeine Wechselwirkung mit der Umgebung. Ein "neugieriges" Photon oder Luftmolekuel, das mit der Katze in Wechselwirkung tritt, da muss niemand nachsehen. Das heisst aber doch, die Eigenschaften eines "Dinges" eines "Quantums" legen sich (erst) durch irgendeine Beziehung mit etwas anderem fest, durch irgendeine Wechselwirkung. Da erscheint mir das, was oben beschrieben ist, zumindest "intuitiv" gar nicht so unnachvollziehbar. Und spannend ist auch, dass es, so denke ich es mir, scheinbar feststellbare Eigenschaften nur durch Wechselwirkung gibt. Ohne diese ist "Alles" mehrdeutig,"superpositioniert", ungreifbar...
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Dienstag, 26. August 2014

Ist ja nur Geld

Nicht zuletzt war ein Teil des Konflikts Rußland - Ukraine im Gas begründet. Rußland hatte vor einigen Jahren der bankrotten Ukraine Gas zu Sonderkonditionen geliefert, d. h. mit Sonderrabatt. Wobei der Grundpreis auch damals schon unter dem Preis gelegen ist, den russisches Erdgas in Europa erzielt. Aber das ist alles nur ein halbes Spiel. Denn der Hintergrund ist, daß die - notorisch klamme - Ukraine eine zentrale Rolle in der Gasversorgung Europas spielt. Sie hat nämlich die größten Gasspeicher Europas. Zu einer Zeit gebaut, als noch niemand daran dachte, daß dieses Gebiet einmal NICHT mehr Rußland sei. Aber das wollen wir gar nicht weiter kommentieren. 

Die Bindung der Ukraine an die EU durch Assoziierungsabkommen - nach dem Janukowitsch-Abschuß - war also keineswegs nur die Geste eines großmütigen Mannes. Dahinter stehen auch von dieser Seite handfeste Interessen. Denn Europa hängt von russischem Erdgas ab. Direkt. Unersetzbar. Derzeit zumindest, und auf Jahrzehnte nicht anders absehbar. Und natürlich, auch Rußland ist an einer Lieferung interessiert, denn traditionell ist Rußland das Land der Rohstoffe, des Handels damit, Westeuropa das des Rohstoffbedarfs. Und Rußland hat sich als sehr vertragstreuer Partner erwiesen, was immer man dem Land auch vorwerfen mag. Es weiß, daß Abhängigkeiten keine Machtpositionen sind, die man strapazieren darf. Denn eine Hand wäscht die andere. DAS ist Wirtschaft. Nicht das "catch as catch can", das der fünfte oder sechste Liberalismus, der heutige also, gerne mal ansetzt, und dabei die österreichische Schule der Volkswirtschaft so gerne überstrapaziert. Denn so haben die es nicht wirklich gemeint. So hat zumindst der VdZ Ludwig von Mises etwa nie verstanden.

Nun war einer der Bedenken Europas, mitten in diesem seltsamen Ukraine-Konflikt, daß die russischen Gaslieferungen über den Winter gefährdet seien. Das Schreckensbild von Wohnungen in Sozialbauten in Dortmund oder Kastelbrauxel, wo sich Einwohner um Lagerfeuer im Wohnzimmer versammelten, um ihre Hände wenigstens zu wärmen, während der Arsch abfriert, schwebte im Raum. Wenn die EU sich so "männlich" zeigt, und dem bösen Aggressor Rußland eine vor den Latz knallt, muß man eben damit rechnen, daß es eine zurückknallt.

Wobei Rußland ja gar nicht "knallen" muß. Denn Rußland hat nur die Gaslieferungen in die Ukraine weitgehend gestoppt. Weil die Ukraine notorisch nicht zahlt. Was für ein Aggressor,  mein Gott: will nur liefern, wenn auch die Zahlung gesichert ist! Das passiert übrigens in Wien jedes Jahr ca. 30.000 mal. Kunde zahlt nix, auch nach Mahnung - Gas futsch. (Der VdZ weiß, wovon er redet; er hatte ja auch mal andere Zeiten; in Wien, in Niederösterreich) Und dann isses kalt.

Weil aber die Leitungen von Rußland nach dem Westen, der den Hauptteil des Gases durch die Ukraine bezieht (welcher ja noch dazu schon wiederholt in der Vergangenheit vorgeworfen und nachgewiesen wurde, sie würde diese Leitungen einfach für den Eigenbedarf anzapfen, also Gas buchstäblich stehlen), zu schwach sind, um den erhöhten Winterbedarf zu liefern (der Bau einer Südlinie, "Southstream", um die Ukraine herum, wurde ja mit größtem Weitblick bislang verzögert), 

Wie aber "behebt" nun der Westen, namentlich Deutschland, diesen strategischen Nachteil, der ja sonst heißen würde: man sägt am Ast, auf dem man sitzt, in Dortmund, in Kastelbrauxel? Er kauft, JETZT, im Sommer, wie verrückt russisches Erdgas (und Rußland liefert!) - und pumpt es IN DIE UKRAINE. So schreibt es die Welt, immerhin. Deutschland füllt derzeit die ukrainischen Gasspeicher, um so das Gas im Winter wieder zurückzupumpen. (Mehr wollten die Russen ja gar nicht - daß ihr Gas bezahlt wird.) 

Denn natürlich, SO WEIT gehen die Wirtschaftssanktionen dann auch wieder nicht - Rußland die Devisen zu entziehen, die es benötigt, die es aus dem Gasverkauf lukriert. Da bleibt man lieber bei Lieferstops von hiesigen Produkten, die Rußland auch woanders beziehen kann, etwa aus Japan, sodaß manche Branchen in Deutschland allmählich das Fracksausen kriegen, denn die betrifft es sehr besonders, und es sind noch dazu die Vorzeigebrachen: Maschinenbau, Fahrzeugbau. (Den Importstop von Borschtschgemüse aus Polen kann man da nicht unbedingt dazurechnen. Die Ernsten waren in ganz Europa heuer derartig hoch, daß auch Rußland in Gemüse schwimmt; da sieht man, was der Klimawandel - dessen Proponenten allmählich sowieso die Panik kriegen, weil keine Insel versinkt, kein Land untergeht, das Eis am Nordpol nicht und nicht verschwindet - alles an Schaden anrichtet.)

Und wie nennt man das dann? Man nennt es "energietechnische humanitäre Hilfe für die Ukraine". Wie es sich eben gehört für eine christlich-humanitäre Gesellschaft. Man hilft einander einfach. Und so nebenbei erspart man sich mit geschickter Rhetorik (die in Wahrheit Schizoidität ist) die Peinlichkeit, daß die Ukraine Hilfsgelder aus Steuergeldern, die jeder Westeuropäer bezahlen muß, die schon längst in Milliardenhöhe geflossen sind, so nachvollziehbar in Waffenkäufe investiert. Hat also zwei Fliegen mit einer Klappe - Gas für den Winter, und Geld für die Ukraine. Und Gas, denn das werden die Kiewer und Lwiver ja trotzdem brauchen. Am besten kostenlos. Denn Geld hat dort sowieso keiner. Außer den Oligarchen, die sich nach 1991 alles unter den Nagel rissen, und heute bestimmen, wo in der Ukraine der Hase läuft. Oh, pardon - Verschwörungstheorieverdacht ...

Aber wie sich das doch ergänzt. Denn Geld, Geld hat der Westen in JEDER BELIEBIGEN MENGE.  Da kommt es auf ein paar Milliarden ganz sicher nicht an.

Wunder Kosmos. Wo eins ins andere greift.

PS: Vielleicht sollten sich die Wissenschaftler, die sich ja überhaupt nur noch mit Ruhm und Klarheit bekleckern, mal durchrechnen - ein hochdotiertes Forschungsprojekt der Ministerien in Wien und anderswo wäre ihnen gesichert - ob es nicht mehr Wärme lieferte, ob es nicht billiger käme, die Geldscheine, zu Briketts gepreßt, in den Kanonenöfen der Menschen zu verbrennen, als sie erst umständlich über Bilanzen und Statistiken und Pressekonferenz-Unterlagen durch die Geschichte zu schleifen. 

Natürlich nur jene Geldscheine mit männlichem Konterfei; nur von denen gibt es ja zu viel - warum hat das noch niemand entdeckt?; man weiß ja, welcher Zukunft einer allumfassenden weil gegenderten Gerechtigkeit alles in der Welt entgegengeht.



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Short history of Israel









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Montag, 25. August 2014

Gott und Welt erkannt, wie man lebt (2)

Teil 2) Wer die Grundstruktur der Welt verkennt, trifft nur noch Fehlurteile




Es kann deshalb kaum zu einem Glauben an einen alles gebenden weil STIFTENDEN Gott kommen. (Gott ist der Stifter, er ist nicht der die Schwangerschaft austragende Gebärer.) Wo der Vater schwach ist, die Mutter stark - und das ist heute allgemein - erfährt der Mensch GAR keinen Gott mehr. Deshalb sind auch so gut wie alle neuzeitlichen Religionsformen, die als solche bezeichnet werden, in ihrem innersten Grund atheistisch. Gott ist zum bloßen Wort verkommen. Er spielt aber in der realen Weltbegegnung keine substantielle Rolle mehr, ist ein Faktor im Kalkül der Gedanken, meinetwegen, aber nicht mehr mehr. Religion wird zum bloßen Gerede, erhebt sich so gut wie nie über die allererste Grunderfahrung, daß man überhaupt einem Gott gegenübersteht, dem man aber substantiell nicht genügt, hinaus. Die deshalb eine Erfahrung der Verzweiflung ist.*

In genau diesem Sinn erhellen sich auch die liturgischen Reformen der Katholischen Kirche, die dieselbe Umkehrung der Richtung, diesen selben Selbstbezug, in den Mittelpunkt stellt, und damit unausweichlich zu einer Selbstvergottung führt. Denn so erfahren die Menschen heute die Welt - sie sind ihr Ursprung. Und so erfahren sie in der Liturgie - Gott. Und zwar sehr real, denn das ist ja ihr Geheimnis, als reale Präsenz Gottes im Sakrament, in der Liturgie. Der Geist kommt in der liturgischen Praxis aber nicht mehr von außen, er soll "von innen" kommen. Das wird ausgedrückt. Deshalb ist es auch völlig logisch, daß in solchen Zeiten das Gerede von "Mystik" anschwillt. Die Liturgie der Kirche, wie sie seither stattfindet, folgt derselben subjektivistischen Selbstzentrierung, die den Erfahrungen in der Familie entsprungen sind.²

Aber genau darum ist es für solche Zeiten und Generationen äußerst schwer, überhaupt zu einem lebendigen Gott zu gelangen, zu einer wirklichen Erfahrung der Welt als aus dem Geist Gottes, aus Geist überhaupt stammend, zu gelangen. Denn wenn es auch die Gedanken sagen mögen - diese Gedanken, die nur Hinweise sind, "wo es liegen könnte", in der Logik: "liegen muß" - eine Rückbildung, eine Sanierung der seelischen Strukturen ist ein äußerst langwieriger, subtiler und schwieriger Prozeß. Dem es als Erzieher zu begleiten - und das wäre nicht nur hilfreich, es wäre notwendig, im wahrsten Sinn - noch dazu heute an Personen mangelt. Dem es aber vor allem an gedanklicher Substanz mangelt, um die Gedankenwelt in einem erste Schritt so weit abzuklären, daß sie präziser Kompass werden. Sodaß sich von ihnen her allmählich auch die Gefühlswelt läutert, weil das Urteil zu unterscheiden lernt, woher welche Gefühle stammen. 

Denn die heutige Welt ist eine Welt der Verwirrung, der Widersprüchlichkeit, die noch dazu als "Pluralität" schöngeredet wird. Deshalb braucht es in solchen Zeiten sehr klare Gedankenführungen, klare Philosophie, klaren und eindeutigen öffentlichen Diskurs. Welches Bedürfnis sich ja Demagogen so gerne zunutze machen. Um so einmal die verbalisierten Ansprüche ordnen zu können, um so einmal zu einem klaren Endbild zu kommen (das wieder nicht mehr als Verweis sein kann, nie abzuschließen ist, dessen Strukturen der eigentliche Ort des Wahren sind), und von daher allmählich auch den Lebensvollzug nach und nach umzugestalten. Um dann auch das Fleisch ordnen zu können. Damit es, von dieser Ordnung her, zur Aufnahme des Geistes fähig wird.

Das Wort, daß  alles in der Familie ansetzt, auch und vor allem in der Kirche, in der Religion, ist also streng wahr. Deshalb aber ist es auch sinnlos, ja dumm, einfach über formale Frömmigkeiten reformieren zu wollen. Wer der Kirche hierzulande noch einmal aufhelfen will, wer dem Staat, wer der Kultur noch einmal aufhelfen will, muß bei der hierarchischen STRUKTUR der Familie anfangen. Ist diese abgesichert, ist diese real verankert, werden auch jene Voluntarismen verdunsten, die dem Vatersein - über Gewalt - so viel Verleumdung eingetragen hat. Denn wenn Mann und Frau ihr Selbstsein in ihrer Zugeordnetheit nicht mehr als gefährdet erleben, sondern als geschützt, als abgesichert, wird auch Angst und Mißtrauen verschwinden, die heute der Ehen, ja des Zueinander von Mann und Frau tägliches Brot sind. 

Und Entgleisungen - die zu allen Zeiten übrigens Mißfallen und Gegenreaktionen ausgelöst haben - bleiben was sie sind: Einzelfälle.** Aber nie kann eine Gesellschaft davon ausgehen, daß nicht gefehlt wird. Ja, sie muß prinzipiell damit rechnen. Aber sie muß es zulassen, gerade das ist Humanität, sie muß es immer neu auf die Nagelprobe "Freiheit" als menschliche Bestimmung ankommen lassen. Jedes System, das Fehler im Ansatz zu verhindern versucht, endet in einem brutalen, totalitären Gewaltsystem. Ohne dieses Risiko aber kann sich wahrhafte Grunderfahrung der Welt gar nicht bilden. Und eine Gesellschaft wird an grotesken Verzerrungen, an prinzipieller Unfähigkeit zum richtigen Urteil ersticken.***




*Das ist übrigens der immer wieder bemühte Ansatz etwa der charismatischen Erneuerungsbewegungen, und wenn, dann ist dort, in dieser höchst subjektiven, und nur subjektiven, sich selbst nie genügenden, also noch nicht spirituell seienden Anfänglichkeit, eine mögliche Sinndeutung zu finden. Wo sie dieses äußerst begrenzte Feld nicht begreift, wird sie unausweichlich zur häretischen und protestantischen Freikirche. Als "Weg" ist sie auf jeden Fall nicht nur ungenügend, sondern verführt dazu, diese Erfahrung der Verzweiflung als Scheinreligiosität, die nir zu einer Religiosität findet, zu institutionalisieren.

²Und darin ist der sichere Grund zu suchen, daß die Heiligen Feiern für die Menschen völlig uninteressant geworden sind. Sie sind eine pure Enttäuschung! Denn was man erfährt ist ... man selbst, als Ursprung der Gnade. Nur - daß das nicht so ist, ist ja reale Erfahrung aus dem Alltag! Der Mensch weiß doch, und das mit Sicherheit, daß er ein schwacher Pimpf ist. Wenn er aber auch hier nichts mehr zu erwarten hat, was soll dann noch "dieser" Gott, diese Liturgie?

**So sieht das alte germanische Recht eine Reihe von Maßnahmen vor, Jakob Grimms Sammlung alter Rechtstümer ist da höchst erhellend und interessant, wie die Umgebung auf Fälle reagieren muß und darf, wenn etwa ein Mann seine familiären Pflichten verletzt oder unbotmäßig Gewalt anwendet; genauso wie bei Frauen, die ihren Platz überschreiten oder pflichtvergessen sind. Man kannte dafür aber eine ganze Reihe von "kleinen" Maßnahmen, denen es auch nicht an gewissem Humor fehlte, die sofort getroffen wurden. Etwa, indem sich die Männer eines Dorfes nachts versammelten, um einen Mann zu verdreschen, oder die Frau dem örtlichen Spott ausgeliefert wurde; etwas, das Frauen ja besonders trifft - und dann wieder vergessen wurden. Denn es konnte ... jeden treffen, weil alle wußten, daß sie fehlbare Menschen waren. Gerade am Fehlen solcher "kleiner, direkter Maßnahmen" der Ordnungspflege innerhalb einer Siedlung, Familie, Dorfgemeinschaft, eines Stadtviertels etc., krankt aber unser damit überfordertes Rechtssystem extrem.

***Eine der in zahllosen historischen Quellen und Analysen anzutreffende Erscheinung in zerfallenden Kulturen ist die schlichte Tatsache, daß eine Gesellschaft ihre Fähigkeit zu sachgerechten Urteilen verloren hat. Und das kann nicht anders sein: Wenn die Grundannahmen über die Welt falsch sind, kann auch ein Eintelding nicht mehr richtig erkannt werden. Und über die Familien (in denen ja auch Politiker heranwuchsen) verliert ein solches System, ein solcher Staat sogar, seine Fähigkeit, richtig zu handeln. Verlängere der werte Leser nur diese Aussage auf die Gegenwart, auf die "Krisenbewältigungsstrategien" der EU oder gar der USA. Wieder sei Keyserling zitiert, der die USA sogar als "Matriarchat" bezeichnet. Wir haben es hier nicht mehr mit Einzelfehlern zu tun, sondern diese Fehlurteile sind prinzipiell angelegt. Deshalb kann nur Vertrauensverlust - jeder gegen jeden - die Folge sein.

Was wovon zu halten ist (Medien?)

Das Interview ist lang, aber es ist hörenswert. Dr. Daniele Ganser hat die Geheimstrukturen der NATO zur Doktorarbeit gemacht. Es ist schwierig, die Plausibilität seiner Aussagen einzuschätzen. Dem VdZ scheint es lückenhaft und zu dünn, das sagt er ehrlich. Er hat zufällig ("_") freilich vor fast zwanzig Jahren Einblick in Strukturen europäischer - wirklicher (!) - Machtstrukturen erhalten, die ihn sehen ließen, wo wirklich Politik, wo wirklich Finanzpolitik gemacht wird. Und - das ist nicht, ja das ist überhaupt nicht das, was in den Medien publik wird. 

Diese Personen scheuen die Öffentlichkeit, leben in permanenter Angst, so verborgen wie möglich, geschützt von regelrechten Privatarmeen, Alkohol spielt eine enorme Rolle. Fern sowieso von allem, was sich Journalisten vorstellen können. Daran kratzt Ganser, immerhin.

Die NATO ist ein aggressives Kriegsbündnis, das übersieht man gelegentlich.

Interessante Aussagen, überlegenswerte Argumente. Auch über das Wesen von Geschichte und Geschichtsschreibung. Verrückt ... wurde das WTC 9/11 gesprengt? Da fliegen zwei Flugzeuge in Gebäude, und deren drei stürzen ein? Und was mit den seltsamen Insiderhändeln? Wußte man?

Mein Gott, da wären wir selbst bei Fragen wie: ob Pearl Harbour bewußt riskiert wurde. Nur ein Exempel völligen Medienversagens? Oder alles nur ein modernen Wirtschaftskriegs?

Ach, lassen wir das. Arkanum Politik! Auch solche Interviews helfen da wenig. Sie sind voller Denkfehler, haben selbst genug Widersprüche. Es geht alles um Energie und somit um Zentralismus - und dabei ist Wind-/Solarenergie ein Weg? Darf man lachen?












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Sonntag, 24. August 2014

Gott und Welt erkannt, wie man lebt (1)

Robert Spaemann knüpft auch an C. G. Jung an, wenn er in seiner Meditation zum 25. Psalm die kindliche Erfahrung in der Familie als Grunderfahrung der Struktur des Kosmos selbst beschreibt. In den Eltern, im Zueinander von Vater und Mutter, erfährt das Kind damit auch die Wesenheit Gottes, des Ursprungs der Welt, in dem sie gegründet ist, aus dem sie hervorgeht. Das Kind erlebt die Welt als aus dem Zusammenspiel von Vater und Mutter hervorgegangen und davon abhängig. Und zwar in der Polarität. Denn es selbst ist speziell zu Anfang ganz der Mutter zugehörig, und in diese Geborgenheit, diesem Einssein, tönt nach und nach das Wort des Vaters.

Erst allmählich löst sich das Kind, indem es zu sich selbst erwacht, indem es allmählich einen Ich-Begriff bildet, und allmählich ein Selbst aufbaut. Und es begreift, über Krisen, daß auch die Eltern Sünder sind, Schwächen haben, wie es selbst. Deshalb folgt auch meist eine Gotteskrise in der Pubertät, dieser Phase des Suchens nach einem eigenen Standpunkt aus dem Ich heraus, in der auch die Eltern mehr und mehr in ihrem menschlichen Sosein erkannt werden. 

So zeigt sich in den Geisteshaltungen, den Weltanschauungen der Kinder, dann, später, als Heranwachsende, als Erwachsene, ganz exakt die Struktur, die das Kind zu Anfang erfahren hat. Das ist weit weit mehr, als einfache gedanklich mögliche Weltbilder, die hier vermittelt wurden. Es ist die Struktur der Herangehensweise an alles, was an weltlichen Inhalten nach und nach auftrifft, und zu ordnen ist. Die Weise, wie es geordnet ist, folgt diesem "Archetyp", wie Jung es dann nennt. 

So also denkt dann der Mensch, wie er diese Weltfundamente erfahren hat. Er denkt in Erde und Gott, er denke in Mann und Frau als dem Wesen des Werdens und Seins aller Dinge. Hier Geist, dort die Materie, die aufnimmt und sich dem Geist nach formt.

Weil aber diese Struktur der Polarität Mann-Frau WAHR ist, also sich mit den Seinsstrukturen der Welt deckt, sie zum Ausdruck bringt, hat eine abweichende, andere erfahrene Struktur schwerwiegende Auswirkungen im Verhalten. Denn die Matriarchalität, die heute erfahren wird, läßt den Menschen den Geist als WIRKUNGSLOS (oder gar nicht vorhanden) erfahren. Das Kind erfährt den Geist, das Wort, den Vater, und damit Gott als machtlos.

Das treibt viele, ja die meisten Menschen, aus selbstevidenten Gründen, zu "wirkungsvolleren" Methoden, um Welt gründen zu können. Die Dinge gewissermaßen selber in die Hand zu nehmen. Zu Techniken, zu denen auch Gedanken gehören bzw. werden können, zu Methoden, zur Magie (als Zerfallserscheinung einer Religion), zu Methoden die "Geisterfahrung" evozieren sollen. Oder auch zum Moralismus, der Technik der Heilserlangung.

Das Denken unserer Zeit verweist deshalb exakt auf die real vorhandenen Strukturen der Familie, die sich auch in den Staat hinein verlängern. Der Autonomismus der Gegenwart, dieser Irrglaube (dem man im größeren Maßstab das zum Nebel gewordene Wort "Demokratie" umhängt), aus sich selbst heraus alles erbringen zu können, ist damit die direkte Folge der Enthauptung der Familien, wie sie durch Gesetze, als politischer Wille, seit Jahrzehnten ganz konsequent verfolgt wird. Das Kind erfährt die Mutter, die Erde, die Materie, als gleichzeitige Selbsthervorbringerin des Wortes, der Formen, die zu Gestalten der Welt werden.  Es erfährt den Vater als entselbstet und machtlos, als Teil der Mutter. (Jede Verweisung auf entsprechende Gottes- und Religionsbilder ist gefordert und keineswegs zufällig.)

Nahezu alles, was heute an Ideen und Weltanschauungen und -fragmenten durch die Luft schwebt (im wahrsten Sinne des Wortes; immerhin stammt auch das Wort "Geist/spirit" von "Atmen"), ist in dieser Verwüstung der hierarchischen - das heißt: geordneten - Polarität von Mutter und Vater, von Mann und Frau zu suchen. Die mit bloßem "Machismo" nicht zu sanieren ist, der ja nur die mangelnde Gestalterfülltheit verhüllen soll, auch wenn er im Einzelfall seine Berechtigung haben mag, als geringeres Übel sozusagen. Vieles, was als Patriarchalismus daherkommt, ist gar kein solcher, sondern entspringt der Erfahrung der Unfähigkeit, der Ungeduld der notwendigen Mühe, aber auch der Entmächtigung durch gesellschaftliche Prozesse und Gesetze, den Grund der Welt zu legen. (Ein Umstand, aus dem sich schon alleine vieles im praktischen Islam und seinen Schattierungen erklärt.) Fehlt das Wort, fehlt die Behauptung, fällt die Welt wieder ins Nichts. Das Schicksal auch der "Muttersöhnchen", der heutigen Generationen (Narzißmus wird selbst von der UN-WHO als "häufigste neurotische Störung" des Westens reklamiert), die gar keine Vatererfahrung mehr haben, die in einer Welt aufwachsen, die nur noch von der Mutter abhängt.




Morgen Teil 2) Wer die Grundstruktur der Welt verkennt, trifft nur noch Fehlurteile




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Was Musik kann

Nichts an dem Lied(text) ist logisch, oder von nichts könnte man wirklich sagen: Ja, so wäre es. Es bleibt eine Art assoziative Lautmalerei, fragmentarische Aussage, und insofern "trotz Text" weitgehend instrumental. Und doch hat Hubert von Goisern etwas getroffen, was eben nur Stimmung ist - und sie hält diese Fragmente zur (nonverbalen, immanenten, poetischen) Wahrheit zusammen. Wahr auch als Anhalte für Handeln. Man möge von ihm nur keine relevante philosophische Analyse erwarten. Aber es ist vor allem die Musik, die alles enthält, die weiß, ohne es zu "wissen".

Man überfordert deshalb gerne Musiker, die mit ihrer Musik die richtige Aussage treffen, aber sie niemals analytisch formulieren können, ja in ihren Gedankengebäuden, darauf hingedrückt, lächerlich inkonsistent sind. Sie artikulieren es eben in Stimmungen, und das ist ihre mächtig wirkende Leistung, denn der Mensch denkt und handelt aus Gestimmtheiten (die von unfreier Laune zu scheiden freilich nur wenigen gelingt), sein Sein ist Rhythmus, damit klangliches Gestaltbild. Musiker werden gar oft sogar peinlich, wenn sie diese Autorisierung in ihrer Begrenzung nicht akzeptieren, und ihr Denken die Höhe ihrer Musikalität nicht erreicht. Was oft der Fall ist.

Denn in diesem ihrem Werkmedium werden sie, die Musikschaffenden, eben frei. Indem sie sich zu dem, was in ihnen klanglich-rhythmisch chthonisch wirkt, verhalten, es im Werk herausstellen, sich damit erst selbst erkennen.

Musik ist deshalb oft viel wahrer - aber auch gefährlicher, weil leicht irreführend, denn für eine Gesamtlösung des Menschseins in der Welt reicht sie im Normalfall nicht hin - als das Denken der sie Schaffenden. Und diese sind oft viel reifer in ihren Werken, als dort, wo man sie zur Vollfigur alltäglicher Obliegenheiten zwingt. Wo sie dann rasch einmal nur unbeholfen herumtappen, weil ihnen das Medium der Alltäglichkeit - und diese soll keineswegs geringgeschätzt werden, ja sie ist der Grund und Bezugspunkt für den Künstler selbst, ohne die er sich gar nicht fände - immer fremd bleibt.

Hier scheidet sich sogar der Lyriker vom Schriftsteller, der Künstler vom Intellektuellen oder Philosophen, trotz überschneidender Mengen. Denn letztlich, letztlich ist doch alles Poesie. Was immer der Mensch weiß, ist ein poetisches Bild. Ja, nur das weiß er wirklich. Denn alles Wissen ist ja nur der Glaube, daß das "artikuliert Gewußte" auch gewußt wird. Das zu zeigen, als Fundament des Wirklichen, auch im Alltag, ist künstlerische Aufgabe, egal in welchem Medium, in dem es sich enthält und aus Formkraft Gestalt nimmt.

Gleichzeitig zeigt eine Zeit die die Gegenwart, in der allerorten und jederzeit Musik zu hören ist, Wortgeräusch, eine gefährliche Tendenz zur Irrationalität an. Als Verweigerung der Mühe der Wahrheit, die eine sittliche Forderung der Wahrhaftigkeit des geführten Lebens, nicht nur der Kritik, darstellt. Denn nur wer wahrhaftig lebt, kann auch wahrhaftig denken. Nicht nur "richtig". Nur dessen Lebenswerk ist damit auch von den wirklichen Wirklichkeiten durchtränkt und geformt. Wer falsch lebt, denkt auch irgendwann falsch. Wer sich in falscher Architektur bewegt, wird zu sich selbst gespalten. Denn er macht sich selbst taub, und spielt auf falscher Tastatur. Die man zwar zu beherrschen lernen kann, aber nur "in gewissen Hinsichten". Der Künstler und der (nur) Virtuose sind also zwei völlig unterschiedliche Charaktere und werden bedauerlicherweise oft zu wenig auseinandergehalten.

So ist der entscheidende Reifepunkt der künstlerischen Existenz ausnahmslos das Abstreifen jener Verhangenheiten, die ihn von seinem Medium, dem Wasser in dem der Fisch alleine schwimmen kann, entfremden. Sie machen sein Werk sogar verlogen oder eitel. Denn er ist nur dem Werk verpflichtet, nicht dem Publikum. Sein Kriterium darf nie der Nutzen sein. Wer mit den Augen des Publikums denkt, das zwangsläufig und richtig in seinem Lebensvollzug im Nutzengeflecht des alltäglichen Lebens steckt, hat bereits verloren. Und zwar ... sich. Das macht ihn zur exemplarischen Existenz, denn Reife beginnt immer im Ergreifen der letzthinnigen Einsamkeit in der Welt.

Wie es ein mit dem VdZ befreundeter Maler unlängst ausdrückte: "Es kommt für uns darauf an, wie man lebt. Das Werk ist dann ein Zweites, und seine Entstehung, seine Gestalt unterliegt ganz anderen, historischen Bedingungen." Seine Daseinsberechtigung erfließt aus der bewußt unnützen (als: nicht der Nützlichkeit eingeordneten) Lebensform alleine. Wie beim Mönch, wie beim Eremiten, wie beim Philosophen, wie beim Priester.







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Samstag, 23. August 2014

Die Aufgabe, Realitäten hinzubiegen (1)

Auch wenn es die FAZ als Schwächezeichen darstellt - die nunmehr publik gewordenen offiziellen Zahlen über Rußlands Wirtschaft sind keineswegs so am Boden, wie man es sich vorstellen würde, folgt man hiesigen Medien. Zwar ist das BIP im letzten Quartal nur um 0,8 % gewachsen, nach 1,1 % im Vorjahresvergleich, aber das ist nicht weniger als Frankreich, evtl. noch Spanien derzeit gelingt, von Irland, den Niederlanden, Italien, Finnland, Griechenland, Kroatien und gar Cypern (mit Rezession) aber nicht zu sprechen, deren Volkswirtschaften stagnieren. Was man auch für Österreich sagen muß, dessen ausgewiesene 0,2 % im 2. Quartal 2014 auch nicht gerade höchste Lebensfreude anzeigen.

Daran wird sich auch nicht viel ändern, wenn, wie nun passieren wird, bislang nicht berücksichtigte weil Wirtschaftsleistungen m. o. w. illegaler oder im Schatten liegender "Einkommen" manche Volkswirtschaften (wie die deutsche) einmalig um 2,6 % (nach Schätzungen) statistisch wachsen lassen wird - weil man Prostitution (ca. 13,5 Mrd. Euro), Drogenhandel und Zigarettenschmuggel und vor allem die Forschungsausgaben (die bisher als Kosten galten) in die Statistik einbeziehen wird. Erstmals wird man auch Waffenkäufe als Aktiva, als Investition betrachten. Bislang galten diese Ausgaben, die doch der Zerstörung dienten, als reine Ausgaben. Nun sind sie Sicherheitsinvestitionen. Den Schwarzmarkt generell hat man wie in Griechenland ohnehin bereits eingepreist. Der dort vor einigen Jahren das BIP um fast 10 % - statistisch - erhöht hat, was die Sanierung der Landesfinanzen gleich einmal gelungener aussehen ließ. Damit wird - statistisch - die Schuldenquote aber auch bei uns um 2,3 % sinken. Dieser Art, Erfolg zu haben, will man sich auch im Rest Europas nun stärker bedienen.* Sind wir nun auch dort, wo Keyserling die USA schon 1930 sah - bei einem enorm breiten Verlust der Vitalität? Wo aber Vitalität erlischt, ist Freiheit ihr erstes Opfer. Denn die gibt es nur als Vollzug (in Bindungen), nicht als von selbst zufallende Eigenschaft.

Vielleicht zerbricht sich also in Zukunft der Finanzminister den Kopf darüber, wie man den Kokainabsatz steigern könnte, um noch ein paar Milliardchen mehr Schulden möglich zu machen, weil das Haushaltsloch nicht und nicht zu schließen ist, und so nebenbei noch einige Kichersalven auf laafen Hausbällen auszulösen. Das riecht förmlich nach einem ICTT - International Cocain Trade Treaty. Während im Nebensaal über die Bewertung von militärischen Humanitätsaktionen im Irak gestritten wird. Dient nicht der Wiederaufbau von devastierten Siedlungsräumen ganz klar der Förderung des BIP?

Aber zurück zu Rußland. Der international ermittelte DAX der russischen Aktienwerte hat sich nämlich in den letzten fünf Jahren um 400 % erhöht, während der deutsche DAX gerade mal auf 190 % kam. Und im zweiten Quartal 2014, das bereits tief im Zeichen der Ukraine-Krise stand, sah es noch deutlicher aus: 3 % für Rußland, -5 % für Deutschland. Da haben wohl manche Investoren schon hellhörig vorhergesehen, wer sich aus welchen Märkten wegsanktionieren und wer sich welche neu aufschließen wird.

Denn Rußland war keineswegs naiv und untätig. Ja, man hat nun Entwicklungen befördert, die man als schlafende Hunde vielleicht lieber nicht geweckt hätte. So hat Rußland flugs dafür gesorgt, daß zukünftig mehr Rinderbraten aus Brasilien (dem weltweit größten Rindfleischexporteur) und Karotten aus Argentinien auf Wochenmärkten in Kazan oder Moskau (anstatt polnischer, österreichischer oder deutscher Ware) zu finden sein werden, wohin auch die Türkei flugs und unter tausenderlei Verbeugungen Gemüse anliefert. Brasilien jubelt überhaupt. Endlich kann es nicht nur Soja liefern, sondern hurtig seine fleischverarbeitende Industrie ausbauen. Schon im Juli stieg der Rindfleischexport von 29.000 auf 41.000 Tonnen, nur nach Rußland. Und auch die zu erwartenden 150.000 Tonnen Geflügel, jährlich, wollen für Tiefkühltruhen in Novosibirsk und Petersburg verarbeitet sein. Und Milch wird aus Argentinien kommen, weil sich Rußland damit kaum zur Hälfte selbst versorgen kann, sich auf Europa verlassen hat.

Dumm gelaufen für die EU, würde der VdZ sagen. Die sich nun, wie man liest, mehr auf den Export nach Ostasien konzentrieren möchte. Das hätte sie freilich längst können, zusätzlich, und - leichter. (Auch anstatt. Anstatt etwa die stark preisgestützte Ware nach Afrika zu verhökern, und die dort ansässige Lebensmittelproduktion in Schutt und Asche zu legen.) Stell Dir vor, es ist Sanktion, und die einzigen, die substantiell leiden - sind masochistische Sanktionierer.

Denn Rußland hat einen weiteren bedeutsamen Schritt gesetzt: Es hat mit China ein Währungsabkommen geschlossen, in dem beide Länder vereinbart haben, den Warenaustausch zunehmend über ihre Landeswährungen abzugleichen. Dazu gehören natürlich auch Energielieferungen. Erstmals wird also Erdöl auch in Rubel notieren, mit je eigenen Wechselparitäten, auch zu Euro, Forint, Yen und Dollar.

Und da wird's heikel. Denn seit fast 100 Jahren wird Öl weltweit nur in Dollar abgerechnet. Die USA kamen auf diese Weise zu einem gigantischen Zusatzkredit, denn jedes Land der Welt MUSZTE regelrecht Dollars kaufen, deren Gegenwert in Leistung und Ware die USA (noch) nicht erbringen mußte. Würde nun etwa Erdöl aber in Euro  - oder in Rubel und Renminbi oder Kaurimuscheln - abgerechnet, würden Dollars in die USA zurückfließen. Und dort gehörig im Bäuchlein des Währungslaufs rumoren. Also haben die USA bisher äußerst empfindlich reagiert, wenn sich so etwas abzeichnen hätte können. Manche munkeln sogar, daß die erste Irak-Intervention von entsprechenden Drohungen Husseins zumindest stark mit motiviert gewesen sein soll. Aber das ist sicher wieder nur eine dieser Verschwörungstheorien.

Doch hat sich etwa im Ölhandel einmal eine andere Währung etabliert, gibt es plötzlich weitere Bezugsgrößen, und damit neue wirtschaftliche, finanztechnische Möglichkeiten und Anreize. Dieser Schritt könnte also größte Auswirkungen haben, einen Umbruch einleiten, der die USA viel tiefer trifft, als man noch meinen könnte - in ihrem Selbstanspruch auf Weltordnungsmacht, der eng mit ihrer militärischen Kraft verbunden ist.




Nächsten Samstag Teil 2) Zusammenhänge mit Militärstrategien - Warum die USA ihre Wirtschaft viel mehr brauchen, als ihre Feinde




*Warum überhaupt Wachstum? Weil der status quo in einer (noch dazu weltweit verschränkten) Schulden- und Inflationswirtschaft, die dazu in höchstem Maß von Mathematik abhängt, in der also in Automatismen Kosten steigen und Risken finanztechnisch eine hohe Rolle spieolen, nicht anders erhalten werden kann. Statistisch, und real.

Aber es gibt noch ein anderes, und viel grundlegenderes, aber meist völlig vergessenes Argument für die Bedeutung von Wachstum - als Indikator. Menschliches Leben heißt, sich schöpferisch der Welt zuwenden. Das ist der eigentliche Grund, warum sich in einer Kultur ständig alles ändert und weiterentwickelt, WENN und SOWEIT sie noch lebendig ist. Wobei das mit technischen Erfindungen oder Entwicklungen nur indirekt, aber doch auch zu tun hat. Vitalität heißt, daß der Mensch seine Lebenskreise erweitert und erhöht. Insofern bringt eine vitale Kultur auch Wachstum. Das ist der Grund, warum die Bettler- und Mystizismusbewegungen ab dem 12. Jhd. als eine sehr reale Gefahr und Indikator für Fehlentwicklungen begriffen worden waren. Aus denen sich dann definitiv der Subjektivismus als Sprengbombe Europas entwickelt hat.





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Angriff auf die Fundamente des Wohlstands

Kurzfristig erstragsorientiert gegen langfristig bestandsorientiert - auf diese beiden Pole läßt sich die Diskussion um die Besteuerung von Erbschaften reduzieren. In einem lesenswerten Artikel bringt die Welt die Standpunkte des Hamburger Volkswirtschaftsprofessors Thomas Straubhaar, die das Thema im Kern gut trifft. 

Nur wer generationenübergreifend denkt handelt auch nachhaltig. Nur wem es ein Anliegen ist, daß das Erwirtschaftete, das Vermögen auch nachfolgenden Generationen bleibt, investiert und handelt nach zeitübergreifenden Kriterien. 

Außerdem wird vergessen, daß Vererbtes aus einer Spar- und Verzichtshaltung kommt. Diese Haltung zu brüskieren, indem man nach dem Ableben enteignet, zieht schwere Schäden in der Sittlichkeit der Gegenwart nach sich. Zukünftiges Vermögen für Erben ist dabei selbst ein starker Handlungsmotivator, der den Aufbau von Werten bewirkt. Vermögen in einer Familie lebt etwa, was völlig vergessen wird, von einer Verzichtshaltung aller Beteiligten. Über das Erbe werden also Haltungen, Werte und Sitten weitergegeben. Erbteile und Eigentumsschutz sind also Eckpfeiler der Kontinuität und des Weiterbaus einer Kultur.

Von Widersprüchen gar nicht zu reden: Denn gerade in Familienbetrieben herrscht oft eine selbstverständliche  Eingliederung auch weiblicher Personen in das Berufsleben, und nirgendwo sonst wird die Vereinbarkeit von Beruf und Familie so gelebt, ohne daß es gesetzlicher Regelungen bedürfte. Nun aber will man die einen funktionierenden Strukturen zerreißen, um andere - vorgeblich - aufzubauen.

Insgesamt sorgt also die Freiheit, zu vererben, für die Kontinuität des Wohlstand eines Landes, der maßgeblich von Vermögensunterschieden lebt. Nur so ist die Diversität einer Wirtschaft gewährleistet, nur so entsteht Vielfältigkeit in Bedarf und Produktion, und zwar vor allem in höherwertigen Segmenten:  Vermögen ist ein maßgeblicher Antrieb für Qualitätssteigerung, für Leitprodukte, deren Qualitäten dann in untere Marktsegmente weiterwirken.*

Wohlstand, der in einer freien Wirtschaft entsteht, und auf einem zu schützenden Eigentum beruht. Erbschaftssteuern sind ein Zugriff auf diesen Eigentumsbegriff, der aber maßgeblichen Kitt einer solidarischen Gesellschaft darstellt. Umverteilt bringt er nichts an Gleichheit, auf die der Gerechtigkeitsbegriff eingedampft wird. Stattdessen wird eine Mentalität gefördert, die Eigentum von der eigenen Persönlichkeit trennt und zu einem Allgemeinanspruch macht, der ohne eigenes Zutun zusteht. Erbe und Geschichte werden auseinandergerissen, und damit auch die eigene Geschichte für obsolet erklärt. Gesellschaften ohne Erbe werden zu mehr Konsum und geringer Sparneigung, zu kurzftistigem Denken, statt zu Nachhaltigkeit, auch und gerade im Verhältnis zur Umwelt.

Neben oft fatalen Folgen für Unternehmen, die für die Übernehmer oft nur dadurch überhaupt zu erhalten sind, als sie Unternehmensteile veräußern müssen, um die Steuern zu bezahlen. Nur solcherart zusammengehaltene Unternehmen und Vermögen können aber eine Volkswirtschaft auch in Krisenzeiten stabil halten. Weil eine Enteignung von Erbe ein generelle Kreditwirtschaft begünstigt. Nur reales Vermögen, das in den meisten Fällen nur durch Erbe entstehen kann, vermag auch so zu investieren, daß die Zukunft nicht auch noch die Tilgung des Erwerbs zu bewältigen hat, sondern weiterbauen kann. Und es betrifft in erster Linie den Mittelstand, das, was wir "bürgerliche Gesellschaft" nennen. 

Eine Erbschaftssteuer bedeutet also in jedem Fall ein starke Beschränkung der bürgerlichen Freiheiten. Die sogenannten guten Gründe für Erschaftssteuern, so Straubhaar, verdecken hingegen in der Regel nur eines: den Neid.


*Wie konkret sich das auswirkt kann jeder erfahren, der versucht, in den ehemaligen kommunistischen Ländern hochwertige Produkte, hochwertige Handarbeit zu finden - man suche etwa einen guten Schneider, oder Schuhmacher. Vor allem gediegene Handarbeit ist in diesen Ländern so gut wie gar nicht mehr vorhanden. Mit direkten Auswirkungen auf die Qualität der Massenprodukte, die auffällig häufig ohne Know How, ohne Liebe zum Produkt selbst, pfuschartig entstanden sind. Der geneigte Leser möge einmal mit Ungarn (als Beispiel) reden, die lieber selber nach Österreich einkaufen fahren, wo sie um die bedeutend höhere Qualität der Produkte, meist sogar zu niedrigeren Preisen, wissen. Nur wo Unternehmen sich sehr an österreichischen Standards (und Kunden) orientieren, ist auch die Qualität entsprechend. Aber das alles macht nicht wundern, denn es gab Jahrzehnte für hochwertige Produkte keine Kunden. 




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Freitag, 22. August 2014

Interessante Thesen

Als einen der Drahtzieher hinter der momentanen Staatspleite Argentiniens sieht die Welt Paul Singer. Der es schaffte, aus einem Investment von 49 Millionen Dollar in 2001, als er (zu günstigsten Bedingungen Staatsanleihen kaufte) einen Anspruch gegen Argentinien in Höhe von 900 Millionen Dollar vor einem US-Gericht durchzubringen. Das klingt nach clever, das klingt nach USA-Rechtssystem, das klingt aber auch nach ...

... den Thesen etwa eines Kevin MacDonald. Dessen Buch "Kulturumsturz" (Verlag libergraphix) der VdZ zur Rezension zugesandt bekommen hatte. Darin umkreist der Autor, als Abrundung seiner Bücher mit den Hauptthesen, die Rolle jüdisch-zionistischer Bewegungen auf Politik und Wirtschaft. Das Buch selbst scheint gut recherchiert, recht glaubwürdig in den Details, die über Zusammenhänge und Netzwerke und Personen berichtet werden. Daran gibt es nichts zu mäkeln.

Und obwohl es wie gesagt nur eine Abrundung seiner eigentlichen Hauptthesen dienen soll, werden diese dennoch greifbar. Wie lauten sie? McDonald präsentiert eine Erklärung für den Antisemitismus Europas, ja der Welt. Zusammengefaßt, ist er auf einem zur Überlebensstrategie, zu einer positivistischen Identität verkommenen Judaismus begründet. Das heißt, daß der Judaismus, und im besonderen in seiner exemplarischesten Form, dem Zionismus, der zu Ende des 19. Jahrhunderts entstand, zu einer behaupteten, zweitwirklichen Identität wurde. Die ihre Nahrung, ihr Selbstsein aus dem "Anderssein" bezog. Volkmar Weiss zeigt in seinen Studien zur Intelligenz der Völker, daß darin der weltweit überdurchschnittliche IQ der (sephardischen!) Juden begründet liegen könnte. Aus der Abschließung gegen andere erfolgte eine sehr selektive "Zuchtwahl".

Der historische Weg dazu ist weit, ist lang, und erhielt seinen ultimativen Kick aus der Judenverfolgung unter Hitler. (Die man freilich selbst wieder als Reaktion auf diese Abschließung zum einen, aber - UND DAS NOCH MEHR - als Reaktion gegen deren Zusammenbrechen war, denn 1933 waren die Juden so assimiliert, wie noch nie, ja, sie wären schon weitgehend in Deutschland aufgegangen. 

Daraus zu folgern, daß die Judenverfolgung unter Hitler durchaus im Interesse des Zionismus, ja eine Überlebensfrage für diesen war, ist alles andere als obskur, es ist - zumindest: plausibel. Details möge man hier selbst recherchieren.

Die Juden definieren sich - weitgehend, nicht alle nämlich, ja, schon gar nicht alle! - nicht mehr als etwas, sondern sie definieren sich als etwas, das nicht das andere ist. Der Prozentsatz von atheistischen Juden unter ethnischen Juden ist enorm. Über Jahrhunderte hat das Judentum solcherart ganz Europa besiedelt, mit dem bewußten Vorhaben, immer "anders" sein zu WOLLEN. Nie in den Bevölkerungen jener Länder aufzugehen, die sie besiedelten. Die sie vor allem aber mit ihrer wirtschaftlichen Tüchtigkeit bzw. Funktion beglückt haben. 

Und die ist tatsächlich bemerkenswert. Denn nach dem Zusammenbruch des römisch-abendländischen Wirtschaftsraumes, des kulturell jahrtausende homogenen Mittelmeerraumes, sodaß dessen Bedeutung für das Europa wie wir es kennen gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann, war zum einen Europa gezwungen, sich auf sich selbst, auf seine Binnenräume zurückzuziehen. Gleichzeitig brach mit dem Handel, der eine Rückentwicklung zur Tauschwirtschaft durchmachte, zur kleinsträumigen Wirtschaft, wie sie Europa von 600 bis 1000 n. Chr. kennzeichnete, auch jede Geldwirtschaft zusammen. Es gab in Europa in diesem Zeitraum kein Geld mehr! Das hat jeden Versuch, eine Zentralpolitik aufzuziehen, von vorneherein unmöglich gemacht. Und zur Zersplitterung Europas - und vor allem Deutschlands - geführt, wie sie für die weitere Geschichte des Kontinents so schicksalhaft wurde.

Nur ein Volk konnte diese Barriere durchdringen, Wanderer zwischen den Religionen - die Juden. Nur Juden waren Kaufleute, die Waren nach Europa brachten, die es hier längst nicht mehr gab, die aber auch Waren zurückkauften, und damit Geld zurückließen, das Grundlage jeder zentralen Politik war und in weiterer Folge ganz Europa das Gesicht aufprägen sollte, das es noch heute hat.

Aber damit hat sich auch das Wesen des Kaufmanns (zu jener Zeit) mit dem Wesen des Judentums vermischt. Kaufleute galten bis ins 14. Jahrhundert offiziell als unehrenhaft. Jeder Christ war entsetzt, daß jemand aus der Notlage eines anderen - dem "Bedarf" - Nutzen zog und die Preise entsprechend gestaltete. Tatsache war, daß, betrachtet man etwa die häufigen Hungersnöte wegen Mißernten, die durch die Wetterunbill recht häufig, dabei regional sehr unterschiedlich waren (was die Voraussetzung solchen Handels ist) Kaufleute tatsächlich aus der Not eines anderen größtmöglichen und brutalen Nutzen zogen.

Diese Komponente kam zur Unwilligkeit der Juden selbst, sich zu assimilieren, dazu. Und darin liegen im Wesentlichen die Wurzeln des europäischen Antisemitismus. Und nur so hat sich auch eine gewisse ethnische - "rassische" - Besonderheit erhalten können, die man ansonsten vielfach hinterfragen könnte.

Kevin B. McDonald zeichnet so manche dieser Spuren nach. Und er dürfte darin ziemlich recht haben. Und insofern - ist das Buch lesenswert, und erweitert den Horizont. Relativ uninteressant, wenngleich völlig glaubwürdig, ist die akribische Nachzeichnung des Einflusses, samt zahlreicher Personennamen, zionistischer Organisationen in den USA auf die Innen- wie Außenpolitik.

Aber es erweitert eben nicht für alle den Horizont. Warum? Weil das Buch, sieht man es nur für sich, nicht als Ergänzung im Rahmen einer Ausgewogenheit des historischen Urteils, und welchem Leser mag das zuzuschreiben sein?, in eine Paranoia versetzen könnte, die dem Wesen von Verschwörungstheorien recht nahe kommt. Es verleitet zur Übergewichtung, um es präzise zu sagen.

Deren Hauptproblem fast nie ist, daß sie im Detail unrecht hat! Der VdZ glaubt eigentlich, daß zumindest die meisten der angeführten Details sehr seriös sind. Sondern sie mangeln an einer elementaren, universalen (gewissermaßen) Wirklichkeitserfahrung, die erst zeigen könnte, wie Dinge in der Welt überhaupt entstehen. Und die Welt ist eben kein geschlossenes System, bei dem es nur darum geht, die jeweiligen Ursache-Wirkungs-Verhältnisse zu kennen, dann hat man sie definitiv im Kasten.

Wer nicht in dieser elementaren und transzendenten Wirklichkeit verankert ist, dem mangelt es an jenem ausgewogenen Urteil, das erst ermöglicht, auch Details auf seine Relevanz hin einzuordnen - nicht Ordnung von den Details her zu erwarten. Das will der VdZ McDonald gar nicht unterstellen, das vermutet er eher bei so manchem "Meinungsträger", der nur noch nach Bestätigungen oft genug sehr ungewichteter, ungeordneter Thesen unterwegs ist. Wer sich auf solche monistische Einengungen beschränkt, irrt grundsätzlich, will er die Welt verstehen. Keine wahrscheinlich und tatsächlich existierenden Machen- und Seilschaften werden je in der Lage sein, die menschliche Geschichte je zu begründen und zu verstehen. Sie können sie facettieren, ja, aber sie stehen immer noch in einem weit größeren, umfassenderen Rahmen des Gesamtsinns der Welt und Schöpfung. Menschliches Tun kann wirken, keine Frage, aber es kann nie den Gesamtrahmen des Lebens ausschöpfen, ja entscheidend verändern. Es kann nur deformieren. Deshalb kann egal welche Verschwörungstheorie niemals die Welt und die menschliche Geschichte wirklich erklären. Deren Fundament und Sinn noch weit über allem menschlichen Handeln liegt.

Wer das nicht weiß, wer das nicht glaubt, wer das nicht sieht, dem verengt sich zwangsläufig der Blick, und egal welche der Theorien, deren es ja unerschöpflich viele gibt, sie wird ihm zur Dämonie, die ihn schließlich erblinden läßt.

Und damit wären wir zurück bei der Einleitung dieses Beitrags, bei Paul Singer. Singer sei, so die Welt, nämlich ein Vertreter der "Neuen Rechten" in den USA.  Auch dem widmet sich Paul MacDonald. Und zeigt überzeugend, daß die Neue Rechte der Staaten direkt mit jüdischen Organisationen und Haltungen interdependiert. Wer darin etwas Wesentliches erblickt, der mag es damit erblicken. (Der VdZ tut es übrigens nicht. Das Problem der USA liegt ganz woanders als in Teileinflüssen. Schon diese mögliche Art der Einflußnahme berührt das Problem selbst. Keyserling nennt es: tiefste Primitivität.)

Mit nichts läßt sich lügen, denn mit Wahrheiten. Das ist das Kernproblem. Wer nicht ausgewogen genug ist, dem wird dieses Buch - "Kulturumsturz" - nur Nahrung für seine Fanatismen liefern. Wer es aber ist, wer in einer Gesamtsicht der Welt ankert, die ihn unterscheiden läßt zwischen Faktenwahrheit und Wahrheit, zwischen Detail und Insgesamt, dem kann das Buch sogar empfohlen werden. Es schlägt durch seine Nüchternheit und Rationalität manche Winkel ins Licht, die man bisher noch kaum zu beleuchten gewagt hat.




*220814*