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Samstag, 16. August 2014

Zeit für Realismus (2)

 Teil 2) Wir leben in einer Welt der gemachten irrealen Annahmen



Wenn wir also seit dem ersten Irak-Krieg mit an Videospiele erinnernden Bildern erfuhren, daß amerikanische Raketen (kamerabegleitet) die Kaffeetassen in einem zehn Meter unter der Erde verborgenen Bunker treffen, dann ist es ... Propaganda. Es mag schon sein, daß so ein Treffer gelingt. Aber wenn, dann ist es einer unter ... vielen. Denn die Treffgenauigkeit, die vernichtende Wirkung ist weit geringer, als ausgegeben wird. Sie ist statistisch so und so hoch, ja. Aber das heißt genau das, was Statistik heißt: Im Einzelfall unvorhersehbar und breitest gestreut, im Ganzen hoch zufällig. Nach wie vor. Wer technische Systeme, hochkomplex, so ausreizt, muß damit rechnen - und der Leser möge es glauben: wirkliche Militärexperten (der VdZ kannte solche) wissen das! - daß nur ein höchst geringer Prozentsatz überhaupt funktioniert. Die Faktoren sind zu mannigfaltig, zu unberechenbar ist solch ein (rein technisches!) Gesamtsystem.

Deshalb ist entscheidend, daß der Mythos lebt. Daß die Menschen daran glauben! Wie rasch dieser aufgeplusterte Glaube aber zusammenbricht zeigt die Frechheit, mit der Widerstandskämpfer und Rebellengruppen in Afghanistan, im Irak, in Syrien, ja wo nicht, mit der Zeit vorgehen. Denn sie erfahren genau das: "Alle kochen mit Wasser". Im Endeffekt ist es immer der Mensch, auch und vor allem im Krieg, der entscheidet. Und wo das nicht begriffen wird oder werden will, sind die "Collateralschäden" EXTREM. Kein Kriegsschauplatz, von Vietnam bis zur Ostukraine, der das nicht bestätigt. 

Die Illusion des präzisen, "humanen", lediglich gegner- oder schädlingszentrierten Krieges (denn die Kriege der Gegenwart haben nur noch den Charakter einer Schädlingsbekämpfung) ist nicht mehr als eine Illusion, ja: sie ist eine glatte Propagandalüge. Auch im 2. Weltkrieg war Terror gegen ein Volk - nicht gegen einen Staat! Bis heute kennen die Amerikaner kein Völkerrecht, das "Staaten" als gleichrangige Kontrahenten anerkennen will - das erklärte Ziel der amerikanischen Kriegsführung ist Gegnervernichtung, nicht "Krieg". Daran hat sich NICHTS geändert.

Das Humane an jedem Krieg, egal welchen Krieges, ist, daß er eben nicht human ist bzw. in seinem auf zahllose Einzelfälle zerfallenden Gesamtgeschehen sehr rasch alles über Bord wirft, was den Menschen zum Menschen macht. Daß er die Menschen sehr rasch zum Tier macht. In diesem Wissen liegt die uralte Sitte, im Friedensfall jeden Soldaten, auch den der Gegner, der Verlierer, zu pardonieren. Zu schnell geht das alles, um in jedem Einzelfall sein Gewissen zu prüfen. Zu massiv wirken alle möglichen Antriebe und Instinkte, und zu massiv wirkt das Endszenario, das "es geht ums Ganze", in jede Einzelentscheidung.

Wer solche Kräfte noch nie gespürt hat, hat noch nie gelebt. Und daß heute immer weniger Menschen "leben", das behauptet der VdZ, und darin ist dieser groteske, verachtenswerte Moralismus zu suchen, der das öffentliche Klima des Westens bis zum Erbrechen verseucht hat. Dem jedes menschliche Maß fehlt, gerade WEIL er behauptet, so menschlich zu sein. Dafür hat man ein Völkerrecht entwickelt, dafür hat man den Krieg "kultiviert", wie Carl Schmitt es so großartig ausdrückt.
 
Die Amerikaner nähren aber seit Jahrzehnten einen regelrechten "HOAX": Sie nähren die Illusion eines "sauberen" Krieges. Puritanismus, pur! Sauber. Was immer das heißt. Moralisch gerechtfertigt, nur weil er sauber ist. Und sie tun seit Jahrzehnten - GENAU DAS GEGENTEIL. Ob Vietnam, ob Afghanistan, ob Irak, ob der Balkan, ob Libyen, ob ... ja wo will man aufhören? Es ist die Liste der Weltprobleme!

Aber sie haben die Deutungshoheit, und nur noch darauf kommt es an. Sie schießen einen Hollywood-Film nach dem anderen raus, in dem genau diese Prinzipien - "Moral geht über Recht" - verkündet und verfestigt werden. Wo verkündet wird, daß individuelles Rechtsempfinden über alles Rechtsgefüge geht, und sei es mit der Waffe in der Hand. Pure Aufstachelung zur Rebellion, im übrigen, je nach subjektivem Gefühl. Dabei - genau das spielt den Amerikanern nicht die winzigste Rolle. Und das gründet in ihrem verabscheuenswürdigen Sendungsgefühl, das nicht kollektiv ist² - diese Legende stützt das nur. Sondern das jeder Amerikaner empfindet. Von Gott berufen, er selbst, und nur er, und vor allem er, und damit IST er das RECHT. Und das haben sie über die Welt verbreitet. Und die entkleideten, nackten Europäer - und wer hat entkleidet? Sollen wir es nennen? Die ... ENGLÄNDER, das Tor der USA zu Europa - knien im Staub und beten den neuen Gott an.

Also ruft es mittlerweile auch wohl Empörung hervor, wenn man behauptet, daß die Opferzahlen von Hiroshima und Nagasaki weit (!) übertrieben wurden. Was nichts an der prinzipiellen Schrecklichkeit ändert, die - wohlgemerkt - der Schrecken eines Verbrechens ist. Dem bis heute der Ankläger fehlt. Auch die Kirche hält dazu resch ihren Mund, und das eine Schande. Bei der Abtreibung weiß sie sehr wohl, daß es eine (Tod-)Sünde ist, ein Leben gezielt zu nehmen, um ein anderes zu retten. Zu den militärischen Aktivitäten der letzten Jahrzehnten hat der VdZ noch nichts vernommen, außer halbseidenen, um nicht zu sagen: halbschwul-sentimentalen "Friedensbitten", die mehr an Pazifismus (auch das: keine katholische Haltung) als an Ethik erinnern. Wenn sich nicht mittlerweile Päpste darin ergehen, Tips zu geben, wie man glücklich werden könne, die jedes Frauenmagazin wegen ihrer Lächerlichkeit ablehnen würde, weil jedes primitive Esoterikmagazin "tiefschürfendere" Lebensweisheiten enthält. Und wenn man seine Stimme gegen Abtreibung* oder Homosexualität erhebt, wird man gerade durch und innerhalb durch und durch verrotteteer kirchlicher Kreise, denen man doch in Wahrheit längst jeden Glauben absprechen muß, in Grund und Boden gestampft.** "Ja schon, aber ..."

Statt energisch zu verurteilen. Wen? Das male sich der Leser dieser Zielen selber aus. Viele, alle, und manche gerade aus der Menge, die sich für besonders gerecht hält. Wo sind die Zeiten ...


Morgen Teil 3) Zeit für realistische Abrechnungen


*Nehmen wir den prägnantesten "Rechtfertigungsgrund" für Abtreibung an. Vom Jammer, wegen eines kommenden Kindes an den Wohlstandssegnungen der Gegenwart nur unvollkommen teilhaben zu könne, wollen wir gar nicht reden; der in Wahrheit bei der überwiegenden Anzahl der Fälle dahintersteht - Gott möge diesen menschlich-moralischen Dreck von der Erde fegen, der das gesellschaftliche Klima so dramatisch mit Schuld belastet)

**Der VdZ hat erst vor einigen Monaten den mittlerweile betagten, im übrigen erst von einer schweren Krankheit halbwegs wiedergenesenen Salzburger Weihbischof Andreas Laun bei einer Tagung in Heiligenkreuz bei Wien erlebt. Der VdZ war nie ein "Fan" von ihm, und er hält ihn nicht einmal für einen besonders klugen Kopf, und zwar mit klaren Gründen. Aber wenn einmal in der Kirche selbst ein Bischof sich rechtfertigen muß, regelrecht gemobbt wird, weil er so klar und richtig gegen die Abtreibung Stellung nimmt (im übrigen: mittlerweile durch viele verbale Kämpfe recht ausgeläutert, hoch präzise in seinen Worten), dann weiß man, wieviel es geschlagen hat. Dieses Kampfes wegen zieht der VdZ vor Laun ganz klar den Hut! "Von mir wird man nicht einmal behaupten können: Warum habt Ihr (Bischöfe) nix gesagt!" meinte er in Heiligenkreuz.






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