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Samstag, 30. August 2014

Die Aufgabe, Realitäten hinzubiegen (2)

Teil 2) Zusammenhänge mit Militärstrategien - Warum die USA ihre Wirtschaft viel mehr brauchen, als ihre Feinde






Tatsache ist, daß die Weltmacht der USA extrem - und zwar sehr weit mehr als bei anderen Staaten - von ihrer Wirtschafts- und Finanzkraft abhängt. Denn strategisch, kampftechnisch ist seine Militärmacht, die dem Land zugleich seine wirtschaftliche Dominanz sichert, in höchstem Maß von Logistik und Materialmengen abhängig. Das hat v. a. mit der Kampfesweise zu tun, die eine substantielle Auseinandersetzung, einen Krieg mit anderen Staaten gar nicht aushält, deshalb auf den ersten Moment einer erdrückenden Materialmacht setzen muß. Mit enormen Kollateralschäden und extrem schlechtem Kosten-Nutzen-Verhältnis. Während die Kampfmoral der Soldaten selbst "schwierig" zu bewerten sein dürfte.

Aber so technisch hochgerüstet die USA auch sein mögen, so haben sie sich neuen Verletzlichkeiten ausgesetzt, die manche höchst bedenklich sehen. Weil sie damit gegen die oft simple², wenn nicht primitive (mehr menschenbasierte) Gegenwehr gar nicht gerüstet sind, zum einen, und weil sich zum anderen ein völliger Paradigmenwechsel in der Militärtechnik abzeichnet, der die bisherigen Säulen der globalen US-Militärmacht - sämtliche konventionellen Waffensysteme - einstürzen läßt. Beide Arten der Kriegsführung der USA sind aber in höchstem Maß von einer Logistik abhängig, die sie weit verwundbarer macht als allfällige Feinde. Denn den hohen Materialverschleiß der US-Kampftechnik unter Kriegsbedingungen sichern zu können wird immer fragwürdiger. Speziell im Einsatz gegen Menschen versagen diese Waffensysteme prinzipiell, weil Menschen unberechenbar sind, die Waffen aber hochgradig berechenbare Ziele und Reaktionen brauchen.

Noch eine Reihe von Verwundbarkeiten aber ergeben sich aus dieser technischen Hochrüstung. Für die meisten Waffensysteme braucht es etwa Spezialisten mit jahrelanger Ausbildung und Erfahrung. Mit einer Armee aus Rekruten ist da nichts mehr zu machen. Oder: Es ist schon jetzt ein Problem, Leitsysteme in der nötigen Zahl, um sämtliche Ansprüche zu koordinieren, zur Verfügung zu stellen und zu schützen. Bisher wird von den Kampfschauplätzen noch sehr häufig reinstes Chaos vermeldet. Ohne diese Elektronik aber - niente.

Dabei hat ein gelungener Streich gegen ein solches Datenzentrum fatale Auswirkungen auf die Kampfkraft der betroffenen Kampfeinheiten. Völlig auf Elektronik angewiesen, sind sie mit einem Schlag blind. Gerade die mächtigsten Waffensysteme sind schlagartig ganz oder eingeschränkt unbrauchbar. Von Schlägen gegen zivile Dateneinrichtungen (Banken, Luftraumüberwachung) in der Heimat gar nicht zu reden. Schon jetzt ist in Kampfsituationen das Ringen einzelner Kommandanten um die lebenswichtigen Datenzentren bekannt, deren die USA derzeit zumindest noch zu wenige hat. Das ist alles bereits passiert.

Oder: Weltweit wurden mittlerweile dutzende Raketensysteme entwickelt, viele in kleinen Stückzahlen, alle aber mit eigener Technik. Niemand weiß derzeit, ob trotz des Hochdrucks, mit dem die US-Militärs an aufwendigen Abwehrsystemen basteln, wirkliche Abwehr gegen alle möglich sein wird. Oder: Je mehr Maschinen - und das wird allgemein als Zukunft des Schlachtfeldes gesehen - eingesetzt sind, desto umfangreicher wird der Nachschub-, Energie- und Materialbedarf. 

Aber Schiffe, Flugzeuge und -plätze und vor allem Häfen sind die verwundbarsten Stellen einer unabdingbar äußerst umfangreichen Logistik. Und wenn auch die Zukunft der Kriegsführung jeden Starwars-Film in den Schatten stellen soll - gerade (!) diese hochtechnische Kriegführung der Maschinen ist ohne gesichertes Terrain, ohne starke Landstreitkräfte nicht durchführbar. Und genau das ist die größte Schwäche des amerikanischen Systems der Rücksichtslosigkeit und Ignoranz gerade fremder Kulturen und Staaten.

Apropos Verwundbarkeit: Zwar kann in der Hochrüstung kein Staat der Welt mithalten, aber bereits jetzt sind vor allem Kleinwaffen mit ausgefeilter Technologie überall in Gebrauch. Nichts ist so leicht zu treffen wie ein Tankschiff - etwa mit einer französischen Exocet, wie sich bereits gezeigt hat. Ausgezeichnete Waffen und Munitionssysteme, die amerikanischen High-Tech-Waffen durch ihre Zerstörungskraft gewachsen sind, sind enorm billig geworden. In Massen weltweit verbreitet stehen sie auch kleinsten Armeen und Kampfgruppen zur Verfügung. Die gar keine großen Atomraketen brauchen, sondern jeden Handkoffer oder Eierkorb mit einer Bombe bestücken können. Die kriegerischen Auseinandersetzungen der letzten Jahrzehnte haben bewiesen, daß die US-Armee immer wieder von einfallsreichen Feinden überrascht werden kann. Das wird egal welche Informationstechnologie nie lückenlos voraussehen können. Immer wird ihr der Mensch voraus bleiben.

Dazu kommt, daß je hochwertiger die eingesetzte Technik ist, sie auch rein technisch umso anfälliger wird. Dann nützt es plötzlich herzlich wenig, wenn US-Soldaten mit einer Ausrüstung im Feld stehen, die zwar pro Soldat 27.000 Dollar gekostet hat (zum Vergleich Deutschland: 7.000 Dollar), aber nicht mehr einsatzfähig ist. Oder mit jedem Handy überrundet wird.**

Nicht zufällig ist das US-Rüstungsbudget mit seinen 600 Millarden Doller jährlich höher, als die restliche Welt zusammen für Militär auszugeben bereit ist. Aber sie zeigt etwas anderes, nehmen wir es nur metaphorisch: Es zeigt, daß die USA eben alles außerhalb ihres Landes, nämlich die gesamte übrige Welt, als Gegner, ja als Feind auffaßt.



Nächsten Samstag Teil 3) Der amerikanische Weg hat sich auf 
ALLES ODER NICHTS eingeschworen


²Um es an einem Beispiel zu demonstrieren: Die Sowjetunion wurde in Afghanistan mit solchen einfachen Mitteln zermürbt. Sie konnte nie Macht entfalten, lediglich im Einzelfall durch Materialüberlegenheit Schaden anrichten. Aber einfache Sidewinder-Abfangraketen, die jeder Taliban schultern, in Verstecke tragen und abfeuern konnte, haben ihre Luftwaffe, die nominell alles niederbomben konnte, so schwer getroffen, daß sie nie flächendeckende Überlegenheit entfalten konnte. Ähnliche Beispiele gibt es aus dem Irak-Krieg der USA. Und Vietnam hat es ohnehin vorexerziert. Militärberichten zufolge sind aber auch etwa die heutigen hochkomplexen elektronischen Kampf- und Feuerleitsysteme schon durch Nebel oder Staub oder Wetterunbill so anfällig, daß ihr Kampfwert in einer Lage fragwürdig ist, wo man nicht bestimmen kann, wann man sie wie einsetzt. Im Serbienkrieg wiederum hat sich gezeigt, daß die Serben auch mit einfachen Waffensystemen fürs Radar "unsichtbare" Stealth-Bomber vom Himmel holen konnten. Derzeit, so Militärfachleute (denen der VdZ seine "Weisheiten" entlehnt), ist die Kriegstechnik eben völlig im Umbruch. Weil die bisherige Technik kollabiert.

**Es gibt im Internet abrufbare (auch amerikanische) Militärdossiers, die höchst plausibel klingen, und den USA nur noch eine einzige Waffe wirklich zugestehen: die der Abschreckung, die des Mythos von ihrer materiell-technischen Überlegenheit, die sie tatsächlich seit dem 2. Weltkrieg nominell so überlegen macht daß kein Land der Welt sich ein Aufholen leisten könnte, und dem Glauben, daß sie sie rücksichtslos und sofort einsetzen. Daß die USA in einer Auseinandersetzung bereit sind, JEDES nur denkbare (materielle) Mittel schrankenlos zu verwenden, um jeden Gegner in einem vernichten sollenden Erstschlag zu erdrücken. Auch hier also zeigt sich deutlich der Zusammenhang zwischen Volkscharakter, Religion und Ethik, und politischem (militärischem) Agieren. 

Deshalb hat sich die USA seit Jahrzehnten - auf die Medien, auf die Propaganda, auf die mentale Manipulation konzentriert. Der amerikanische "Demokratismus" ist dabei eine Universalwaffe, die die Gegner "auflöst", sodaß man sie gar nicht erst militärisch bekämpfen muß. Hier bestehen direkte Zusammenhänge zwischen unterbewußten Archetypen des amerikanischen Volkes, und seinem Auftreten als Militärmacht. Aber eben dieses Charakterbild zeigt auch eine Struktur, die wenn sie in die Enge getrieben wird, wenn sie Angst haben muß, daß ihrem Selbstbild von der Umwelt widersprochen wird, analog zum Borderline-Syndrom, und in dialektischer Reaktion darauf, um sich zu schlagen beginnt.






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