Teil 2) Aber hier wird es natürlich erst interessant. Und - amüsant.
Denn die Sache mit der Toleranz ist ganz anders als uns erzählt wird
Zum Abschluß aber noch ein paar Details, die man durchaus als amüsant bezeichnen könnte, und die sich über die gesamte USA legen ließen: Die Untersuchungen über Vorurteile erbrachten (abgesehen davon, daß sie sehr von den konkreten lokalen Bedingungen abhängen), daß jene am "wenigsten" Vorurteile hatten, die die höchsten Einkommen und die höchste Wanderungsfluktuation AUS gemischten Vierteln aufwiesen. Sie konnten am leichtesten wegziehen.
Die
"höchste" Vorurteilsrate fand sich bei jenen, die in gemischten
Vierteln wohnen blieben weil oft genug weniger Einkommen hatten, sodaß
sie nicht wegziehen konnten und dort wohnen bleiben "mußten". Auch wurde
nicht festgestellt, daß sich die Einstellungen verändern würden, wenn
Weiße und Schwarze in gemischen Vierteln lebten, im Gegenteil, die
Vorurteilsmerkmale stiegen.
Nur
eine kleine Gruppe ist davon unterschieden, und zwar jene von Weißen,
die ein Haus in gemischten oder schwarzen Vierteln kauften. Und das ist
ja wohl kaum verwunderlich, sonst hätten sie ja dort kein Haus gekauft.
Deshalb ist auch interessant, daß die ursprünglichsten Referenzstudien,
auf die sich die Thesenvertreter beziehen die behaupten, daß
ethnisch-kulturell gemischte Bevölkerungen die höchsten Toleranz- und
geringsten Vorurteilwerte hätten ... aus Untersuchungen in Siedlungen
stammen, die von Anfang an als gemischte Viertel geplant und gebaut und
verkauft worden waren. Die Ergebnisse schauen ganz anders aus, wenn
Schwarze in ehedem rein weiße Siedlungen ziehen.
Die wenigsten Vorurteile gegen Schwarze aber hatten jene Weißen, die in ethnisch geschlossenen Vierteln lebten.
Hier liegen also die Zusammenhänge fast entgegengesetzt, zumindest
völlig anders zu dem, was heutige "soziologische Untersuchungen" und
manche Politiker behaupten. Denn mit einem Wort: Tolerant sind die, die
es sich leisten können, die ihre Lebensumfelder oft wechseln oder das
leicht können, sodaß sie gar nie tolerant sein müssen.
Die
Umwandlung von ehedem weißen Viertel in schwarze das heißt die
Transformation der Bevölkerung, hängt aber nicht von Vorurteilen oder
Rassismus ab, das ist ebenfalls eindeutig, sondern nur davon, ob und wie
Schwarze mit Wohnmöglichkeiten in Gebieten versorgt werden, die nichts
gegen gemischte Bevölkerungen zu haben scheinen. Es gibt viele gemischte
Stadtviertel in den USA, gewiß, aber die meisten davon haben einen
niedrigeren Anteil an Schwarzen als 10 %. So gut wie immer aber wandeln
sich gemischte Viertel mit der Zeit in einheitlich schwarze um. Wo immer
(!) gezielt Schwarze zugewandert sind oder durch Regierungsprogramme
angesiedelt wurden konnte festgestellt werden, daß sich diese Stadtteile
mit der Zeit zur Gänze in Schwarzenviertel verwandelten. Und dieser Prozeß ist irreversibel: Schwarze Viertel werden nie mehr weiß.
Man
sieht außerdem, wie mit simpler Änderung der Interpretationsabsicht aus
ein- und denselben Daten völlig andere "Erkenntnisse" gewonnen werden
können. Und plötzlich wird aus "Tatsachen" ein Lügengebäude.
(Fakten aus: Yona Ginsberg, "Jews in a changing Neighborhood"; New York, 1975)
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