Teil 2)  ... und erfanden ein völlig neues Amerika
Aber
 die Filme der Protestanten, die als Unterhaltung und Zeitvertreib für 
die  arbeitende Klasse angesehen wurden und die niemand als Kunstmedium 
ansah, waren technisch unzulänglich, kurz, und spiegelten nur die 
gegenwärtigen  Verhältnisse wieder, wo jeder auf seinem Platz zu 
verharren hatte,  einzementiert mit allen Vorurteilen und Urteilen, die 
sie angeblich oder  wirklich charakterisierten. Die Juden waren die, die
 mit Geld und  Korruption zu tun hatten, die Schwarzen die, die sich 
primitiv  aufführten. Das noble, edle Amerika blieb beiden Gruppen 
vorenthalten,  darin kamen sie nicht vor. Und vor allem sollten diese  
Immigrantengruppen strikt von den übrigen Gruppen getrennt bleiben.  
Ironischerweise wurden diese Filme von den vorwiegend schtedtl-jüdischen
  Kinobetreibern gezeigt.
Als Kinobetreiber sahen und spürten sie als erste, daß sich beim Film etwas ändern mußte. Ein Kinoabend mußte zu einem Event werden. Dazu brauchte es längere Filme, um die immer prächtigeren Kinosäle, die um nun auch Mittelschichtpublikum anzuziehen (die mehr zahlen konnten) gebaut wurden, die aber in den USA damals nicht hergestellt wurden. Gleichzeitig begriffen sie etwas, was zuvor noch niemand begriffen hatte: Mit dieser neuen Branche waren Chancen verbunden, aufzusteigen. Endlich als Amerikaner akzeptiert zu werden, durch Erfolg. Dazu begriffen sie, daß es vor allem auch darum ging, seine Herkunft und die Traditionen zu neutralisieren, auszulöschen. Nur in einem Amerika, dem es egal war, ob jemand Jude oder Nicht-Jude war, und was er glaubte, konnten sie sich behaupten. Sie mußten das lukrative Filmgeschäft heben, nach oben heben, denn es war eine Sache der Unterschichte. Sie mußten es zu einer Angelegenheit der weißen Mittelschichte machen.
Als Kinobetreiber sahen und spürten sie als erste, daß sich beim Film etwas ändern mußte. Ein Kinoabend mußte zu einem Event werden. Dazu brauchte es längere Filme, um die immer prächtigeren Kinosäle, die um nun auch Mittelschichtpublikum anzuziehen (die mehr zahlen konnten) gebaut wurden, die aber in den USA damals nicht hergestellt wurden. Gleichzeitig begriffen sie etwas, was zuvor noch niemand begriffen hatte: Mit dieser neuen Branche waren Chancen verbunden, aufzusteigen. Endlich als Amerikaner akzeptiert zu werden, durch Erfolg. Dazu begriffen sie, daß es vor allem auch darum ging, seine Herkunft und die Traditionen zu neutralisieren, auszulöschen. Nur in einem Amerika, dem es egal war, ob jemand Jude oder Nicht-Jude war, und was er glaubte, konnten sie sich behaupten. Sie mußten das lukrative Filmgeschäft heben, nach oben heben, denn es war eine Sache der Unterschichte. Sie mußten es zu einer Angelegenheit der weißen Mittelschichte machen.
Unabhängig
  von einander begannen Anfang der 1920er Jahre jüdische Unternehmer 
(mit einer Ausnahme: die Disney-Brüder, die sich dem Zeichentrick 
widmeten) in Los Angeles an einem Film zu  arbeiten, der anders war, der
 sich vor allem auf die Mittelschichte  ausrichten und ganz neuen, hohen
 Ansprüchen genügen sollte, künstlerisch  wie in der Machart.
Gleichzeitig machte sich in den USA der 1920er eine Strömung breit, die Unterschichte zu idealisieren. Damit war wie durch Fügung das perfekte Produkt gemixt - aus einer Kombination von allen Versatzstücken, die hohe Kultur hatten, und hoher Popularität des ehedem Unterschichtenmediums Film, auf dem diese Kulturinszenierung beruhte, das vor allem einem Zweck dienen konnte: Daß es ein lukratives Geschäft wurde und den Aufstieg ermöglichte. Dann war sogar Kunst erlaubt.
Dazu brauchte es gute, bekannte Schauspieler, denn deretwegen gingen die Leute ins Kino - der Stargedanke war geboren - und dazu brauchte es gute, am besten bekannte Stoffe.
Gleichzeitig machte sich in den USA der 1920er eine Strömung breit, die Unterschichte zu idealisieren. Damit war wie durch Fügung das perfekte Produkt gemixt - aus einer Kombination von allen Versatzstücken, die hohe Kultur hatten, und hoher Popularität des ehedem Unterschichtenmediums Film, auf dem diese Kulturinszenierung beruhte, das vor allem einem Zweck dienen konnte: Daß es ein lukratives Geschäft wurde und den Aufstieg ermöglichte. Dann war sogar Kunst erlaubt.
Dazu brauchte es gute, bekannte Schauspieler, denn deretwegen gingen die Leute ins Kino - der Stargedanke war geboren - und dazu brauchte es gute, am besten bekannte Stoffe.
Sie
 gingen nach Kalifornien, um den starren sozialen Klasseneinteilungen 
der Ostküste zu  entkommen. Außerdem war dort das Wetter besser, was für
 einen Film ja oft nicht ganz unwichtig ist. Joseph Schenck und Daryll 
Zanuck (20th Century Fox), Adolph Zukor und Jesse Lasky (Paramount), 
Marcus Loew und Louis Mayer (MetroGoldwynMayer), die vier Brüder Warner 
(Warner Bros.), Carl Laemmle (Universal), David Sarnoff und Joseph 
Kennedy (RKO; gibt es heute nicht mehr) und die Brüder Cohn (Columbia)  
taten  sich mit den einzigen Nicht-Juden dabei, Walt und Roy Disney 
(Disney), zusammen, und bauten schließlich eine eigene Stadt mit einer 
kompletten  Infrastruktur nur für ihre Filmproduktionen - Hollywood.
Sie
  erfanden sich damit ihre Chance, von Antagonisten eines  
protestantisch-christichen Amerika zu Protagonisten, ja zu deren  
Leitfiguren zu werden. Mit dem Film schaffte sich eine ehedem  bedrückte
 Minderheit binnen kürzester Zeit ein Einfluß, der ganz  Amerika, ja 
eine ganze Kultur bestimmen sollte. Und mit der  geschichtlichen 
Entwicklung der USA im 20. Jhd. griff dieser Einfluß auf  die ganze Welt
 über. Mit einer Filmproduktion, die nicht die Reaktion  auf kulturelle 
Strömungen war, sondern diese selbst schuf. Und zwar gemäß eines 
Traumes, den ihre Gründer, die Juden des Schtedtl Osteuropas, schufen. Als
 einen neuen Traum, einen Traum von Amerika der anders war, als ihn die 
 bisherige Elite verstand. Wer in bestehenden Kriterien nicht akzeptiert wird, muß neue Kriterien schaffen.
Das Konzept dazu war von ihren eigenen, persönlichen Bedingungen geprägt: Als 
Verleugnung von allem, was Identität ausmachte. Die Gründer Hollywoods 
verbargen ihre Herkunft, und taten alles, um als Muster-Amerikaner 
anerkannt zu werden. Damit trafen sie die Befindlichkeit vieler, ja der meisten Menschen, sogar weltweit. Denn wer war nicht ein Außenseiter, wer war nicht ein Verlierer, wer litt in einer Welt des überbordenden Kapitalismus nicht an dessen Unterdrückungsmechanismen?
Sie
 schufen damit das  moderne Amerika, mit einer Vorstellung von perfektem
 Leben, die neu war:  Der neu verpackte jüdische Überlebens- und 
Selbstbehauptungswille, ja  die Weltsicht einer Minderheit, die gelernt 
hatte, daß sie nur akzeptiert wurde, wenn alle auf ihre Identitäten 
verzichteten, wurde zum bestimmenden Mythos einer  ganzen Kultur.
Und
 mit ihm völlig neue Lebens- und Rollenbilder, wie die  von 
idealisierten Müttern und Frauen, von aufsässigen, eigenwilligen 
Jugendlichen, von Männern und Vätern denen widerstanden werden muß, ja 
insgesamt mit einer völlig  neuen Rolle des Revoluzzers, des Rebellen, 
des Außenseiters, der sich um des Guten willen über Gsetze hinwegsetzt. 
Deren Happy End zeigte, daß diese neue Auffassung auch richtig war.. Wer würde darin nicht das bis heute bestehende Grundkonzept der Filme Hollywoods erkennen? In diesen Filmen konnte jeder OUTsider
 - selbst ein Monster wie King Kong, die Botschaft eines der größten 
Kassenschlagers - in einen INsider verwandelt werden. Die Erfinder 
Hollywoods nahmen zwar alte Geschichten, aber sie interpretierten sie 
um, machten sie zu Trägern der Sehnsüchte und Ängste der osteuropäischen
 Juden, und aller Unterschichten, aller die sich bedroht fühlten.
Hollywood
 wurde zu einer neuen Religion, mit einem  eigenen Kult und neuen 
Göttern, mit Heiligen in den Schauspielern, und mit einer neuen Elite 
mit  einem Himmel aus selbstgeschaffenen Oscars. Mit neuen Werten - 
interrassisch,  interreligiös, interkulturell, vor allem aber: 
antitraditionell - die dieser ehedem verachteten Minderheit  die Wege 
nach oben öffneten, weil vorhandene Wertewelten aufbrachen. Und weitere 
Welten mitzogen, die sich hervorragend einsetzen ließ:  die der 
Schwarzen, und vor allem deren Musik, die die emotionale  Landschaft 
bereitete.
Morgen Teil 3) Sie blieben dennoch Juden. Aber ihr Konzept wurde global.
Ein Geschäftskonzept, eine Marketingstrategie wurde zu einer neuen Weltethik
+ Der Dokumentarfilm
Ein Geschäftskonzept, eine Marketingstrategie wurde zu einer neuen Weltethik
+ Der Dokumentarfilm
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