sondern in einer Gruppe gut integriert zu sein, die reich ist - Das fulminante Fazit, das es in sich hat.
Es gibt Untersuchungen, die das eindeutig belegen. Die sogar zeigen, daß in den begüterten sozialen Schichten eine relativ lange "Pechsträhne" möglich ist, ohne daß der "Pechvogel" auch nur irgendwie an Prestige, Respekt, Vertrauen und sozialem Anschluß einbüßt. Die Bereitschaft zum Risiko ist aber für die Vitalität und Dynamik - und auch für den Wohlstand! - einer Gesellschaft unerläßlich. Wer der Geschichte von Ländern mit hohem Wohlstand nachgeht wird immer feststellen, daß an ihrem Anfang zum einen großer Mut, ja Abenteuerlust in Schichten mit hohem sozialem Zusammenhalt gestanden ist.
Schichten haben immer (sic!) eine geringe vertikale Durchlässigkeit. Das war immer so, das ist auch heute so, und das wird immer so sein. Jeder Versuch, diese Schichten aufzubrechen, muß am Wesen des Menschen selbst scheitern. Man kann also nicht mit Geld ausstatten und dann meinen, daß damit dem Aufstieg in höhere Schichten jedes Hindernis aus dem Weg geräumt ist. Zugehörigkeiten, soziale "Einheit" hat nicht mit technischen Güterausstattungen zu tun, sondern umgekehrt: Gewisse soziale Zugehörigkeit drückt sich in bestimmten Gütern aus. Das ist der Kern der Thesen von Douglas, die einer Änderungen der Paradigmen der Zielgruppenforschung im Marketing das Wort redet.
Nur "Aufsteiger" legen deshalb den Wert auf die Güter oder das für ihren Erwerb nötige Geld, und sie sind genau dadurch sogar erkennbar - als Nicht-Zugehörige, denen eine Schichte bestenfalls einen sehr begrenzten Zugang gewähren wird. Ja, oft sogar Zulassung heuchelt, aber hinter vorgehaltener Hand bespricht, was im Handeln geschieht: Der innerste Kreis wird weiterhin verweigert, und eine wirkliche Zugehörigkeit nicht zugestanden, trotz äußerlicher Zeichen.
Wenn schon, dann ist vertikale Durchlässigkeit von der Eheschließung abhängig, und zwar ... über die Frauen. Nur ihnen ist dieser Weg offen. Sie können es schaffen, aufzusteigen, indem sie sich einen "überlegen positionierten Mann" krallen, um es salopp zu formulieren.
Fassen wir das Gesagte ein wenig zusammen, dann kommen wir aber nicht nur zu dem Schluß, daß es nicht einfach die "Menge an Geld" ist, die den Wohlstand einer Gesellschaft anzeigt. Sondern wir werden gewahr, welche Bedeutung die soziale Strukturiertheit spielt. Diese wiederum - und jetzt kommt's! - kann nur gewachsen sein. Denn "Neueinsteiger" in soziale Schichten (man denke an die Verachtung, die schon in der Antike, aber heute nicht weniger, den "homo novae"), den Emporkömmlingen entgegengebracht wurde und wird.
Soziale Gruppen sind nämlich deshalb sozial stark (und womöglich noch über Generationen, also auch schon durch die Väter und Vorväter) weil sich ihre Mitglieder je weiter "oben" sie angesiedelt sind umso stärker identitär abgrenzen. Was sich wiederum über Generationen (weil z. B. auf den Nachwuchs, weil aber auch auf das Heiratsverhalten) auswirkt.
Wohlstand und Güterspezifität gehen also zum einen nebeneinander her. Aber sie sind nur Ausweis - nicht Gründungsfaktor! - sozialen Zusammenhalts. Immer zeigt sich, daß wirklicher sozialer Zusammenhalt auf die Familie zurückgreift zum einen, diese stärkt (vor allem, weil er die Zugehörigen zu einer Familie identifiziert, "sich kennen läßt" etc.) zum anderen.
Mit weiteren, anderen Worten: Die Charakteristik, in der sozialer Zusammenhalt wesentlich für Wohlstand, Lebenserfülltheit und -vielfalt ist, kann durch die vielge- und berühmte "Straßensolidarität" nicht wettgemacht werden. Damit kann sozialer "Aufstieg" nicht erreicht werden, der ohnehin und in jedem Fall (das ist durch sehr aktuelle Untersuchungen belegbar) sehr schwer ist. Auch das zeigen die Untersuchungen unter Verknüpfung mit wirtschaftlichen Eckdaten. Zwar ist es immer noch besser, wenn jemand diese "Solidarität der Straße" genießen darf, aber sie kann niemals die Vorteile auf den Familien basierenden Zusammenhalts wettmachen.
Die Folgerungen aus dem hier gewiß nur unzulänglich weil gerafft zusammengeführten Fazit sind somit viel weitreichender, als es manchem lieb sein mag. Es ist desillusionierend und ernüchternd, betrachtet man die sozialen Gegebenheiten in unseren Ländern in der Gegenwart. In der (man muß sich das einmal vorstellen!) fünf Jahrzehnte Sozialismus, Identitätsauflösung und Gleichmacherei die Illusion befeuert haben, wir lebten in einer egalitären Gesellschaft, in der es keine gläsernen Zwischendecken in der vertikalen Struktur gäbe. In der also jeder alles werden könne, es hänge alles nur von "seiner Tüchtigkeit" ab.
Wie soziologische Untersuchungen belegen, sind es die Frauen, die "nach oben" wollen. Daraus kann man schließen, daß eine Gesellschaft mit hohem Drang "nach oben" von Frauen und von den Frauen zugehörigen Männern (vulgo "Muttersöhnchen", Narzißten, feminine Männer) dominiert wird. Gleichzeitig fehlt es dieser weil der femininen Charakterprägung an Bereitschaft, "nach unten" zu heiraten, also dauerhafte soziale Bindungen und damit Schichtenidentitäten einzugehen.
Anders bei Männern bzw. dem Männlichen in seiner grundsätzlich stärker ausgeprägten Eigenschaft eines Willens zur Einordnung (also dem, was man erwachsene Resignation nennt) in eine bestehende Ordnung. Aber anders als Frauen gehen Männer auch viel bereitwilliger Bindungen mit Frauen ein, die "unter ihnen" stehen oder gestanden sind.
Auch wenn das bei uns nur wenige anerkennen wollen werden, so ist die Egalitarität, die wir angeblich erleben, nicht Merkmal eines Aufstiegs breiter gesellschaftlicher Schichten, wie verkündet und als Dogma zu glauben vorgeschrieben wird. Man denke nur an die kaum begreifbare Tatsache, daß fast sechzig Prozent der heutigen Jugendlichen Matura machen, daß der "Akademikeranteil", also der Anteil an Menschen mit universitärem Diplom, im kapitalistischen Westen bei zwanzig Prozent liegt. Sie alle aber fühlen sich mit einem Anspruch auf die oberste Schichte ausgestattet.
Die Wahrheit ist für manche hart. Nicht diese Schichten sind aufgestiegen, sondern die Merkmale wurden billig, so könnte man es sagen. Nicht der Wohlstand ist gestiegen, sondern nur die verfügbare Menge an (unter vielerlei Hinsichten - man denke an Quoten, gar nicht nur an Umverteilungs- und Sozialleistungen - künstlich verteiltem) Geld. Entsprechend fielen auch die Produkte, welche man als Attribute (man denke an die Rolle der Filme dabei, die breiten Schichten davon erzählt haben, welche Güter in höchsten Schichten Standesmerkmale sind) der Zugehörigkeit zu den (gewünschten, das heißt erträumten) sozialen Schichten.
Als weiteres Indiz ist festzustellen, daß wir heute in einer Güter- und Konsumationswelt leben, in der die Produkte nur noch so "wirken", aussehen müssen wie hochwertiger eingeschätzte, also einer höheren sozialen Schichtenidentität zugehörigen Güter. Ja, in der diese Güter von einer minderen, aus technischen Ersetzungsprozessen zusammengestoppelten Qualität bestehen, die vor allem ein Kriterium erfüllen müssen: Sie müssen billig sein.
Man könnte also zu einem weiteren abschließenden Urteil gelangen. Das die Gesellschaften in unseren Ländern als Gemeinschaft von Prahlhälsen und Defraudanten charakterisiert sind. Die nicht risikoaffin und schöpferisch sind, die nicht das eigentliche Merkmal von Reichtum - die dauerhaften Güter und Institutionen - anstreben, sondern einen Identitätsschwindel, eine Maskerade abführen.
Der aber von der Politik und bestimmten Ideologiekreisen vorgemacht wird, daß die Quantität der Güter, mit denen sie sich umstellen, einer höheren Schichte zugehört. Damit niemandem auffällt, daß unsere Gesellschaften insgesamt, deutlich und gegen alle Versprechungen, mit denen sich eine bestimmte Elite den Zugang zur Macht erschlichen hat, nach unten gesunken sind.