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Dienstag, 10. Januar 2023

Ausschlecken des Tellers

Einen Punkt möchte ich noch einmal heausgreifen, er ist eine der nächsten Geschmacksrichtungen, die im weiteren Nachgären des Textes zu erschmecken waren. Und zwar geht es um die Frage, was den Übergang vom Text (Geschriebenen) von der bloßen Erinnerung (Gedächtnisstütze) von Gesprochenem - also im persönlichen Kontakt entstandenen Herausstellen von Wort zum Einenden, beide Umfassenden -  zum Eigenwert eines Geschriebenen. 

Also - wie konnte es geschehen, daß aus dem bloßen Erinnern an ein zu Sprechendes (und damit zu Denkendes) ein Text werden konnte, der DAS GEDACHTE ANGEBLICH ENTHÄLT? 

Die Antwort ist vielleicht einfacher, als man meinen könnte. 


Denn das setzte (im 10./11. Jhd.) ein, als die Schreibenden begonnen haben, im Geschriebenen den Text auch zu interpretieren. So haben sie begonnen, in die dereinst nur so halb und halb präzisen Symbole (denn die erinnern am kräftigsten an Inhalte) zu einem gleichwertigen Bild des zu Sprechenden übergagangen sind. 

Fortan las man also immer mehr nicht mehr den Autor, den Denker des Denkens, das mit Zeichen erinnert werden sollte, und vom Leser SELBST zu vollenden, also zur Denkgestalt zu bringen war. Sondern fortan las man etwas, das de Lesenden die Denkarbeit (fast) ABNEHMEN konnte. Man begann einen Inhalt - anstelle eines Textes - zu "lesen". Und zwar immer mehr vollstädig. Das heißt, der Text nahm durch Wortteilungen, durch die Erfindung von Satzzeichen, durch Gliederung, durch das Bild, die Stelle des Inhalts ein. Text wurde STELLVERTRETEND für einen bestimmten Inhalt.

Das hat den Charakter DER ART UND WEISE, wie man an Texte heranging, nach und nach vollständig geändert. So, wie das ja jede Technik tut, die man STÄNDIG genutzt, weil diese dann das Verhältnis zum Geschehen in gleicher Weise verändert: Das Geschehen wird zu einem mechanischen Vorgang. Der in der Technik (und geschriebener Text ist in jedem Fall eine Technik, in weiterer Folge wurde er sogar zu einer Maschine) etwas aus dem Menschen herausgreift, und dieserm damit sogar NIMMT. 

Der Benutzer JEDER Technik verlernt mit der Zeit, das, was die Technik vorgibt zu produzieren, selbst herzustellen. Ohne Apparate kann dann dieser Mensch oft gar nicht mehr leben, bestimmte Aufgaben erfüllen, usw.

Und so geschah es mit den Texten, wie es sich in der Bedeutung von Texten im Leben - im Recht, in der Wirtschaft, bald in der Wissenchaft, überall - historisch perfekt nachvollziehen läßt.  Bis zu dem Punkt, wo man dem geschriebenen Text sogar schon mehr Bedeutung beimaß, als dem gesprochenen Wort.

Damit abstrahierte sich auch die Beziehung ZU INHALTEN. Denn ist im Sprechen zwischen zwei Menschen die Person von ausschlaggebender Bedeutung, ihre Mimik, ihre Melos, ihre Körpersprache, ihre Gestalt an sich sogar, so löste sich das auf, und nahm aber dafür sogar eine nächste Gstalt an: Die eines Menschen zu dem Stück Papier (oder PC, Bildschirm etc.) das vor ihm lag. 

Die Beziehung zu einem Text wurde also ZUERST zu einer Beziehung, die ein Mensch ZU EINEM STÜCK PAPIER (geschabtes Leder, etc. etc.) hatte. ERST DANACH zu einer zu bestimmten Inhalten, die aber so abstrakt geworden waren, daß sie von jeder Person als Überbringer weitgehend UNABHÄNGIG wurden. Denn was nützt es, wenn ich weiß, daß ein Text von Aristoteles oder Franzh Kürschner aus Wien verfaßt wurde - udn ich keinen davon persönlich kenne?

Somit begann der Hersteller von Medien als Botschafsträgern eine immer entscheidendere Bedeutung zu gewinnen. Denn dieser nun im Gedruckten auf vielerlei Weisen ausgedrückten Inhalt ist natürlich nicht DER Inhalt, sondern der Inhalt, wie ihn der Drucker Ferdinaynd Großbeugner, Verleger in Bad Nemeyer, eben sah. 

Wie bei so vielem also, wie bei fast allem heute schon gar: Die Sachlage eines Texte konnte natürlich hnicht fgerändert werden. Nach wie vor rezipiert der Leser einen Text als (im Hintergrund schwärende) Begegnung mit jemandem. Nur MIT WEM, das ist völlig außer die Kenntnis geraten. 

Damit aber gerät das ERSTE GRUNDWOLLEN des Menschen völlig ins Chaos - sein Wille ZUR EINHEIT. Sein Wille zum lebendigen Wort, das Person IST.

MIT WEM aber wird der Medienkonsument nun noch EINS?

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Die mehrstündige angebliche Aufarbeitung der Medienproblematik von James Corbett, die er unter "The Media Matrix" ziemlich großsprecherisch anpreist, enttäuscht mich deshalb in jeder Hinsicht. Ich habe Corbett offenbar intellektuell immer noch überschätzt. 

Nicht mit einem Wort geht er auf das Wesentliche an den Medien ein: Die ART, wie Kommunikation stattfindet. Die ART, wie der Konsument rezipiert. Die ART, wie Informationen dargestellt werde. 

Wenn nämlich die Art der Begegnung stimmt, wenn die Ontologie der Begegnugn stimmt, kann (zu einem gewissen Grad) aber sogar der Inhalt falsch sein. Dennoch ist die Auswirkung der Begegnung positiv! 
Mit andern Worten: Die ontologische Richtigkeit des Gehorsams (DAS Prinzip von Begegnung) ist wichtiger, als die "Richtigkeit" der Inhalte. Denn die Wahrheit ist - ZUERST - eine Begegnungsfrage von Gestalten.

Stattdessen bleibt Corbett auf den INHALTEN oder VERTEILUNGSFRAGEN stecken. Und das führt zu gar nichts. Außer zu Selbsttäuschungen, was in Meiden überhaupt transportiert wird. Wie will ich dann aber ihre Relevanz abschätzen? Was ist dann überhaupt die berühmte "Matrix"? Eifach Inhalte?

Das kommt aber dabei heraus, wenn man mit einer völlig falschen Anthropologie richtige Probleme erkennen und lösen will. So wirkt Corbett wie jemand, der Tatasco Sauce serviert, um zu beweisen, daß die Verwendung von Tabasco Sauce bei anderen tödliches Sodbrennen werursacht. Am Ende mokiert er sich dann darüber, daß alle an Sodbrennen umkommen. Man müßte doch nur Tatasco Sauce essen!

Worum es in der Frage um Medien und die berühmte "Matrix" überhaupt geht, hat der in Japan lebende Kanadier aber nicht begriffen. Von seinen Zieeln erreichen wird er deshalb gar nix. Das ahnt er frelich seit langem, weshalb er einerseits die Ziele verschwimmen läßt, anderseits die Matrix der Schuldigenfindung vorbereitet.

Hut bitte untereinander weiterreichen. Abgang. Applaus bitte bei der Garderobe abgeben.

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Erstellung 03. Januar 2023 - Ein Beitrag zur