Jedes geschaffene Ding ist ein Abbild des Schöpfers. Jedes sinnenfällige Objekt regt, so schreibt Bonaventura, die sensitive Erkenntnisfähigkeit an mittels einer abbildlichen Verähnlichung, die vom Erkenntnisgegenstand ausgeht wie das Kind vom Vater. Jenes Abbild ist an sich noch kein vollendeter Akt der sinnlichen Erkenntnis. Zu einem solchen wird es erst dadurch, daß es sich mit dem Sinnesorgan und der Erkenntniskraft vereinigt. Erst auf Grund dieser Vereinigung kommt die Sinneswahrnehmung zustande, und sie besteht eben darin, daß die wahrnehmende Seele durch Vermittlung jenes Abbildes dem Objekt selbst angeglichen, gleichsam zu ihm zurückgeführt wird.
Zwar kommt von seiten der Sinne jene Objektwahrnehmung nicht immer zustande, wohl aber strahlt das Erkenntnisobjekt jenes Abbild ständig von sich aus, soweit das Zustandekommen des Abbildes überhaupt von ihm abhängt.
Dieser Vorgang ist ein Analogon zur Wirklichkeit des dreifaltigen Gottes.
Bonaventura "De reductione", Kösel 1961
*270311*