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Samstag, 12. März 2011

Das passiert halt

Es passiere halt, meinte G auf meine Kritik an der Schamlosigkeit der Berichterstattung, die mit der neurotischen "Aktualität" jede Grenze des Anstands überschreibt. Es passiere, das Börsengeschehen, und der Tsunami.

Eben nicht, eben nicht. Denn das eine ist ein Naturgeschehen, auf das niemand Einfluß nehmen kann, und auf das Japan, das sein schlimmstes Erdbeben der Geschichte überstanden hat, erstaunlich gut vorbereitet war.

Aber es sind immer noch wir, es sind Menschen, die ihr Verhalten steuern können, die an der Börse arbeiten. Wir haben uns jedoch schon daran gewöhnt, und das sagt viel über unsere Art das Leben und unser Handeln zu erleben - als Zwang der Umstände! - über menschliche Ereignisse in der Form von Naturkatastrophen zu berichten.

P. S. Ein gutes Drama hat vor dem Happy End - über das wir uns ja längst geeinigt haben - noch einen Spannungsverschärfer im Köcher. Vielleicht ist alles scheinbar gerettet, die Helfer lehnen sich zurück, die Präsidenten schütteln sich in ihren Konferenzräumen die Hände - da kommt die drohende Botschaft: Ein Atomreaktor droht durchzudrehen! Mein Gott, alles gerettet, da droht die Mega-Katastrophe!

Hoffentlich haben die Supermärkte genug Knabbergebäck eingelagert. Aufatmen herrscht jedenfalls in den Redaktionen der TV-Sender - die Einschaltquoten sind gesichert. Die offiziell bestätigten 236 Toten (und das soll eine Mega-Katastrophe gewesen sein?!) waren ja eine herbe Enttäuschung. Lange genug hielt man mit "1000en Toten" noch halbwegs das Rennen offen, aber nun ist es amtlich und nicht mehr zu übergehen: es waren nicht (oder kaum) mehr, Japan hat immer mit solch einem Ereignis gerechnet und sich phänomenal gut darauf eingestellt. In Tokyo ist nur EIN Hochhaus eingestürzt! Gut, nachbeben "drohen", sogar "Stärke 7,9" ist dabei noch "möglich" (!), schreibt eine Zeitung. Und immerhin: Eine Österreicherin, die sich in Japan aufhält, hat "so richtig Todesangst gehabt". Aber das füllt die Spalten auch nicht auf Dauer. (Hat denn niemand ein Interview mit ihr? Das muß doch was hergeben?)

Vielleicht, vielleicht gibt es manchmal einfach nichts zu berichten? Vielleicht soll man manchmal einfach nur schweigen.

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