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Montag, 28. März 2011

Der Unterschied

Richard Avedon "William Casby" (1963); als Sklave geboren
Das gemalte Bild, schreibt Roland Barthes in seinem bemerkenswerten Büchlein "Die helle  Kammer", ist ein eigenes Ding. Die Photographie aber wird bestimmt vom Dargestellten: sie ist ein bloßes Abbild (einer Situation), und sofern sie das ist - kein Kunstwerk. Insofern ist die Abbildung im Photo eine Entwürdigung: sie degradiert das Abgebildete zum Objekt. Jeder Mensch hat aber das Recht, Subjekt zu sein. Deshalb bleibt dem Abgebildeten das Recht auf sein Abbild - die Photorechte. Jeder Photographie haftet - als Eidolon, als eine Art kleines Götzenbild - etwas von einer Wiederkehr der Toten an (wie dem Schauspiel.)

Es gibt kein Photo ohne Gegenstand. Aber es gibt gegenstandslose Bilder. Es ist nie das Photo das man sieht. Was immer man am Abzug sieht, ist nicht sichtbar. Jeder Photograph ist automatisch ein Mythologe, der das Abgebildete mit der Gesellschaft versöhnt. Seine Bilder haben an dem konkreten Gegenstand, der abgelichtet wird, teil. Und nur insofern sind sie.

Der häufig zu beobachtende Versuch, die Photos "lebendig" zu gestalten, rührt, meint Barthes, genau aus dem Unbehagen dem Tod gegenüber, welches man mythisch verleugnet.


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