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Mittwoch, 30. März 2011

Geliebtes Ding an sich

Jemanden akzeptieren wie er ist, schreibt Robert Spaemann in "Antinomien der Liebe", ist die äußerste Form der Resignation. Die Botschaft der Liebe Jesu ist genau umgekehrt: Im Ruf zur Umkehr wird der geliebten Person die Möglichkeit gegeben, Person zu sein, auf eine einmalige, unverwechselbare Art, indem er sich von sich auch distanzieren, neu anfangen kann. Im Ausspruch "So bist Du eben" liegt das Gegenteil von Verzeihen, liegt das Festlegen auf das, was er gerade war und worin er sein Bestmögliches verfehlt hat - Feigling, Lügner, Verräter.

Die Liebe macht aber sehend. Sie läßt den Geliebten in einem Glanz erscheinen, den niemand sonst wahrnimmt. Und wenn der Glanz in der Alltäglichkeit zu verblassen beginnt, dann heißt das nicht, daß nun langsam die Wirklichkeit so erscheint, wie sie ist, sondern im Gegenteil! Der Liebende wird die Erinnerung an den gesehenen Glanz bewahren, wie die drei Apostel die Erinnerung an die Verklärung Christi, und er wird wissen, daß ihm damals die eigentliche Wirklichkeit gezeigt wurde, das "Ding an sich", das wie Kant sagt, das Ding ist, wie es dem intellectus archetypus erscheint. 


Es ist der Blick der den Grund verstehen lehrt, warum ein Mensch existiert. Es ist ein Blick - und die Treue dazu - zum "imago Dei", das jeder Mensch, jedes Ding an sich darstellt.

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Wer dem anderen wohl will, läßt ihn spüren, daß er, der Liebende, ihn, den anderen, braucht. Wer nur der Gebende sein will, der gibt nicht genug. Der andere aber muß aus einer Liebe hervorgehen als der, der sich gebraucht, wichtig, ja in einer besonderen Beziehung weiß.

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