Thomas Kuhn schreibt, daß wissenschaftlicher Fortschritt nicht kontinuierlich geschieht. Vielmehr vollziehen sich starke Erkenntniswechsel und -zuwächse durch Revolutionen: zuvor gültige Paradigma werden plötzlich aufgegeben, und neue eingeführt. Das Interessante aber ist, was solche Paradigmenwechsel auslöst, und wie sie sich vorbereiten: nämlich in komplexen, oft sehr langjährigen psychosozialen Prozessen - also nicht "aus dem wissenschaftlichen Stoff" heraus.
Das führt auch dazu, schreibt Arthur May, daß sich historisch Paradigmen wiederholen können, und das ja auch tun. Die Gründe, warum sich solche Änderungen durchsetzen, sind in historischem Konnex zu suchen, und sind in den allgemeinen geistigen Strömen einer Zeit zu suchen. Wobei jede Zeit ihre "Mythen" und Motive sucht. Es ist deshalb ein Irrglaube zu meinen, der wissenschaftliche Mechanismus und Materialismus der Gegenwart sei eine Frucht wissenschaftlicher Erkenntnis.
Er ist eine paradigmatische Entscheidung, dessen Motive in weltanschaulich-geistigen Strömungen wurzeln - die keinesfalls neu sind, sondern für bestimmte kulturelle Phasen typisch.
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