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Freitag, 18. März 2011

Nun wird es aber enttäuschend

Man hätte so skeptische Aussagen von ihm gar nicht erwartet - Julian Assange, der noch vor wenigen Monaten als Held des Internet und seiner angeblich gewaltigen Möglichkeiten einer offenen, transparenten Gesellschaft gefeiert wurde, gibt sich nun vorsichtig. Genau diese Offenheit, meint er, wäre das größte Problem des Internet. Es als Instrument der Freiheit zu sehen wäre eine Illusion. Hatte der Mann Gelegenheit, endlich nachzudenken? Wenn er sich so weiterentwickelt, könnte man glatt Sympathien für ihn entwickeln. Schon gar, weil er dann die Sympathien der zahllosen naiven Medienmacher und -fachleute Europas wieder verspielt haben wird, die Reflektiertheit so gar nicht schätzen, weil sie ihre Nacktheit offenbar macht.

Was: das soll alles nun doch keine Facebook-Revolution gewesen sein? Kein Twitter-Umsturz? Das Internet kein Mittel der grenzenlosen Freiheit für alle? Kein Mittel, vor dem die Machthaber der Welt zittern - im Gegenteil gar? Das alles für sie aufs Serviertablet hebt, was sie sonst mühsam durch ihre Geheimdienste erforschen müßten? Denn das behauptet nun dieser Frauenverstörer Assange.

(Julian Assange | Foto: flickr.com, Espen Moe)
"Das Internet ist keine Technologie, die die Meinungsfreiheit begünstigt", erklärte Assange laut Guardian vor hunderten versammelten Studenten bei einem seiner in letzter Zeit immer rarer gewordenen öffentlichen Auftritte. Gleiches gelte für Menschenrechte oder die Zivilgesellschaft. "Vielmehr ist es eine Technologie, die dazu benutzt werden kann, ein totalitäres Spionageregime aufzubauen, wie wir es noch nie gesehen haben", so der WikiLeaks-Chef weiter.

Prinzipiell könne das Netz zwar eine größere Transparenz von Regierungen und eine bessere Koordination von Aktivisten ermöglichen. Die jüngsten politischen Ereignisse im Nahen Osten sind laut Assange jedoch nur bedingt durch das Internet und seine sozialen Erschienungsformen angefeuert worden: "Ja, Facebook und Twitter haben eine Rolle gespielt. Diese war aber bei weitem nicht so groß wie die von Al Jazeera."

In Ägypten hätten etwa die Revolutionsanhänger sogar in ihren Handbüchern ausdrücklich dazu aufgerufen, Facebook und Twitter nicht für politische Zwecke einzusetzen. Die Gründe hierfür seien klar: "Vor drei oder vier Jahren gab es in Kairo eine kleine Facebook-Revolte. Als alles vorbei war wurde die Seite dazu benutzt, die wichtigsten Drahtzieher und Teilnehmer auszukundschaften. Sie wurden dann verprügelt, verhört und eingekerkert", schildert Assange.
 
(aus: pressetext.at |alle Rechte) 

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