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Samstag, 26. März 2011

Träume, aber keine Kunst

Es gibt keine Reifung ohne der Wirklichkeitserfahrung immanente Selbsterfahrung und -erkenntnis, sowenig dieser Vorgang je zu Ende ist und das ganze Leben andauert. Dieses Ringen verlangt andauernde Aufmerksamkeit und beständigen Kampf. Dies muß so sein, weil in jedem von uns, von der Geburt bis zum Tode, gewaltige Kräfte am Werk sind, die das Bild, das wir uns von uns selbst machen, immer wieder verwirren und verdunkeln möchten. 

Deshalb betrachtet der berühmte Durchschnittsmensch, dem eine tiefe Selbsterkenntnis fehlt, diese Welt durch eine Brille, die verfärbt ist durch sein unbewußtes Bild von sich selbst. Ohne eine in die Tiefe gehende Selbsterkenntnis können wir wohl Träume haben, aber keine Kunst, neurotischen Rohstoff für Literatur, aber keine reife Literatur.  Vor allem können wir keine Erwachsenen haben, sondern nur alternde Kinder, die mit Worten, Farben, Lehm und Atombomben ausgerüstet sind, ohne etwas davon zu verstehen. 

Der Stand und die Reife einer Kultur läßt sich am Stand ihrer Selbsterkenntnis ablesen.

(Lawrence S. Kubie)

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