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Mittwoch, 9. März 2011

Eine andere Dimension der Mystik

Natürlich ist Gott auf eine Weise substantiell mit allem das es gibt - das Anteil am Sein hat, das also Seiend ist, selber (bedingt!) Sein hat - verbunden, und insofern in allem anwesend. Auch in jeder menschlichen Seele.

Und diese Anwesenheit Gottes, schreibt Irene Behn in dem so wundervollen Buch "Die spanische Mystik", unter Bezug auf die entsprechenden Passagen bei Johannes vom Kreuz und Theresia von Avila, kann natürlich auch Gegenstand einer mystrischen Erfahrung sein. Gerade die deutsche Mystik (sic!) hat sich zuhöchst auf diese Tatsache gestürzt und konzentriert. Es ist aber nur eine "analogia entis", es ist eine Analogie zum Sein an sich, hat also nicht das göttliche Sein persönlich.

Doch es ist nur eine bedingte Anwesenheit, die von der dynamischen der Vollkommenheit des Seins eines Heiligen - und alle Worte sind hier nur Wegweiser des Denkens, vermögen die Wirklichkeiten kaum zu erschöpfen und zu tragen - nicht nur verschieden ist, sondern die statisch gewissermaßen ist. Sie setzt damit ("allzu leicht") das Seiende absolut, und rutscht damit zum Pantheismus mit seiner fatalistischen Immanenz ab. Ja, sie gleitet dazu vom (statisch "sakralisierten") "schon Seienden" ab, zu dem dumpfen "deja vue", das zum Glauben an die Seelenwanderung führt.

Johannes und Theresia kennen dazu beiden den Begriff der "natürlichen Mystik" - ihr Streben aber gilt der "übernatürlichen Mystik", der Liebesvereinigung mit der Liebe selbst. Für erstere ist jeder momentane Seelenzustand gleichgültig, und ob sie in der tiefsten Todsünde steckt. Denn "Sein" hat die Seele, solange es den Menschen gibt. Die wirkliche Einigung als Anähnlichung mit Gott, aus der heraus der Geist Gottes Wohnung, aus der Gott trinitarisch Wohnung nimmt, ist aber eine völlig andere Dimension, deren erste Voraussetzung die Reinigung ist, und in die die natürlich Mystik nur mit einbezogen ist.

"Verglichen mit dem Sein des unendlichen Gottes," schreibt sie dann, "ist das Sein der Geschöpfe nichts. Deshalb ist die Seele, die sich an dieses Sein hängt, vor Gott ebenfalls nichts und weniger als nichts [weil sie unter ihren Möglichkeiten und Auftrag bleibt; Anm.]" Nur die Liebe schafft Gleichheit und Übereinstimmung Mensch - Gott. Eine solche Seele (in irdisches Sein als Analogie verbunden, Anm.) kann sich mit Gottes unendlichem Sein nicht vereinigen. "Denn was nicht ist, kann nicht mit dem übereinstimmen, was ist."

Oder, wie Angelus Silesius es ausdrückt: "Gott wirst du, liebst du Gott, und Erde, liebst du Erden"

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