Denn selbstverständlich ist Glauben eine Erkenntnisweise derselben Kategorie wie Gewußtes, und der Glaubensinhalt ist in den Rahmen der menschlichen Vernunft unlösbar eingewoben: gewirkt wie fortwirkend. Denn der Mensch hält ja nur für wahr, was er auch für glaubwürdig, was als wahr anzunehmen er für vernünftig hält. Was er also im Grunde als Wissen einreiht. Die Trennung von Glaube und Wissen, passiert sie nicht rein "denktechnisch", hat also einen prinzipiellen Haken, weil sie gar keine wirklichen Gegensätze beschreibt.
Das betrifft auch den Galuben an Geoffenbartes, das menschliches Vermögen ja in jedem Fall übersteigen muß, sonst wäre es ja nicht zu offenbaren. Wird Geoffenbartes aber angenommen - was eine Gnade, kein Vermögen ist - so verwebt es sich mit dem Gewußten im nächsten Augenblick, und hebt so (vorausgesetzt, das Geoffenbarte ist wahr) den gesamten Wissenskomplex auf eine höhere Ebene, indem es auch das bereits Gewußte erweitert und durch neue Deutungshorizonte weiter ausleuchtet.
Sich so immer mehr ausweitet und Wirklichkeit umfaßt, tendentiell in eine Erkenntnis hinein, die alles Sein umfaßt, zumindest sucht.
Damit aber wird auch von dieser Warte her klar, daß Erkenntnis (und Glaubensleben) immer ein personaler Vorgang - kein rationalistisches ja/nein-Spiel, abstrakte Theorie und Lehre - ist. Bei gelungener Persönlichkeit in der dynamischen Harmonie zwischen vernünftig-menschlich und göttlich-gläubig, in den Polen Philosophie (als hinaufsteigende) und Theologie (als herabsteigende Vernunft).
Wo Glaube als Analogie der Vernunft erfahren wird.
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