Teil 2) Gut gedacht, aber in der Darstellung gescheitert - "A Beautyful Mind"
Nash ist der impliziten Ordnung einer losgerissenen Logik gefolgt, die Welt hat er sogar dadurch ausgeschaltet als er während seines Studiums gar keine Vorlesungen mehr besuchte, die ihn aus sich herausgeholt hätten. Genau das wollte er ja nicht. Und das hat ihn zu einer Logik geführt, die zunehmend keine Realität mehr mitführte. Der Figurenvorlage, dem wirklichen Nobelpreisträger Nash, ist es über Jahrzehnte nicht mehr gelungen, wirkliche mathematische Probleme zu lösen. Er brabbelte nur noch sinnloses Zeug. Seine Logik hatte sich autonomistisch losgelöst.
Das Problem ist nicht einmal in der Herstellung von Ordnung zu suchen - denn jeder Mensch, und das zeigt auch der Film, baut eine Ordnung. Und der intellektuell begabte Mensch nicht weniger, sondern umso schneller, das ist ja sogar das Wesen der Intelligenz. Die Frage ist nur, woraus sich diese Ordnung speist, woraus sie ihre Grundsymbolik übernommen hat. Und hier sind wir bei der Autorität, bei der eigentlichen Thematik. Nash ließ anderes Autorität gewinnen, auf das hin er seine Ordnung ausrichtete, von wo her er sie beleuchtete.
Erst mit dieser Gesundung (s. o.), soweit ist der Film biographisch treu, mit dieser Verankerung im Fleischlichen, grundsätzlich Sinnlichen, hat sich auch seine Problemlösungskraft für wirkliche mathematische Probleme - die nämlich genau diese Verankerung in der einen Wirklichkeit brauchen, die sie ja beschreiben - wiedereingestellt. Denn erst hier beginnt die Wahrheit: unter der Autorität des Seins, das das Wort enthält, ja das Wort IST, das man aufnimmt. Und dieses Sein ist ganz konkret in den konkreten Dingen der Welt (als Analogie) ablesbar. Nicht mangelnde systemische Logik ist das Problem der Schizophrenie, sondern das Problem der Verankerung des Denkens, das dann wie ein Ensemble von Luftballonen im Kopf herumschwirrt und in seiner Eigenmechanik immer weniger Realität enthält, im Sein - die Vernunft.
Nashs Heilung aber passiert nicht durch einen Schritt zum Irrationalen, sondern im Gegenteil: Erst jetzt (und auch zuvor: nur dort) wird seine Logik logisch, wo sie sich auf das Sein, die Wirklichkeit bezieht. Die Hand seiner Frau auf seiner Brust hat ihn erst wieder zu logischem Denken gebracht. Denn die Logik baut auf den tiefsten Seinsgrundsätzen auf. Ohne diese, seinsvergessen, wird sie irrational, wie Gödel gezeigt hat. Der Film stellt also nicht dar, was passiert, wenn man "zuviel denkt", wie manch einer sentimentalisch meinen möge. Sondern er stellt dar was passiert, wenn man unter falschen Prämissen denkt, und das heißt: rationalistisch, ohne Rückbindung zum Sein denkt. Dann wird das Denken, wiewohl "immer logisch geblieben", plötzlich unlogisch, und treibt den Menschen in Abspaltung von der Wirklichkeit.
Wobei der Film in diesem Darstellen leider versagt, mehr behauptet als darstellt. Das macht ihn wie gesagt zu einem nicht wirklich guten Film, sein Versuch den Zuschauer durch "reale Figuren" in die Lage Nashs zu bringen, funktioniert einfach nicht, bleibt reines Gedankending. Er vermag nicht zu erschüttern. Deshalb wird er v. a. gegen Schluß hin sentimental, der übliche Notgriff - eigentlich: eine schizoide Lüge! Und das ist bei einem wirklich tragischen Stoff ein doch bemerkenswertes Scheitern. Wahrscheinlich war es einfach Überforderung.
Wobei es gar nicht anders sein kann als daß ein solcher Film, der "theoretisch" die Schizophrenie so gut aufarbeitet, aus den USA kommt. Die Reihe von hervorragenden Psychiatern (man denke nur an R. D. Laing), die dort über dem Problem arbeiten, haben ja das Urfeld der Schizophrenie, dieses Land der Wurzellosigkeit, der Willen und der gewaltvollen Behauptungen, täglich vor Augen.
Hier der Trailer zum Film "A Beautyful Mind"
Nun, geneigter Leser, lesen Sie die ersten Absätze des gestrigen ersten Teils dieses Blog-Eintrags vielleicht noch einmal.
Ah ja, damit man es nicht vergißt: Oh nein, das ist kein Aufruf zum Subjektivismus, genau eben nicht. Es ist ein Aufruf zur Verankerung im Sein. Der einzigen Autorität, der alle Erkenntnis innewohnt. Eine Menschheit ohne Gott muß zwangsläufig in den Wahnsinn verfallen. Eine Gesellschaft ohne Bindungen zerfällt nicht nur, sondern in ihr nehmen die Wahnbilder überhand.
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