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Mittwoch, 5. März 2014

Pyramide der Glaubwürdigen

Das aber, worauf jedes Mensch zutiefst aufruht, ist der Glaube. Nur in dieser persönlichen (sittlichen) Bewegung vermag er überhaupt selbst zu sein - als tatsächliche Leistung seines Selbstseins, die ihn erst in die Ähnlichkeit mit Gott hebt, zu der er berufen ist. Kein Wissen ist es, kein rational Wißbares - darauf zu hoffen (denn wer hätte schon den Zustand, in dem er "alles rational wüßte", es sein denn im Zustand völliger Verblödung, und selbst dann ist es nicht mehr als Glaube, ja gerade dann ...) daß es ihm möglich sei, sich auf rationalem Wissen zu gründen ist selbst bereits ein Glaube.

Aber es gibt kein Geglaubtes ohne ein JEMAND, dem geglaubt werden kann. (Und auch hier, gerade hier, entscheidet die persönliche - nicht rationale, sondern aus einer Haltung heraus beurteilte - Beziehung, das Vertrauen. 

Deshalb ist auch das menschliche Dasein das eines Teiles in einer gewaltigen Pyramide von Verhängungen an jeweils Vertrauten, an denen man insofern hängt, als man ihnen glaubt.*

Und genau deshalb auch hängt die Erfüllung des Menschseins daran, Gott - in Jesus Christus Mensch geworden - zu glauben. Kein "direkter Draht" zu Gott ist möglich, der nicht immer noch an Menschen hienge, die ihn erst legitimieren. Wer solches glaubt, kennt sich einfach nicht nur nicht, sondern ist durch Hochmut und Selbstüberschätzung verblendet. Jede Form der versuchten Selbsterlösung ist damit nicht nur nicht vom Glauben und von Glaubwürdigen frei, sondern sie ist eine Form des Hochmuts und Frucht mangelnder Nüchternheit der Selbsterkenntnis.

Wer da meint, diese Tatsache des Menschseins umgehen zu können, landet tatsächlich im Nichts der Verwirrtheit, in dem sich kein tragfähiger Grund zu seinem Selbstsein heranbilden könnte. Und doch steht er auf einem Grund eines Glaubens, den er nur nicht kennt, den er abstreifen will, den er leugnet.



*Hier erhebt sich die Kontur des Neids in voller Schärfe. Denn darin liegt die besondere Rolle der Vertrauenswürdigkeit - und deren Zerstörung und Perversion (man denke etwa an das "Prominenten-Wesen") - im Leben jedes Menschen, selbst Ruhm, Ansehen, "Erfolg" ... begründet. Im Neid zerstört der Neiderfüllte die Stellung des anderen in ihrem autoritativen Recht, das ihm erkennbar wird, etwa indem er das sinnlich Wahrnehmbare - im Staunen - herunterbricht zum "das ist ja NUR", indem er die Anerkennenswürdigkeit des Anderen zerstört durch Reduktion auf dessen Fehlerhaftigkeit (die ja jedem Menschen anhaftet), usw. usf. Ja, darin wird der Hebel des Feminismus in seiner grundsätzlichen Zerstörungsabsicht und -wirkung (indem er direkt in Ehe und Familie hineinwirkt und deren Gefüge - als substantielles Identitätsgefüge! - aushebt) erkennbar.

Es geht darin überall um dasselbe: Um die Stellung in der Welt. In der so entscheidenden Frage, warum in der Geschichte auch des Abendlandes (wie in der Antike, ja in jeder Kulturgeschichte) stets dieselben Wendemarken erkennbar sind, in denen nämlich das natürliche Gefüge eines Volkes zerbrach, und der Rationalismus, der Intellektualismus (etc.) aufstand, kann es vermutlich überhaupt nur um das Zerbrechen und Zerstören von Vertrauensgefügen gehen. So, wie wohl jede Revolution auf dem Zerbrechen und Zerstören von Vertrauensgefügen beruht, die nämlich - das ist das innerste Wesen einer Revolution - von einer neuen (und nichts weniger wie die alte: pyramidal-hierarchischen) Vertrauensordnung abgelöst wird. Das läßt die besondere kulturelle Dramatik des Zusammenwirkens von Renaissance und Reformation, samt der Gegenbewegungen (um zu retten, was zu retten ist) im Erstehen totalitärer (auch: Glaubens-)Systeme (Absolutismus!) erahnen. Und kein größerer Irrtum als der zu meinen, die Wissenschaften wären ein System der Wissenden - sie sind nichts weniger ein hierarchisch-pyramidales System der Glaubenden! Der Irrtum so vieler (und allzuvieler), zu meinen, wie "wüßten" (aus sich selbst, aus eigener Geisteskraft), ist der Irrtum aus mangelnder Selbsterkenntnis sowie aus dem Mangel an Willen dazu.




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