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Dienstag, 22. Dezember 2015

Gerade die Demokratie muß in Gott gründen

Der demokratische Staat, ob monarchisch oder republikanisch, muß wie jede andere Regierungsform mit wahrer und wirksamer Autorität ausgestattet sein. Die gleiche absolute Ordnung des Seins und der Zwecke, die den Menschen als autonome Persönlichkeit ausweist, das heißt als Träger unverletzlicher Pflichten und Rechte, als Ursprung und Ziel seines gesellschaftlichen Lebens, schließt auch den Staat als eine notwendige Gesellschaft ein, die mit jener Autorität versehen ist, ohne die sie weder bestehen noch leben könnte. 

Denn wenn die Menschen uner Berufung auf die persölniche Freiheit jede Abhängigkeit von einer höheren Autorität, die Zwangsgewalt besitzt, ablehnten, so würden sie gleichzeitig auch das Fundament ihrer eigenne Würde und Freiheit untergraben, eben jene absolute Ordnung  des Seins und die Zwecke.

Auf diesem nämlichen Grunde errichtet, sind die Person, der Staat, die öffentliche Gewalt mit den entsprechenden Rechten dergestalt miteinander verbunden, daß sie zusammen stehen oder fallen.

Da nun diese unbedingt geltende Ordnung, im Lichte der gesunden Vernunft und vornehmlich des christlichen Glaubens gesehen, keinen anderen Ursprung haben kann als den persönlichen Gott, unseren Schöpfer, so folgt daraus, daß die Würde des Menschen die Würde des Ebenbildes Gottes ist, daß die Würde des Staates die Würde der von Gott gewollten moralischen Gemeinschaft, die Würde der öffentlichen Gewalt ist, und daß die Würde ihre Teilhabe an der Autorität Gottes ist.

Keine Staatsform kann diese enge, unlöslische Verknüpfung übersehen, am wenigsten von allen die Demokratie. Wenn daher der Inhaber der öffentlichen Gewalt diese Verbindung nicht sieht oder sie mehr oder minder übersehen wilol, so erschüttert er seine eigene Autorität in ihrer Grundlage selbst.

Ebenso wird, wenn er diese Beziehung nicht genügend in Betracht zieht und in seinem Amt nicht die Sendung erblickt, die von Gott gewollte Ordnung zu verwirklichen, die Gefahr entstehen, daß Herrschsucht oder Eigennutz die Oberhand gewinnen über die wesentlichen Forderungen der politischen und sozialen moral und daß der leere Schein einer reinen Formaldemokratie oft nur als Maske für das dient, was dort in Wirklichkeit am wenigsten demokratisch ist.

Einzig die klare Einsicht in die von Gott jeder menschlichen Gesellschaft gesetzten Ziele, verbunden mit dem tiefen Gefühl für die hohen Aufgaben des sozialen Wirkens, kann jene, denen die Macht anvertraut ist, instandsetzen, ihre Pflichten in bezug auf Gesetzgebung oder Rechtsprechung oder Exekutive mit jenem Bewußtsein der eigenen Verantwortung, jener Objektivität, jener Unparteilichkeit, jener Loyalität, jener Großherzigkeit, jener Unbestechlichkeit zu erfüllen, ohne die es einer demokratischen Rgierung schwerlich gelingt, Achtung, Vertrauen und Zustimmung des besseren Teils des Volkes zu gewinnen.



+ P. Pius X. in seiner Rundfunkbotschaft an die Welt, 24. Dezember 1944





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