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Donnerstag, 10. Dezember 2015

Nachtijall ick hör dir trappsen

Es ist zu vermeiden, daß der pastorale Dienst der Bischöfe in den verschiedenen Rängen der Bischofskonferenz sich faktisch in eine Art Zentralregierung der Kirche in einem Land oder einer Region verwandelt, die, obwohl nicht verpflichtend, im Bereich der Partikularkirche so präsent wird, daß eine Nicht-Folgeleistung als Mangel an kirchlicher Gemeinschaft betrachtet wird. [...]

Auf die gleiche Weise hat dieser Relativismus auch auf die Beziehungen mit den anderen christlichen Konfessionen eingewirkt, durch einen Ökumenismus, der uns unter gewissen Umständen die authentische christliche Botschaft aufgeben läßt, um lediglich eine bloß natürliche religiöse Wahrheit zu verkünden. Als Folge dieses Relativismus haben sich die grundlegendsten anthropologischen Wahrheiten über die menschliche Person aufgelöst und der offensichtlichste Ausdruck dafür ist der Primat der Gender-Theorie, die eine völlige anthropologische Wende im christlichen Verständnis der Person, der Ehe, des Lebens usw. voraussetzt. [... ]

„Der Dissens kann verschiedene Formen annehmen. In seiner radikalsten Ausprägung möchte er die Kirche umwandeln und dabei einem Modell des Protestes folgen, wie es in der politischen Gesellschaft verwendet wird. Häufiger wird die Meinung vertreten, der Theologe sei nur dem unfehlbaren Lehramt zu folgen gehalten, während nach Art eines gewissen theologischen Positivismus die ohne Inanspruchnahme des Charismas der Unfehlbarkeit vorgelegten Lehren keinerlei verpflichtenden Charakter hätten, wobei dem einzelnen volle Freiheit gelassen würde, ihnen anzuhängen oder nicht“ ( Donum Veritatis, 33). „Der Theologe wird in diesen Fällen nicht auf die Massenmedien zurückgreifen, sondern vielmehr die verantwortliche Autorität ansprechen, denn durch das Ausüben von Druck auf die öffentliche Meinung kann man nicht zur Klärung von lehrhaften Problemen beitragen und der Wahrheit dienen“ (Donum Veritatis, 30) [...]

In Wirklichkeit können die Meinungen der Gläubigen nicht einfach als “sensus fidei” gleichgesetzt werden. „Dieser ist nämlich eine Eigenart des theologalen Glaubens, der als Gabe Gottes, die das persönliche Ja zur Wahrheit schenkt, nicht irren kann. Dieser persönliche Glaube ist zugleich Glaube der Kirche, denn Gott hat der Kirche die Hut des Wortes anvertraut, und was deswegen der Gläubige glaubt, ist das, was die Kirche glaubt. Daher schließt der ‚sensus fidei‘ seiner Natur nach die tiefe Übereinstimmung von Geist und Herz mit der Kirche, das ‚sentire cum Ecclesa‘, ein“ ( Donum Veritatis, 35). [...]


 


Kard. Gerhard Müller, Präfekt der Glaubenskongregation, 
in einer Ansprache an die chilenischen Bischöfe vom November 2015




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