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Montag, 6. Februar 2017

Die neue Welt

Wer wäre deshalb prädestinierter als der Sachlichkeitsfanatiker Herbert von Karajan, um Dworaks 9. Symphonie (mit dne Wiener Philharmonikern, noch dazu) zu dirigieren? Der Leser möge die Bemerkungen der letzten Tage selbst testieren. Ein Tip: Vergesse der Leser die Bilder. Höre er nur zu. Wenn er direkt im Konzersaal sitzt, ja, dann möge er auch sehen, und dann sieht er viel, das sein Hören sogar erweitert. Aber sonst höre er nur.

Die Bläser in Dworaks letzter Symphonie sind - inspiriert von den Negerblues am Mississippi - wie das Abstoßen von der Alten Welt. Aber wo endet Dworak, zurück in Europa? Er beendete sein gesamtes bisheriges Schaffen - man denke nur an sein unglaubliches "Stabat Mater" - und endete persönlich in einem Schlaganfall. Die Widersprüche gingen nicht mehr zusammen. Und wenn, das ist das Groteske, hätte Dworak in seiner Neunten tatsächlich den Wurzelgrund einer amerikanischen Kultur gesehen und definiert. Aber es kam dort anders. Die Entscheidung fiel etwa Ende der 1920er Jahre zur Unkultur. Dworak nimmt es in der Melancholie seiner letzten Symphonie quasi vorweg. Sie ist deshalb wie der Abgesang an eine nicht gewirklichte Möglichkeit. 1930 begannen die rassistisch-genoziden Anti-Schwarzen-Programme der US-Regierung, die heue und vor allem von den Gutmenschen sogar wie Schwarzen-Protektionsprogramme verkauft werden, und dabei pure Eugenik sind. Irre. Einfach irre.

Und ab dem Beginn des vierten Satzes schaue der gneeigte Leser wieder auf die Bilder, schaue Karajan. Als dirigierte er genaud diesen Abgesang, dieses "Zurück zu Europa". Bernstein könnte das nie so, der würde beim Versprechen der Neuen Welt bleiben, ja es verstärken. Karajan verabschiedet die Mississippikultur, und endet an der Moldau Smetanas, mitten im Dworak. Hollywood hätte es nicht besser machen können.










*020117*