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Montag, 20. Februar 2017

Ein fataler Trugschluß

Was Nokia in diesem Werbefilmchen zeigt ist so erschütternd, daß man sich wundert, daß eine Firma damit meint, für sich werben zu können. Es zeigt Menschen, die nicht mehr in der Lage sind, vollmenschlich zu kommunizieren. 

Warum. Sie kommunizieren doch? Ja, aber auf einer primitiven, bildhaften Ebene. Von der Nokia tut, als sei das eine Ebene für sich, ja vollwertiger als die Gesamtheit des Seienden als Dargestellten. In Wahrheit ist Verbalisierung eine Stufe - und es ist die höchste Stufe - der Weltdarstellung, eine Stufe gewissermaßen an jedem Ding. 

Sie kann durch Bildlichkeit (wie im Handydisplay) niemals ersetzt, bestenfalls, allerbestenfalls gestützt werden, mit der gefährlichen Tendenz, das Wesen des Erkennens, das als schöpferischer Akt Selbstschaffung von Bildern ist, zu ersetzen. Das Wort steht dabei in ein- und derselben (vertikalen) Linie des Dargesellten, aber es steht an seiner höchsten weil geistigen Ebene. Wenn also die (verbale) Kunst des Erzählens verloren geht, geht der Geist verloren, und damit schrumpft das Erkennen der Welt, das dem anderen durch das Erzählen ermöglicht wird, auf ein ganz niedriges und untermenschliches Niveau.

Das Wesentliche, aus dem sich alles Konkrete (Bildhafte) ergibt kann nur verbal dargestellt werden. Auch wenn dieses Darstellen (und erst das ist Erzählen) nicht einfach als "Sagen" gesehen werden darf. "Ein Tier." Nein. Aber alles Dinghafte, Konkrete ist Darstellungsebene eines nie sichtbaren, nur geistig mitteilbaren und nur geistig (aber über das konkrete Ding) wirklichen Wirklichen. Der erzählt, dessen Worte das Bild enthalten. Umgekehrt ist das nicht der Fall, es bleibt eine Ebene darunter. Und noch mehr, wenn es um Photographie geht, die nur durch Referenz auf Realität überhaupt funktioniert. Denn die Photographie "malt" nicht, bzw. braucht es dazu die Inszenierung, um doch nur annähernd ein Gemälde zu erreichen. Sie zeigt deshalb auch hier ihre fatale Verarmung als Bild.

Gemau das ist die Gefahr der Neuen Medien, der Social Media im Speziellen, die jederzeit verfügbar und verfügt sind. Sie bergen die wie bei jedem technischen Hilfsmittel fast nicht zu umschiffende Gefahr, die menschliche Kommunikation (als Selbstvollzug der Einheit) um Dimensionen (nicht einfach quantitativ, sondern qualitativ!) zu verarmen. Wer meint, mit solchen bequem geschossenen Bildchen am Handydisplay die Erzählung ersetzen zu können, hat sich (und sieht sich) gewaltig im Menschsein getäuscht. Im Erzählen erst zeigt sich die Höhe einer Kultur. Wo diese verbal-sprachlos wird, sinkt sie herab.









*030217*