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Samstag, 11. Februar 2017

Es geht nicht um die Gültigkeit

Ein wichtiger Gedanke aus diesem sehr erhellenden Vortrag von Pfr. Hans Milch, gehalten 1983: Die Frage nach der Gültigkeit der Sakramente nach der Neuordnung 1968/70 ist klar - sie sind gültig. Aber das ist nicht nur das Positive daran, sondern es ist die eigentliche Tragödie: Denn erst DADURCH ist die Schändung überhaupt möglich, die die Liturgie mittlerweile bedeutet. Leider fallen auf diese nicht getroffene Unterscheidung, im Beharren auf "Gültigkeit", viele gutmeinende, "konservative" Priester herein. Leider ist sie aber auch für viele bequemer Ausweg, um sich Konflikte zu ersparen.

Anders stellt sich diese Frage bei der Frage nach der Gültigkeit mancher Priesterweihen. Zumal man oft genug von einem neuen Kirchenbegriff ausgeht, der Priester aber zumindest wollen muß, was "die Kirche will".

Aber welche Kirche? Heute wird sie als Kirche "auf dem Weg" gesehen, deshalb ist sie nur noch graduell Fleischwerdung der Wahrheit selbst, Ort der Anwesenheit Gottes auf Erden. Das macht sie zu einer Veranstaltung unter vielen, weil dann jede Religion "ihren Beitrag" liefert, damit wir eines Tages in einer wunderbaren, perfekten Gesellschaft leben. Dieser Kirchenbegriff aber hat sich schon lange vor dem 2. Vatikanum vorbereitet und aufgebaut, namentlich im sogenannten "Verbandskatholizismus", der vielfach einer Umlagerung des Katholischen auf Gemeinschaftserleben gleichkam. Und es waren genau diese Verbände, der VdZ erinnert sich persönlich daran, die nach dem 2. Vatikanum den Umbau des konkreten Pfarrlebens auf diesen anderen, neuen Kirchenbegriff hin so brutal durchsetzten, und damit die Pfarren auflösten weil von ihrer Mitte - dem sakramentalen Gottesdienst, dem Kult - abbrachten, sich auf sich selbst "als Gemeinschaft" stellten, wie man heute ganz augenfällig wahrnehmen kann.

Es ist aber nicht das Verhalten der Menschen, das Kirche formt, das Heil bringt. Es ist die Gnade selbst, aus der Gegenwart des fleischgewordenen Gottes, worin alles Heil liegt. Die persönliche Haltung hat dort ihre Bedeutung, wo es um die individuelle Fähigkeit geht, dieses Heil anzunehmen, an der Gnade teilzunehmen.

Die Heilige Messe ist kein Gemeinschaftsgeschehen, so sehr die Liturgie auf die Menschen ausgerichtet ist, weil sich in ihr Gott den Menschen durch sinnliche Präsenz - Fleisch geworden - darbietet und DAMIT zuneigt. Gemeinschaft ist eine HeilsFOLGE, nicht das Wesen der faktisch Zusammentretenden. Sie ist Folge der Teilhabe der Menschen, jedes einzelnen Menschen am Kult, am Altaropfer. Und es ist vor allem und zuerst das Altaropfer, das die Kirche formt weil in der Liturgie ins Eine durchformt, sofern die Menschen dies wollen und aufnehmen (können; ein objektives Geschehen, das z. B. jemandem in Todsünde verwehrt bleibt, der sich deshalb bei der Kommunion, die ihn ins Überzeitliche reißt, die Ewigkeit, die Endgültigkeit, die durch das Konsumieren geschichtlich real wird, das Gericht anißt und -trinkt).

Trotz allem aber bleibt es auch wahr, daß die Kirche nach wie vor die Kirche ist. Wenn jemand besessen ist, ist er dennoch er selbst, wenn auch von anderen Kräften gesteuert, also mit sich selbst im Widerspruch. Ihre Identität ist vom Verhalten unabhängig, hat aber ihre gravierenden Auswirkungen in der Weitergabe des Heils, ja kann bis zur völligen Verdunkelung gehen. Die Kirche kann also bestehen bleiben, auch wenn sie in ihrer sichtbaren, ihrem eigentlichen Wesen und Auftrag gewissermaßen "vorgelagerten" Gestalt die Menschen vom Heil abbringt. Das "Felsensein" des Papstes beruht nicht auf seinem Charakter, seinen Befehlen, Reden, Predigten, die können irrtumsbehaftet sein.

Er ist alleine durch sein bloßes Sein ALS Person der Garant des Bestands der Kirche. Welche Person auch immer Papst ist und wird - sie wird immer subjektiv überzeugt sein, daß sie der Kirche dient, auch wenn sie objektiv irrt, wird also nie bewußt die Kirche zerstören wollen. Die Verheißung der Unüberwindlichkeit der Kirche bezieht sich genau darauf. Alles andere ist ein bloßes Gedankenspiel, das von rein irdischen Kriterien ausgeht, aber bei der Kirche nie Wirklichkeit werden KANN. Und das ist ein Geheimnis des Glaubens. Die Wahrheit wird immer größer sein als die faktische Realität der Kirche. Zugleich wird damit auch klar, daß es keineswegs so ist, daß man dem Papst in allem und jedem Faktischen einfach "folgen muß". Dieser faktische Irrtum wurde leider - und viele haben es vorausgesehen - durch die Verkündigung (nicht durch die innere Wahrheit!) des Dogmas der Unfehlbarkeit in die Wege geleitet, die zu einer unterschiedslosen Gefolgschaft führte, die dem Papst in allem Faktischen fast Gottgleichheit verlieh und damit ungewollt die Voraussetzung für den Massenabfall bildete, wie wir ihn heute erleben. Der ipso facto bereits gegeben ist, es fehlt nur die faktische Vollziehung. Viele, vermutlich der weit überwiegende Großteil der "Katholiken" ist bereits Mitglied einer Art Parallelkirche, ist in sich also zu seiner eigenen Sakramentsgrundlage hin (Taufe) gespalten, ist - schizoid.

Diese Wahrheit hat aber auch etwas tief Tröstliches. Denn daraus erwächst auch eine nie endende Regenerationskraft, und sei der Personenkreis, der daraus wieder durchblutet wird, noch so klein. Es ist aber genau deshalb auch legitim die gegenwärtige Situation so zu sehen, daß ihre Situation bedeutet, daß die Kirche Christus ins Grab gefolgt ist und dort als Leichnam der Auferstehung harrt.









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