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Samstag, 25. Februar 2017

In einem zweiten Blick

Wir haben das Filmchen schon gebracht, aber man kann im Guten immer Neues sehen. Weil die Wahrheit nie endlich ist, sich hingegen immer wieder neu in konkrete Welt kleiden läßt, in je anderen Farben auftritt. Denn jedes Ding ist ja ein Prisma des Wahren, mit je anderen neuen Farben, die doch in einem einzigen Licht gründen wie dort hinführen. Nun ist es nicht die eigentlich wunderschöne Vorstellung einer Kunstausübung, die - im Thema "Liebe" natürlich bestens geeignet - aus dem Leben der Welt genommen ist, sondern auch mitten in ihr stattfindet. Indem man dem Künstler nicht vorwirft, er sei "nicht produktiv", als Weinhändler, Sauzüchter oder Schuster oder Lehrer, sondern von ihm erwartet, daß er heraustritt und das alltägliche Leben um das ergänzt, wozu der erbsündlich verfluchte Alltag keinen Raum läßt. Worin sich Priester (als Liturge, als Zelebrant jenes  Kultes, der alles umgreift) und Künstler ja treffen. Da ist dann auch die sprichwörtliche Armut des Künstlers zumindest am Anfang seiner Existenz kein Klischee, sondern schlicht und ergreifend Wahrheit, die jeder akzeptiert. 

Und interessanterweise akzeptieren das am allerehesten die einfachen Menschen, das entspricht auch der Erfahrung des VdZ, der ja auch beileibe andere Zeiten erlebt hat. Sie haben nicht den Neid der Halb- und Pseudogebildeten, die sich allen überlegen fühlen und deshalb meinen, "das hätten sie auch gekonnt". Der Moment im Filmchen, wo sich der einfache Mann aufpflanzt, weil der Wirt dem armen Poeten sein Bier verweigert, ist deshalb sehr berührend und schön. 

Aber ein zweiter Aspekt hebt das Filmchen ins Poetische, Wahre. Der fast banal wirkt, weil er eine moralische Lehre ist. In der er das Wesen der Sünde überhaupt, aber auch den Schlüssel zu dieser Zeit in ganz konkretem, handfestem, ja politischem und sogar wirtschaftlich Sinn bedeutet, weil er das Wesen der Verschuldung trifft. Wo jemand um eines momentanen Genusses wegen ein höheres Gut und seine Zukunft verschenkt, aufgibt. Und dieses nunmehr herrenlose Gut wird zum Objekt des Niederen. DAS, werte Herrschaften, ist eine Aussage über die Gegenwart, die so brennt, daß man sie schon deshalb nur so schwer sieht. Weil das Wesentliche, das einen am meisten Betreffende am schwersten überhaupt zu sehen ist. Was wir sehen ist in der Regel keinewegs das, was zu sehen IST, das Wirkliche also, sondern eine billige, banale, ja barbarische Oberflächenschüttelei aus vordergründigen Versatzstücken der Selbsttäuschung.









*220217*