Sie werden immer weniger, aber es gibt sie noch - Unternehmen, die Zeugnis von jenem Wirtschaftsethos geben, der das Abendland als Kultur so großgemacht hat, weil es seine Lebensbasis, und über den Ethos die charakterliche Prägung der Menschen schuf. Einige davon gibt es in der Heimat des VdZ, dem Ybbstal in niederösterreichischen Mostviertel. Und eines der herausragendsten Beispiel ist die Firma Riess, bekannt durch die Emaille-Töpfe. Riess-Töpfe gibt es seit fast 500 Jahren, und das Unternehmen ist mittlerweile schon in der neunten Generation in Besitz ein und derselben Familie.
Den meisten Verführungen der Moderne hat man widerstanden, widersteht bis heute, mit Klugheit, Umsicht, aber auch Prinzipienstärke. Und das ist das einzige Rezept der Nachhaltigkeit, auf das jedes Wirtschaften ausgerichtet sein müßte, als Basis jedes Volkes, jeder Kultur, jedes Landes. Dieses zu schützen wäre eine Aufgabe der Politik der letzten Jahrzehnte gewesen. Das regionale, lokale Potential zu sehen und zu bewahren helfen war ihre Pflicht. Stattdessen hat man sich in Vorstellungen von Wirtschaft und Geld verstiegen, die in unmenschlicher Kälte sogar wagt, von "Wettbewerb" und "Bereinigungsprozessen" zu sprechen, als wären nicht Menschen die einzigen Faktoren, die überhaupt Werte schaffen. Hier wird also von den Obrigkeiten schändlich weiterhin versagt, und so unser aller Alltagsleben entwurzelt und entleert und auf Funktionen entmenscht. Riess-Emaille hat sich nicht wegen, sondern GEGEN die Politik Österreichs bewahrt.
Aber hier ist das in Personen präsente und von Menschen mit väterlicher Verantwortung und Liebe zur Heimat geführte Unternehmen in der Region als Lebensraum eingebunden, in guten wie schlechten Zeiten verflochten mit dem Schicksal vieler vieler Menschen, die seit Jahrhunderten dort unter auskömmlichen Löhnen arbeiten und unter der mittlerweile neunten Vatergeneration eine Lebensgrundlage haben. Wenn man heute so gerne von "Nachhaltigkeit" spricht - hier ist sie vorexerziert, hier zeigt sich, was sie ausmacht.
Die Presse bringt einen Bericht, der ein wenig Einblick in eine wahrlich österreichische Unternehmenskultur gibt. Erst hier kann man von so einer sprechen: Kultur wird auch gegen moderne Einflüsterer durchgetragen, denn Kultur ist nur, was von im Prinzip "ewigem Logos" durchformt ist! Die Lektüre lohnt, wenigstens als Geschmacksorientierung. Auch wenn der Redakteur sichtlich nicht ganz wußte, worauf er da besonders zu achten habe. Man ist so etwas nicht mehr gewohnt, ja man kennt es gar nicht. Sein nächster Bericht wird wahrscheinlich enthusiastisch von den Erfolgen eines Start-ups in einem Gründerzentrum berichten, wo ein 15jähriger binnen weniger Monate "aus dem Nichts" hundert Millionen "Börsenwert" (und noch mehr Schulden) kumulierte ...
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