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Mittwoch, 23. August 2017

Philosophie als verstehendes Aufgreifen des logos (1)

In dem hier dokumentierten Gespräch (skype, und Du lachst wieder ...) zwischen der malaiisch-chinesischen Agnostikerin Claire Khaw und E. Michael Jones wird ein panoramaartiger Überblick über die geistige, innere, tiefere Weltlage gegeben, der die zweieinhalb Stunden insgesamt hörenswert macht. Denn wenn eines heute notwendig ist dann ist es genau das: Erkennen, was ist. Nicht einfach pragmatisch-aktualistisch handeln.

Und darum geht es im Grunde. Hier prallen - in sehr zivilisierter Art, die den Willen zeigt, zuzuhören, also sich das Argument des anderen erst einmal anzueignen, um ihm dann vom eigenen Standpunkt aus zu begegnen - zwei Weltsichten aufeinander: im irisch-deutschen Katholiken Jones und in der Agnostikerin Khaw. Aber sie bieten einen Weg der Hoffnung, weil sie sich in der Möglichkeit zum Verstehen durch den logos (und das heißt: IM logos), der beide Kontrahenten birgt, finden.

Leider ist die Tonqualität der Stellungnahmen von Jones im ersten Teil katastrophal schlecht, es ist sehr mühsam, ihn zu hören und zu verstehen. Das ist im zweiten Teil behoben, ihm kann man deshalb leichter folgen. In dem auch Reaktionen auf den ersten Teil verarbeitet werden.

Im ersten Teil geht es, auf einen kurzen Nenner gebracht, um eine Bestandsaufnahme der Gegenwart, insbesonders auch in England, das mehr noch als der übrige Kontinent eine Islamisierungswelle erlebt, die sehenswert ist. 

Es wird aber auch darin nur deutlich, daß der Pragmatismus, auf den sich Khaw bezieht, die Rückzugsposition ist, auf der sich die ganze Welt mittlerweile wiederfindet. Aber er ist substanzlos und voller Widersprüche. Ihm nachzugeben ist nichts anderes als der Irrationalität nachzugeben, und diese gegenwärtige Tendenz ist das was am meisten Sorge bereiten sollte. 

Wenn man aber darüber diskutiert, was "funktioniert", um der Frage nach der Wahrheit (und Religion) auszuweichen, denn diese scheint aufs erste nicht lösbar, so führt sich dieser Ansatz schon deshalb ad absurdum, weil die Frage nach dem Richtigen, dem Nützlichen die Frage nach der Wahrheit enthält. Es gibt also keinen Pragmatismus, der die Lösung der Wahrheitsfrage auf die lange Bank schieben kann, um praktische Lösungen zu finden - er muß die Frage nach der Wahrheit ZUERST lösen, will er nicht in willkürlichen und immer relativen Nützlichkeitserwägungen wie ein aufgescheuchtes Huhn in einem Käfig ohne Ausweg herumirren. Gerade der intellektuelle Kurs der allermeisten Liberalen zeigt ja genau das - sie sehen, daß sie ihre "Toleranz" einschränken müssen, haben aber keine Maßstäbe, wo und wann und vor allem warum dies zu geschehen hat.

Der Pragmatismus, der sich so weithin ausgebreitet hat, ist ja mittlerweile durchaus der Meinung, daß es Religion braucht. Aber nur aufgrund ihrer Nützlichkeit. Denn man erkennt, daß es ohne moralische Verbindlichkeit und Absolutheit nicht geht, daß die Gesellschaften zerfallen. Das Ausbreiten des Islam hat genau darin seine Wurzeln: Wie immer man ihn sehen mag, bietet er feste Richtlinien. In Kulturen wie der unseren, die in Relativismus zerfallen sind, ist dieser Griff nach verbindlichen und absoluten Richtlinien ja mehr als deutlich zu erkennen. Fast alles wird heute zur Religion, von Ernährungsfragen über Klimaerwärmung zu Migrationsfragen, vor allem aber in Fragen der Sexualmoral.

All diesen Richtungen der Gegenwart aber fehlt die philosophische, dabei vor allem die metaphysische Klärung der Grundlagen des Denkens und Erkennens, weil des Seins. Sie agieren in einem irrationalen Raum der Nützlichkeit, des Pragmatismus. Das macht zugleich ihre Unfähigkeit aus, zu kommunizieren. Denn ohne Philosophie kann der Mensch gar nicht (über seine zufälligen Gruppenzugehörigkeiten hinaus) kommunizieren. Es mangelt an der Klärung der Frage nach Gott, und das ist keineswegs eine Frage des Glaubens, der Religion, sondern eine der Vernunft.*

Daß sich dieses Problem (und das Problem der Islamisierung) so deutlich in England zeigt hat historische Wurzeln, führt Jones aus. Sie liegen in der Reformation, die eine Trennung von Kirche und Staat, ja die Unterordnung der Religion unter die politische Macht bedeutete. Damit fehlte der Bevölkerung der sichere Gewährspunkt, auf den hin das alltägliche Handeln auszurichten ist. Der Pragmatismus zog ein, und bildete sich nach und nach immer weiter aus. Er wurde aber geprägt von der Klärung der Frage nach dem Stärkeren, und hierein liegt die Wurzel der Ausbreitung des Kapitalismus, der newtonschen Physik, und ebenso des Darwinismus. Sie sind allesamt Schwestern und Folgen, die einzudämmen niemand mehr in der Lage war, weil sie durch den verabsolutierten Liberalismus (der a-moralischen Entschränkung des Kampfes um die reale Stärke) jede Regulierungsmöglichkeit verloren.



Teil 1)





Morgen Teil 2)




*Das Problem des Rationalismus ist ja keineswegs, daß er "zuviel" denkt (was die Gegenreaktion des "Verlassens aufs Gefühl" bei der Jugend so befeuert, wo der VdZ mit Erschrecken feststellt, daß das Denken überhaupt als Weltdurchdringungsinstrument abgelehnt wird, bestenfalls ästhetische Bedeutung hat), sondern das Gegenteil: DER RATIONALIST DENKT ÜBERHAUPT NICHT. (Oder zumindest unproduktiv, also sophistisch.) Und weil er erlebt, direkt und persönlich erlebt, daß sein Denken die Welt nicht (mehr) erfaßt, kippt er immer und überall in den Irrationalismus. Praktisch ist das ganz leicht zu beobachten: Der VdZ kennt KEINEN Rationalisten, der nicht an einem Punkt fast fanatisch in die Irrationalität der Esoterik etc. etc. abkippt. Meist in Dingen wie "Gesundheit", oder überhaupt der "Weltrettung" und völlig irrationaler "Moral". Das betrifft weitgehend die gesamte sogenannte akademische Landschaft.




*300717*