Dieses Blog durchsuchen

Montag, 28. August 2017

HIntergründe zu Charlottesville (1)

Die Rechte fühlt sich in den USA zunehmend an die Wand gedrängt. Seit vielen Jahren wird dort - v. a. in den Südstaaten - alles weggeräumt, was sie als Eckpfeiler ihrer Identität oft gerade in dem Moment erkennt, wo es beseitigt wird. Wie das General Lee-Denkmal in Charlottesville, um das schon seit längerer Zeit ein wilder Streit tobte. Sie erlebt aber vor allem, daß die Linke sich mit der Staatmacht verbündet, ja diese auf ihrer Seite hat. Das hat sie entscheidend weiter radikalisiert. Sogar die alte Südstaaten-Fahne wurde teilweise verboten, nun sollen es nach und nach alle Eckpfeiler ihrer Identität sein. Namen von Straßen und Plätzen, Ortsnamen, Denkmäler, etc. Was für die Südstaaten eine besondere Demütitung bedeutet, noch 150 Jahre nach dem Ende jenes Sezessionskriegs, das die Südstaaten (zurecht) als Okkupation, ja Kolonialisierung durch den puritanischen kapitalistischen Norden erlebt haben. Der nun sogar provokant und brutal "social engeineering" anwendet, um den letzten Widerstand gegen eine universalistische Identität der Wurzellosigkeit zu brechen.

Wer die Präsenz der Geschichte, die Erinnerung auslöscht, oder verlangt, daß künstlich ein bestehendes Narrativ geändert (und erzählt, das vor allem nämlich: erzählt wird, etwa an den Schulen) werden muß, löscht Identität aus, das ist keine Frage. Daß es sich auf "White/Weiß" kapriziert ist der Rückzug auf eine letzte greifbare Bastion, die an sich aber nicht mehr identitätsstiftend wirken kann. Anders als vielemeinen, ist "weiß" keine Identität, denn diese kann es nur konkret - also ethnisch und religiös - geben. Wie wenig der Begriff "weiß" dafür taugt zeigt sich schon in der Unmöglichkeit, zu definieren, was oder wer "weiß" ist. Vielmehr ist damit also ein kulturelles Fundament gemeint. was die Aussage oben bestätigt. Denn die Gegendemonstranten forderten u. a. ein Ende der "White supremacy", was nichts anders heißt als die Forderung nach Beschneidung, ja Entmächtigung einer Mehrheitskultur. Das exakte Ziel des "ethnic cleansing" (durch social engineering) also.

Daß sich dieser kulturelle Konflikt oft auf den Gegensatz weiß-schwarz kapriziert hat eher antinomische, dialektische, ja zufällige Gründe, denn die vom social engineering getragene Sozialpolitik der USA benutzt seit den 1940er Jahren die schwarze Bevölkerung dazu, um regionale (v. a. europäischstämmmige) Identitätsgruppen aufzusprengen. Die willkürliche, gezielte Ansiedlung von Farbigen in einst kulturell geschlossene Lebensräume als letzte Bastionen von nicht-voluntaristischer (sic!), also naturrechtlich "gesunder" Identität zerbricht diese Lebensräume und zerstört damit den Boden für ethnisch-religiöse Identität. Drängt diese auf neue, diesmal aber positivistische Begrifflichkeiten als letzte greifbare bzw. neue Identitätsmerkmale.

So sollte eine universalistische, also nur im Bewußtsein verankerte "Amerika-Identität" geschaffen werden. Ein typisch protestantisches, aber auch ein jüdisches (Fremd-)Konzept. Wenn schon, dann muß man also "weiß" gar nicht als "rassisches" Merkmal sehe, sondern als Synonym für eine politisch gewollte Identitätsverdunstungs- und Entwurzelungsstrategie, die in dem Fall sogar Erfolg hatte. Für viele gibt es mittlerweile eine "weiße Identität", auch wenn es eine solche ja gar nicht "gibt". Die "Neu-Rechte" (alt-right) ist also auf jeden Fall eine Reaktion auf das genannte "ethnic cleansing" der Identitätszerstörung der Linken. Aber sie hat einen eklatanten Mangel: Zu wenig Sein, also auch kein wirkliches politisches Programm, klammert sich also - durchaus fanatisch - an das wenige an Merkmal, das bleibt. Wie "weiß".

Julian Assange meint in einem durchaus klugen Statement, daß sie politisch in Amerika keine wirkliche Rolle spielen, nur eine kleine Randschichte sind. Die Gleichsetzung mit "Trump-Wählern" ist völlig unzureichend und lediglich politisch motiviet, um Trump etwas anzuhängen. Will man "Unzufriedenheit" und "Verdrängung an den Rand der Gesellschaft" als Kriterium sehen, müßte man viele Bevölkerungsgruppen anführen, die keineswegs Trump gewählt haben. Das Problem der marginalisierten großen Arbeiterschichten des Mittelwestens hingegen (nur nebenbei: die den höchsten Anteil an Deutschstämmigen haben; Anm.), die Trump zum Wahlsieg verhalfen, ist real, umfassend, sehr handfest und politisch zu lösen, hat aber mit Rechtsradikalismus nichts zu tun. Anders als in der Ukraine, wo Rechtsradikale ein echtes politisches Problem sind, das die USA aber herzlich wenig zu interessieren scheint, ja die die USA und die EU offenbar sogar als nützliche Elemente betrachten.



Morgen Teil 2) General Lee - Identität als Hindernis für echnic cleansing 
- Identität als Problem des linken social engineering





*140817*