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Montag, 21. August 2017

So nebenbei

Agere sequitur esse - Das Handeln folgt dem Sein. Diese dem Denken erfaßbare Wahrheit über das Wesen aller Dinge, also der Welt, läßt unerklärlich erscheinen, wie sogar konservative Denken auf den Gedanken kommen, daß sich Lohn, Arbeitsentgelt (also Wertschöpfungsäquivalent) über "Leistung" definieren soll. 

Jede Lohnordnung, die sich nicht auf den Stand eines Menschen (sowie auf den Zubehör zu diesem, also einem "standesgemäßen Leben") bezieht, und bestenfalls sekundär auf seine Erfüllung der Standespflichten, also Leistung, ist sozial ungerecht und löst eine sich progressiv steigernde Fülle von unlösbaren Widersprüchen aus.


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Man sollte achtgeben daß man nicht der Versuchung erliegt, Ursache und Wirkung zu verwechseln, wenn es um die "Begründung durch Wissenschaft" geht. Vielfach, ja ursprünglich war der Bezug auf eine angeblich alle erste Wahrheit überragende Bedeutung der naturwissenschaftlichen Wahrheit (die man dazu zu einer erstrangigen Wahrheit erhebt, was sie niemals ist, weil sie auf ersten Wahrheiten aufruht, also immer nur zweitrangig ist) nichts anderes als der Versuch, einem den ersten Wahrheiten widersprechenden, also revolutionären Ziel eine absolute Legitimitation zu verschaffen. Wenn also heute Google argumentiert, daß die Tatsache, daß in seinen Software-Entwicklerabteilungen vorwiegend Männer arbeiten (und nur wenige Frauen),  auf wissenschaftlich bewiesene biologische Unterschiede zurückzuführen sei, so ist das nichts als der Versuch, eine erste Wahrheit zu rechtfertigen. Die einfach unhinterfragbar ist und aus sich einleuchtet.

Auf ganz einfache Erklärung heruntergebrochen: Google will eine Tatsache nicht verleugnen, die sich einfach aus den Tatsachen ergibt, die aber den gesollten Wertegebilden der Öffentlichkeit nicht entspricht. Also zieht sie eine angebliche Gewißheit aus der absoluten Wissenschaft heran. Denn die werden ja wohl auch die Moralischen anerkennen. Da vergißt sie sogar (so wie die Konservativen meist) die soziale Verflochtenheit jeder Identitätsbildung, die sie tatsächlich auch zu einem sozialen, kulturellen Konstrukt macht. Wobei man auch sagen könnte: Ein soziales Konstrukt braucht, deshalb anstrebt, um Welt (als Mensch, was nur je im Geschlecht möglich ist) zu sein, so wie alles Seiende ein rhythmisches Pendeln zwischen Idee und Verfleischlichung, Geschichte ist. Aber darüber haben wir schon genug gehandelt.

Google macht es, wie es Politiker zuweilen ja so gerne tun, die jede echte geistige Auseinandersetzung, jedes Mannsein vermeiden wollen, indem sie auf Umstände warten, die nur noch "Alternativlosigkeiten" ergeben. Die doch bitte jedem einleuchten mögen, denn immerhin - sie sind wissenschaftlich. Die Wissenschaft also als Schild der Feigen, die dann sogar feige verschweigt, was Wissenshaft eigentlich ist und überhaupt zu leisten vermag. Wann was gilt ist nur noch eine Frage der Nützlichkeiten, des Pragmatismus. Die Biologisten haben darin Unrecht, selbst wenn sie aus den Reihen der Konservativen kommen, die dasselbe tun ... ein Schhild heranziehen, um der eigentlichen Auseinandersetzung auszuweichen.

Aber in einer Zeit, in der Autorität und Ordnung nicht mehr in Orten (Ortnung ...) verankert und begründet ist, sondern in Funktionen, braucht es schon ein wenig Kreuztrage, um nicht dem Sinnlosen zuzustimmen, nur um zu vermeiden, daß es auf eines Rücken einprasselt. Weil man die Menschen mehr fürchtet als Gott, das Sein. Schlimm wird es freilich, wenn man an diese ursprünglich nur feige Schutzbehauptung auch geglaubt wird. Vor den Gefahren dieses heute immer alltäglicheren Biologismus kann nicht genug gewarnt werden.

Um aber dem Faß den Boden auszuschlagen, binden wir den Faden in den ersten Beitrag zurück. Auch die Berufung auf "die Notwendigkeiten eines Freien Marktes", mit dem sich der Kapitalismus so gerne rechtfertigt (und dabei verschweigt, daß er nur funktioniert, wenn genau das, der freie Markt, ausgeschaltet wird, zumindest von Zeit zu Zeit, so alle zehn oder dreißig Jahre, wenn die Staaten die Pleitebetriebe und -banken von ihren Verlusten befreien), rechtfertigt niemals (und zwar: vor den Augen der Vernunft) eine Lohnordnung, die NICIHT auf den Stand der Menschen bezogen ist.  Wo der Familienvater einfach deshalb mehr Lohn bekommt, WEIL er Familienvater ist, während der Single weniger bekommt, WEIL er Single ist.  Denn Geld, Lohn, Wirtschaft ohne ihre soziale Dimension zu sehen ist nicht besonders kapitalistisch und rational, sondern es ist irrational und unvernünftig.


Nachtrag, der der Sache eine weitere Färbung verleiht: Einige Tage nach Verfassen obiger Zeilen erfuhr der VdZ, daß der Mitarbeiter, der diese weltweit kolportierte Aussage (bzw. Wahrheit) verkündet hatte, von Google entlassen wurde. Er handele gegen die Firmenpolitik der Bejahung der "Vielfalt", hieß es in der Begründung. Tip für Investoren in Google-Aktien? Abstoßen, solange die Blase noch hält!

Angeblich haben Frauen bei Google, die von dieser Stellungnahme hörten, empört ihre Arbeit niedergelegt. So wurde aus der Sache "eine Sache". Auch wenn wissenschaftliche Studien das belegten, so sei es ein Zweites, es zu verkünden. William Biggs verweist in diesem Zusammenhang auf eine Geschichte aus Harvard.  Der Dozent Larry Summers hatte in einer seiner Lectures darauf hingewiesen, daß Studien belegen, daß Frauen viel emotionaler reagieren als Männer. Daraufhin hatten zahlreiche Frauen empört die Vorlesung verlassen, um später in Interviews aufgebracht und empört schreiend zu melden, daß sie mit solchen Stellungnahmen nicht einverstanden seien, daß Frauen emotionaler reagierten als Männer.




*070817*