Dieses Blog durchsuchen

Donnerstag, 19. November 2020

Kernschmelze im Reich der Mitte (2)

Teil 2)


Diese Form hat er in China. Mit Konnotationen, die staunen machen könnten, wüßten wir nicht, daß es gar nicht anders sein kann. Wo sich im chinesischen System des "social credit" ein "graduelles Menschsein" ausdrückt, in dem die Würde des Menschen nicht absolut besteht, also im Menschsein an sich, und zwar von der Empfängnis an, sondern von der Aktualisierung bestimmter ERWÜNSCHTER Eigenschaften abhängt. Wer etwa in China ein Verbrechen begeht, hat kein Recht auf Menschenwürde, der hat sie verspielt. 

Deshalb ist unsere Empörung, wenn zum Tode Verurteilten die Organe entnommen werden (was heißt, daß sie noch VOR dem Tode ausgeschlachtet werden), völlig sinnlos. Unsere Wertesysteme kollidieren nicht mit den chinesischen, sagt Englert, sondern sie sind wie zwei Züge, die auf verschiedenen Geleisen fahren, sich also gar nicht begegnen. Der westliche Begriff von Menschenrechten ist deshalb in China irrelevant. China kennt nur das System des graduellen Menschseins. Und diese Auffassung wird nicht nur vom Materialismus von Denksystemen wie dem Evolutionismus-Darwinismus gestützt, ja mit Theorie unterfüttert, sondern er hat längst auch uns, den Westen, zutiefst durchwuchert. 

Längst ist auch bei uns die Menschenwürde graduell verstanden, hängst also von der Aktualisierung bestimmter Eigenschaften ab, die erwünscht sind. Wie in China, nicht anders. 

Sehr aufschlußreich zeigt Englert, wie Xi Jinping von persönlichem Ehrgeiz getragen ist. Der sich nicht zufällig mit dem vulkanartigen Verlangen der Chinesen deckt, sich aus jahrhundertelanger Demütigung durch den Westen zu befreien. Und den Westen nicht nur zu erreichen oder zu übertreffen, sondern auch zu beherrschen. Und das deckt sich wiederum mit dem Ziel des Kommunismus, das Weltherrschaft heißt.

Alle Fäden, machen wir es einfach, laufen in der KPCh zusammen. Sie definiert, was "gut" ist, was Mensch und was nicht Mensch, was gut und was nicht gut als vermeintlich China dienlich ist. Der Staat, der in seiner Verwaltung letztlich nur der verlängerte Arm der Partei ist, samt einer "freien Wirtschaft", die von Großbetrieben bestimmt ist, die wiederum vom Staat gelenkt werden, sagt, was erlaubt ist. 

Und er verbietet, und zwar mit rigoroser Kontrolle und Unterdrückung, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln - und sei es die unglaubliche Internierung von Millionen Uiguren in Umerziehungslagern, sei es direkt von einzelnen unbotmäßigen, im social credit-System erkennbaren (Un- oder Nicht-)Menschen, Vereinigungen, NGOs oder Religionen (als Variante von NGOs), was nicht der "wissenschaftlichen, also unwiderlegbar wahren, richtigen Sichtweise" der KPCh entspricht. Die KPCh aber wiederum vertritt, was ... Xi Jinping sagt. Über der Partei und über den Ministerpräsidenten, der die Partei bestimmt, gibt es keine Instanz. 

Sie leiten sich von Gott her. Wie die früheren chinesischen Kaiser. Was also hat sich in China tatsächlich geändert? 

Oh wir dummen Westler. Wir reden tatsächlich in jener Dummsprache Gehirngewaschener, die einer uns völlig fremden Scheinlogik der Ideologien entspricht, wir glauben, daß politische Systeme die Menschen ändern und fügsam machen können. Nein, das haben sie nie gekonnt. Das waren seit je nur Verlegenheitsreden, mit denen persönlicher Ehrgeiz verschleiert werden sollte, mit dem manche ganz nach oben kommen wollten. 

In Wahrheit hat jedes Volk, jede Gesellschaft das politische System, also das institutionalisierte System, das wirklich funktioniert. Erhält also jedes Volk das, was sich wirklich wirklich abspielt, das seiner inneren, geistigen, mentalitätsmäßigen, den Tugenden entsprechenden Neigungen und Wollensrichtungen entspricht.

Tugend ist deshalb in China auch nicht eine positive Haltung des Menschen. Sie ist jene Haltung, zu der der Mensch gebracht werden kann, wenn er durch Zwang dazu gebracht wird. Herrschaften, glauben unsere "politischen Führer" - siehe Corona-Krise, siehe Klimakrise, etc. etc.! - etwas anderes? Machen wir doch endlich die Augen auf.

Nicht um Revolutionen abzuführen oder "auf die Straße zu gehen." Die sind selbst wieder Lüge in sich, und Schleier, den manche um ihren Ehrgeiz IM SYSTEM (das sie angeblich als schlecht oder mangelhaft bekämpfen) werfen. Sondern einfach um zur Kenntnis zu nehmen, WAS IST. Wie in der Logotherapie also, die nur fragt, ob wie das, was wir so daherreden, AUCH WIRKLICH GLAUBEN, für Realität (als emanierte Wirklichkeit) und (noch einmal tiefer, der Wirksamkeit entsprechender gegraben) für Wirklichkeit (als geistige Tatsache) halten.