Teil 3) Nachbemerkungen zu einer
jüngst durchgeführten Erhebung
Wie eine jüngst in den USA durchgeführte Untersuchung ergab, sehen sich dreißig Prozent aller Mädchen und Frauen unter fünfundzwanzig Jahren als LGBT. Das heißt, daß ein knappes Drittel aller jungen Frauen sich als homosexuell, metro-/transsexuell oder bisexuell sehen.
Wir wollen diesmal aber einmal nicht auf die strukturellen, systematischen Ursachen eingehen, wie sie sich aus der Auflösung des Sozialen sui generis (das eine Frucht der gefühlten, habituellen Verbindlichkeit dem anderen gegenüber ist) ableitet. Das haben wir an dieser Stelle ohnehin ausreichend gemacht.
Stattdessen wollen wir auf einen Wirkfaktor eingehen, der in den Augen des VdZ gar nie gesehen wird. Im Gegenteil, wird er sogar noch verstärkt, und zwar gerade von katholischen, "gut meinenden" Kreisen. Die von der "Theologie des Leibes" ausgehen, wie sie +St. Johannes Paul II. ausgeführt hat. Und die in Österreich zumindest im Rahmen der Ehevorbereitung als Non plus Ultra gesehen wird. Wie der VdZ bei einem Kongress feststellen mußte, der wie ein Who is Who der konservativen Katholizität auftritt (von einem Institut ausgehend, das ebenso auftritt).
Hier wird aber die Liebe (und sogar die Sexualität) gefährlich als Ding für sich gesehen. Selbst, wenn man die Sexualität und Leiblichkeit in der puren, "nackten" Geschlechtspolarität ansetzt, greift das noch weit zu kurz. Und zwar nicht graduell, sondern prinzipiell.
Denn diese Identitätsschwäche, wie sie die oben angeführte Untersuchung belegt, ist mit einer fehlenden Polarität der Geschlechter nicht ausreichend erklärt. Sondern braucht ein Begreifen der Identität von den äußersten sozialen Kreisen aus, also von Stand usw. usf. Und es braucht damit auch die hierarchische Gliederung, die dem Wesen des menschlichen Daseins und Aufgabe des Existierens ist.
Das heißt, daß sich die Liebe der Ehe (wie überhaupt die Liebe) nicht als "Ding an und für sich" sehen läßt! Sie darf noch weniger auf ein Person- und Menschsein ausgehen, das sich aus Leistung, als Gemachtem, aus Vollzogenem definiert. Wo also Mann und Frau in einer Polarität landen, allerbestenfalls, die wie eine Leistungsergänzung gesehen wird. Nein! Das ist falsch!
Sondern jede Liebe muß sich auf das Sein selbst beziehen, weil sie auch von dort kommt und genährt wird. Das heißt nicht weniger als daß sich auch Mann und Frau nicht aktualistisch-faktisch als "Ergänzung" sehen dürfen, sondern dieses Mann- oder Frausein zielt auf das Wesensbild ab! Das heißt auf die hierarchische Gliederung, in der das zweigeschlechtliche Gefüge (wie jedes Gefüge!) steht.
Zur Ehe ja zu sagen - und das zu wollen, anzustreben, ist ein Zeugnis psychischer und geistiger Gesundheit, Ehe nicht anzustreben, sie nicht als gar nicht erwähnenswertes, immanentes Lebensziel eines jungen Menschen zu sehen, Zeugnis von mehr oder weniger schwerer (individuell feststellbarer, aber im großen Ganzen gesellschaftlich initiierter) Gestörtheit - heißt nicht einfach eine "abstrakte Ehe" zu wollen, sondern heißt, eine bestimmte Ordnung zu wählen und per Eid (dem "Ja") einzuhalten. Und zwar zuerst einmal der beiden Ehepartner zueinander, somit als Mann dem Mannsein verpflichtet wie als Frau dem Frausein verpflichtet, das ihrem faktischen Dasein jeweils vorausgeht, also ein Idealbild ist.
DAS macht ihr Wesen aus. Nicht eine abstrakte oder abstrahierte "Liebe". Es geht um den Bezug auf den Ort, an dem sich beide in der Ehe (dem natürlichsten Ort des Menschen) einfinden. Mann und Frau, natürlich in ideeller wie faktisch-praktischer Polarität, vor allem aber in wesenhafter, ontologischer Polarität. Als Seinsbild, das im Ort, der beide umfängt, den beide jeweils betreten und der nur ihrer ist, als Beziehungsfeld und Beziehungsidee vordefiniert ist.
Wenn sich also die Identität von Mann und Frau als Existenzbefindlichkeit auflöst und aufgelöst hat, so auch und vor allem deshalb, weil die Bezugspunkte, die diese Identität stärken und bilden könnten, auf "Leistung", auf "Machen" bezogen gesehen werden. WAS Mann und Frau tun ist nämlich nicht jener Maßstab, auf den sich beide Teile beziehen als erfände sich jedes Ehepaar in seiner konkreten Gestalt neu.
Anders ließe sich auch die Ambivalenz, wie sie die Praxis zeigt, nicht erfassen. Die nicht weniger heißt als daß es so gut wie immer zu einem gewissen Verschwimmen des Männlich- und Weiblichseins kommt. Am äußeren Spektrumsrand, als gewissermaßen "ganze Männer" und "ganze Frauen" steht nur ein relativ kleiner Anteil der jeweiligen Geschlechtermenge.
Das liegt schon alleine daran, daß der Embryo von einer gewissen Unbestimmtheit ausgeht, die erst durch das berühmte Y-Chromosom zum Mann wird. Die Unbestimmtheit ist dabei im Fokus. Denn deren Name ist dann ... Frau.
Mann ist in der Realität also eine gewisse Gradualität, je nach Aktualisierung dieser Durchdringung und Durchdrungenheit mit dem Y-Chromosom, um es sehr bildlich zu machen. Das ist aber nicht das Kriterium! Das Mannsein ergibt sich nämlich nicht aus der biologischen Aktualisierung, sondern aus dem Platz, auf den es in der Idee gestellt (=verwiesen) ist.
Identität ergibt sich also nicht aus dem faktischen, sondern aus dem idealen Ort, aus dem Sein. Das immer ein vorausliegendes Idealbild ist, das wiederum aus dem Ort hervorgeht, auf den der Mensch bezogen ist. Und das ist jeder Mensch, mit dem Augenblick seiner Empfängnis: Niemand hat KEINEN Ort!
Der den Rahmen, den Bedingungsrahmen, das Formende selbst also (in der Selbstüberschreitung!) vorgibt wie geschenkhaft gibt, den jeder Mensch dann betritt bzw. an dem er steht. Als Wesensbestandteil, als Wesen. Und gezeugt werden heißt vom ersten Moment an: ehelich sein. Denn der Mensch ist wesenhaft ehelich. Und nicht nur der Mensch, im übrigen, sondern auf übertragene, "symbolische", archaische Art alles Daseiende, von dem nichts "für sich alleine" dasteht. Welt, Schöpfung ist eine nie unterbrochene Bezogenheit.