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Samstag, 28. November 2020

Aber Ungarn vertragen die Wahrheit schlecht (1)

Mit dem Michaelsfest zu Anfang Oktober 2020 wurde die Soproner/Ödenburger St. Michael/St. Michaly-Kirche (Basilika minor, angeblich und laut Volksmeinung, einen offiziellen Beleg dafür gibt es freilich nicht, der Größe wie dem Charakter der Kirche wäre es freilich angemessen) wieder ihrer Bestimmung übergeben. 

Der VdZ hat viele Jahre unter dem Zustand dieser herrlichen Kirche gelitten, und viel gelitten (und gespendet) in der Hoffnung und im Gebet, daß diese Stätte wieder jenen Glanz erhält, der sie als Verherrlichungsort Gottes, des Vaters, durch den Sohn im Geist und im Opfer einst ausgezeichnet hat, und der der Grund war, sie inmitten einer Siedlung des Kleingewerbes und deutschen Existenzsinnes zu errichten. Samt einer die Kirche immer und überall auszeichnenden Infrastruktur, die sich "auf der Seite des Volkes" verstand. Mit Schulen, Waisenhäusern und Krankenhäusern. 

Nun ist sie "fertig". Aber mit einem großen Korn Salz in der Speiseschale ...


Dieser nächste Film wurde vor der Sanierung angefertigt. Die Kamera blieb wohlweislich nur außerhalb.


Der Weg zur Kirche ist der Weg durch das zweitälteste Viertel Soprons, das "Ponzichter"-Viertel, das ehemalige rein deutsche Viertel. Es ist eine lebendige Erzählung vom kulturell reichen Leben über achthundert Jahre, das 1946 brutal ausgelöscht wurde. Bis 1989 ist alles verfallen. Heute wird mit viel EU-Geld versucht, zu retten, was zu retten ist. Aber wie soll das gehen, wenn die Menschen fehlen, die es getragen haben? Es braucht also NOCH MEHR Geld, um es zu imitieren, nachzustellen. Aber sage man das einem Soproner Ungarn! Das macht jede Überlegung, wie es mit der Zukunft Soprons/Ödenburgs weitergehen soll, zu einem seltsam konstruktivistischen Unterfangen. 

Aber was soll's. Geld und Leben und Kultur kommen ja seit Jahrzehnten aus Internet und Bankomat. Da braucht es kein Volk, nur noch Bewohnende. Da braucht es keine Kultur, nur noch Ausstellungs- und Museumsqualität. Nur noch die Kraft jedes Einzelnen, sich in einer fiktiven Welt zu wähnen, deren Licht jeden Moment beleuchtet, den er vor seine Haustüre tritt.

Man kann alles ziemlich anders sehen. Fünf Jahrzehnte haben Menschen in Gebäuden und in einer Siedlung gehaust, bis sie zu einer Ruine zerfallen ist. Dann entschloß man sich, das "System zu wechseln", und läßt nun jene, die man enteignet hat, die man davongejagt hat, das wieder aufbauen, das sie einmal geliebt haben und immer noch lieben, ihre ehemalige Heimat. Und hofft auf genau jene, als Touristen, daß sie auch das Geld bringen, um die aktuelle Existenz zu bestreiten.

Oh oh, da ist noch vieles zu richten. Nicht nur eine Basilika zu sanieren, die im 15. Jahrhundert von Deutschen erbaut wurde, und die ein eigentliches Zentrum der Stadt war. Weil jede Kultur aus der Religion entsteht, und nur in ihr weiterlebt. Aber können Okkupanten eine frühere Kultur einfach nutzen?

Was haben also jene Bildschirme für Symbolkraft, die nun und damit den Gesamtcharakter der Basilika völlig zerstören, indem sie den Blick des Anwesenden, der Gottesdienstbesucher, auf die Bildschirme lenken. Damit ist das Wesentliche der gotischen Kirchen - und sie haben es als letzte Botschafter verkündet - zerstört: Der Raum als Ordnung, die Zuweisung des Anwesenden an einen Ort, also zu einer Identität. 

Sie machen nun die Kirche zu einem Wohnzimmer, in dem das Gefühl, nicht die objektive Situation die Hauptrolle spielen. Wie man eben Pastoral heute definiert, weil man sich nicht wagt, ihren eigentlichen Sinn aufzugreifen. Denn dazu müßte man sich der Wahrheit stellen.

Morgen Teil 2)