Dieses Blog durchsuchen

Montag, 9. November 2020

Gedankensplitter (687)

Noch bezugnehmend auf das gestern Gesagte bringen wir heute eine Überlegung aus dem Archiv. Schon vor Jahren hat sich der VdZ die Frage gestellt, was angesichts des schon fast die gesamte Menschheit eingreifenden Verfehlens der Wirklichkeitsebene zu erwarten ist. Und er meinte Folgendes:

Weil das Wahrheitsempfinden des Menschen, der isset, also "tätigseiend ist", immer mit dem Sein kommuniziert weil ihm permanent begegnet, ja dieses umschließt ihn wie den Fisch das Wasser, 

erfährt er jede Entfernung seines Selbst als des welthaften Ich, das nur ein "Seinspunkt" ist, reines Potens, reine Möglichkeit, die aber strukturell auf ein Hinaus, 
auf ein Weltsein, auf ein real konkret sein drängt, weil das das Wesen der Liebe ist, die alles durchwest, das am Sein teilhat, weil das Sein auch und vor allem Liebe ist, und Liebe dem Willen zubehört, der also Bewegung zum Seiens-sein, also zur Welt bedeutet, denn die Welt wurde nur aus Liebe geschaffen,

weil der Mensch also ist, der da denkt und Welt ist wie in der Welt ist, so wird er immer diesen Anruf des Seins hören. Er wird sich also niemals von der Tatsache wegbewegen können, daß er einem wirklich Wirklichen angehaftet ist, dem eine Welt gegenübersteht, die ein gewisses Eigensein entwickeln kann, das aber der wirklichen Wirklichkeit nicht mehr entspricht. 

Das "Willen" (Motive, Gedankenkonstrukte, Imperative, gesellschaftliche Richtungen als mitreißender Strom, Kultur- und Zivilisationslarven usw. usf.) entwickeln kann, der wie ein wirkliches Bewegungsziel (Motiv) auftritt. 

Machen wir das konkret und an einem simplen Beispiel leichter begreifbar: Es gibt Moden, Trends, und diese Trends hat - und das hat gewiß jeder schon erfahren - ein großes Täuschungspotential. Es gibt Kaufleute, die auf einen Trend setzen (der sich als Willen äußert, zu kaufen) der sich nicht entwickelt. Der VdZ kannte etwa einen Textilkaufmann (dem er später ein Haus gebaut hat) der in den mittleren 1980er Jahren sein gesamtes Vermögen (und das war damals gar nicht so gering) auf eine bestimmte Mode setzte. Er gab in Indien (und heute wird ohnehin alles schon in dieser geographischen Region genäht, was in unseren Kaufhäuern angeboten wird) Massen von Kleidungsstücken in Auftrag, und versprach sich hohe Gewinne. Weil er als einziger diesen Trend wirklich bedienen würde können. 

Es kam ... anders. Kaum hatte er die Container mit Kleidungsstücken in Österreich empfangen, mußte er erkennen, daß die Mode wie ein Hase einen wahren Haken schlug und in eine völlig andere Richtung ging. Er saß auf Tonnen von Kleidung, für die er trotz der niedrigen Gestehungspreise im Einzelnen sein gesamtes Vermögen ausgegeben hatte, die unverkäuflich waren. Beziehungszweise die er dann zu Preisen verramschte, über Jahre (denn selbst zu solch niedrigen Preisen wollte niemand das Zeug kaufen), die den Verlust gerade noch verkraftbar machten.

Dies ist ein Beispiel das zeigen soll, was gemeint ist und sich auf vielen Ebenen abspielt: Der Mensch kann sich täuschen. Er kann die Wirklichkeit verfehlen! Ob in der Mode, ob in der Politik, der Einschätzung des Weltgeschehens, der religiösen Imperative, egal wo, egal auf welcher Ebene. Wir können völlig fehlgehen. Und werden nur noch von jener Substanz gehalten, die da war, jetzt aber gerade noch ausreicht, um uns nicht völlig auszulöschen. 

***

Wenn man sich ansieht, was sich heute abspielt, in dieser völligen Vefehlung des Wirklichen, so zeigt sich etwas, das man für eine Anfälligkeit für Wahn halten kann. Was es auf eine Weise ist, gewiß, aber es ist auch etwas anderes. Dieser Wahn kann eine andere Ebene eines tief geistigen Geschehens sein. Denn die Schöpfung, diese unsere Welt ist in ihrer tiefsten Substanz von Archetypen gehalten. Von Bewegungsschemata, um es auf simple Weise auszudrücken. 

Und diese haben Erscheinungen, Gestalten, die in der Welt sind und die "die" Welt sind. Auf allen Ebenen. Also auch auf den Ebenen des Verstandes, der Verstandesdinge, und nicht zuletzt: der Phantasie (die die Kombinationsfähigkeit aus Verstandesdingen ist, die aber nach inneren, seelischen Richtungen zusammengefügt werden; das heißt, daß die Phantasie auch solche Täuschungen integriert hat) als der "möglichen, in der Zukunft real gewordenen Wirklichkeit."

Aber nicht nur in der Zukunft, sondern auch in der Vorstellung eines wirklichen Geschehens, das "über" dem momentan faktisch Vorgefundenen steht (bzw. schwebt). Man kann Bilder vor Augen haben, die mit dem tatsächlich vor Augen stehenden nichts zu tun haben. Im schlimmsten Fall wird das pathologisch, also zur Krankheit, die es dann tatsächlich sein kann (aber auch nicht!).

Nun haben wir, meint der VdZ, schon ausreichend Komponenten, um den Gedanken einer Gesamtgestalt einzufügen. Und der lautet, daß sich in solchen, in unseren Zeiten, eine gehäufte Neigung heranbilden wird - und auch schon sehr kräftig gebildet hat - unsere Zukunft über oder fern oder außerhalb der Erde zu suchen. 

Deshalb wird nicht nur Science-Fiction und Fiction allgemein unsere unmittelbare Zukunft ausmachen. Man betrachte doch die "virtual reality", die vor einem regelrechten Boom steht. 

Die Pornographie reiht sich übrigens in diese Linie. Auch sie ersetzt fehlende Realität, Wirklichkeitsanbindung, durch Phantasie. Ohne Phantasie gibt es keine Pornographie.

Aber diese virtual reality, also diese vorgestellte Wirklichkeit, zeigt sich auf anderen Ebenen in einer Hinwendung zum Außerirdischen. Sei es in der Kosmologie, die sich als Wissenschaft (fast möchte man sagen: Als Wissenschaft getarnt; gemeint ist: Auf dieser Ebene unseres Weltseins) in immer phantastischeren Entwürfen äußern wird, wie der gesamte Kosmos, in dem die Erde immer unwichtiger werden wird, "abspielt", wie er "funktioniert", sondern dieses Funktionieren des Kosmos wird zu einem immer mächtigeren, fernen, außerirdischen "Apparat", zu einer gottgleichen Macht. 

Im selben Atemzug wird die Neigung, an Außerirdische zu glauben, die uns natürlich hoffnungslos überlegen sind, ja denen wir unser Existieren überhaupt verdanken, immer mächtiger werden. Sie wird auch die Wissenschaft erfassen, die uns "beweisen" wird, DASZ es Leben da draußen gibt, irgendwo, und irgendwie, aber - es wird dort Leben "gefunden" werden. (Was natürlich nur ein Begriffsspiel ist, eine völlig wirklichkeitslose Realitätsmathematik, aber das weiß der allergrößte Teil der Menschheit nicht, das wissen nicht einmal noch die meisten Wissenschaftler.)  

Es wird sich speziell deshalb auch in Filmen und Kunstwerken zeigen. Und es wird sich in Geschehnissen zeigen, die uns weltweit - und es wird immer mehr alles, was geschieht, egal was es ist, "global sein" - erfassen und beherrschen. Geschehen, das von geheimnisvollen Mächten und Dingen ausgelöst und beherrscht wird. Das nicht sichtbar ist. Oder so klein, daß es dem normalen Auge unsichtbar bleibt, wie geheimnisvolle Krankheitserreger, die nur noch von Trägern des großen Arkanums gesehen und verstanden werden.

Aber jetzt kommt's: Der Witz dabei ist, daß dieses Ahnen dem Angedrücktsein ans Wirkliche entstammt. Und somit etwas tief WAHRES zur Welt gebiert! Nämlich den Versuch, dieses innere Ahnen auch vor Augen zu bekommen, um so die Begegnung mit ihm gestalten zu können. 

Um so - in Gehorsam, denn es geht immer um Gehorsam, sogar der Ungehorsam-sein-Wollende ist gehorsam - diesem Wirklichen genügen zu können. In jener Beziehung, die allem Irdischen gemäß ist: In Beziehungen der Dankbarkeit aufgrund des Empfangens des eigenen Daseins, das vom Gehorsam gegenüber diesem wirklich Wirklichen abhängt.

Diese Form von "Science-Fiction" wird unsere Zukunft sein. In jeder Form, auf jeder Ebene. Als Versuch, religiös zu leben. Als Versuch das zu vollziehen, das zu tanzen, das zu zelebrieren, was dem Menschen so untrennbar weil wesentlich zu eigen ist, daß er ohne es gar nicht existieren kann: KULT.

 

*161020*