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Samstag, 12. Dezember 2020

Wie sich Politik und Geld vermählten (2)

 Teil 2) Die ungeschminkten Anmerkungen


*Als einem bereits wahrhaftigen Renaissancekönig war der Anspruch Heinrichs VIII. auf Allmacht in seinem Staate, mit dem er sich ursprünglich aus der Schuldenfalle ziehen wollte, zum Bumerang geworden. Denn nun waren Geldgeber, Banken mit der Situation konfrontiert, daß der König als Schuldner jederzeit per Federstrich Gesetze erlassen konnte, die ihn von seinen Schulden befreiten und die Kreditgeber enteigneten. Oder vielleicht gar einen Kopf kürzer machten. Also bekam Heinrich nirgendwo in Europa noch Kredit. 

Das löste William III. einige Jahrzehnte später, und er konnte es nur lösen, indem er die Hand des Geldadels ergriff. Die fortan mit einer von der Monarchie abgesicherten Zentralbank umgekehrt den König finanzierten (und den gesamten Geldschöpfungsprozeß des britischen Bankenwesens kontrollierten) - wenn der König die Macht über die Finanzierung der Monarchie ans Parlament formell abgab.

Der VdZ schreibt dies freilich mit einer gewissen hintergründigen Absicht. Denn er möchte dem Leser vielleicht klarer als bislang machen, daß Geld kein "Ding an sich" ist, sondern Symbol für ein reales Verhältnis. Das seinem Wesen nach ... Schuld (also: Schulden, als zu tilgende Verpflichtung) ist. Wenn es somit verschiedenenorts wie ein böses Schattengespenst an die Wand gemalt wird, daß Banken Geld "aus nichts" schaffen, so muß man dazu sagen, daß das überhaupt zum Wesen des Geldes im eigentlichen Sinne gehört! 

Davor muß sich also niemand fürchten, solange diese Verpflichtung auch erfüllt werden kann und das auch beabsichtigt ist. Denn dieses "nichts" ist kein "nichts", sondern ein Versprechen, durch zukünftige Arbeit (sic!) das heute ausgegebene Geld zu bedecken. 

Unser Geldwesen selbst aber hat durch diese flexible Geldschöpfung "vor Ort" (also durch Banken) jene Dynamik, die einer menschlichen Gesellschaft angemessen ist. Das hat bei aller substantieller Kritik die Entwicklung des Wohlstands in den letzten drei Jahrhunderten denn nun doch gezeigt. Das sollten wir zumindest vor Augen haben, wenn wir darüber reden.

Eine Geldschöpfung, die durch eine Zentralgewalt (hier und bis heute überall dual, durch König UND - privater! - ZentralBANK) gesteuert wird. Wiederum mit einem Parlament verschränkt, das dieses Gleichgewicht steuern kann und will. Und in der einen Beschluß aufbereitenden Debatte der Öffentlichkeit zugängig, durch die Wahl der Abgeordneten sogar mitbestimmbar macht. Mit dem uralten Leitbild, daß Besteuerung nur möglich ist, wenn die Bevölkerung (also der Besteuerte) dieser Besteuerung (die eine Form der Enteignung ist) auch zustimmt.

Was eine etwas anders gelagerte Frage aufwirft. Ob nämlich die gegenwärtige Praxis der Demokratie diese Kontrolle überhaupt auszuüben vermag. Ob also nicht eine Diskussion über die Institutionalisierung unseres Staatswillens angebrachter wäre als die letztlich substanzlose und utopistische Forderung nach "Transparenz" einiger Personen oder Gruppen. 

Tabuwort Demokratie

Die in einem seltsam verschwommenen, irrationalen Wunsch- und Traumbild einem Demokratismus anhängt, der wie ein messianischer Wundermechanismus alles "irgendwie" lösen soll. Und übersieht, daß die Rechtfertigungsmythen der Demokratie (als Telos, als Ziel, auf die sie angelegt ist) nie erfüllt und gar nicht erfüllbar weil irrational sind. Was sich nicht zuletzt an der Sakrosankt-Stellung des Wortes "Demokratie", aus der seine wirre, wahllose Verwendung als "Argument" (dabei aber nur Totschlaginstrument dem anderen gegenüber) ablesen läßt.

Wer bitte schön (und der Leser möge das anhand seines Umfeldes einmal überprüfen) wäre bereit auch nur spielhaft anzunehmen, daß das, woran wir immer mehr zu leiden meinen, wirklich leiden und noch mehr leiden könnten, all die Korruption, Instransparenz, die sich bildende Oligarchie (die jede "Mitsprache des Volkes" zur Farce macht), und überhaupt so viele der Zukunftsängste, auch unser Geld betreffend, mit dem Instrument "Demokratie" überhaupt nicht lösbar, sondern sogar deren unausbleibliche Folge sind? 

Wäre James Corbett etwa, dessen Kritik und Analyse sehr oft sehr zutreffend, klug, ja luzid ist, wäre der etwa bereit anzunehmen, daß sein Glaube, die Mißstände, auf die er hinweist, wären keineswegs "durch mehr Demokratie" behebbar weil nur Abweichungen von deren innerstem Gefüge und Sinn? Daß es also schlicht naiv und sachlich falsch ist, auf eine Bewegung "von der Straße" zu bauen, ja die "Aufgeklärtheit jedes Einzelnen" als eigentliches Wesen der Demokratie zu sehen?

Warum das falsch ist? Weil Denken, also "Aufklärung" nur in Zusammenhang mit eines Ort, also Stand, Berufung usw und damit Traditionstreue gesehen werden kann. Diese Bestimmung nie überschreitet, und eben nicht, wie die Aufklärung postuliert (ohne je daran zu glauben, bitte sehr! die Aufklärer waren sogar immer die schlimmsten Diktatoren, weil und wenn sie erkannten, daß ihre Vorstellung sich "nicht realisiert") eine Frage simpler mechanistischer "Logik" ist. 

Warum das? Kurz noch einmal gesagt: Weil Logik selbst Postulate HAT und braucht. Und das ist eine der mathematischen Logik vorausgehende Annahme über die Wirklichkeit, die selbst NICHT mit dieser "Logik" zu erfassen, sondern eine Frage des Transzendenten, des Glaubens ist.

Übrigens: Die Griechen, auf die wir uns in dieser Frage gerne berufen, wußten das noch. Ihr Verständnis von Demokratie als Herrschaft des Volkes war keineswegs irrational, sondern ziemlich anders, realistischer, als wir es pflegen.

²Dieser Eigentumsvorrang ging so weit, daß 1850ff. das Eigentum der (meist englischen) Landlords vor dem Notrecht der Iren selbst gereiht blieb. Während sechs Millionen Iren verhungerten, exportierten die englischen Herren des Landes unter Schutz eines Drittels des englischen Militärs die im Land produzierten Lebensmittel. Während sich, übrigens, die irischen Bischöfe in England eine Auszeit nahmen und von den Kelchen der Honneurs schlürften, die die englische Krone ihnen angesichts ihrer Dienstbarkeit servierte.

**Was hier heißt: Polygamie. Denn das bedeutet jede "Scheidung und Wiederverheiratung". Das hätte aber für einen christlichen, katholischen König bedeutet, daß er aufgrund seines moralischen Zustands der Repräsentation Gottes verlustig gegangen wäre. Ab diesem Moment war ihm kein Untertan, kein Bürger, kein Adeliger mehr zu Gehorsam und Eidtreue verpflichtet.

³Es gab in jeder Kultur auf ihrem Weg nach oben Einrichtungen der "Jubeljahre", also des Streichens von Schulden. Und damit der Möglichkeit zu einem Neubeginn nach einer Zeit von Mißgeschick, von Mißernten oder schlicht von Versagen. Damit hat der Kapitalismus aufgeräumt. Der den Schuldner gnadenlos nicht nur unter Zinsdruck stellt, sondern ihm bei Zahlungsunfähigkeit bis zur Versklavung nachstellen kann. Die englische Marine (Matrosen) mit den bekannt brutalen "Disziplinierungsmaßnahmen" oder Australiens Geschichte der Besiedelung, die eine Geschichte unfaßbarer Gewalt und grausamen Unrechts ist, sind auch und vor allem eine Geschichte der Verschuldeten.

***Wir berühren hier sogar eine der Hauptwurzeln der Sklaverei. Sogar der Sklaverei in Afrika (und damit der "Neuen Welt"), die nur durch die Verschuldung vieler Afrikaner möglich wurde. Sodaß diese zuerst Verwandte, Kinder und schließlich, wenn auch Überfälle von Dörfern und Stämmen, die von der eigenen Heimat entfernt waren, nicht fruchteten, sich selbst "verkauften." Um unter vereinbartem "sozialen Tod", unter Verzicht auf Leben und Würde ihre Schulden abzuzahlen!

****Es war genau diese Entwurzelung, die die Geburt der universalistischen "Nation" bewirkte. Die "als Idee" zu einer ideologischen, voluntaristischen, positivistischen "Nation" das wurde, was wir als "Nationalismus" bezeichnen. Eine völlig andere Qualität als die Vaterlands- oder gar Heimatliebe. 


*091220*