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Mittwoch, 6. Januar 2021

Als das große Schweigen begann (2)

Teil 2)
Die Liebe verschwand, Atheismus und Reichtum kehrte ein, 
und mit ihm der Sozialstaat

 

Vor allem war das Prinzip des "Gemeinwohls" verschwunden, bestenfalls noch auf ein "freundliches, wohltätiges Verhalten" zwischen Individuen reduziert worden. In dem das erste Gebot der Nächstenliebe, in dem alle übrigen Gebote enthalten sind, schon durch "Krumen vom Tisch" erfüllt war. 

Um es mit den Worten des Ethnologen Marcel Mauss zu sagen, veränderte sich die Art, wie die Menschen miteinander umgingen, von einer Gesellschaft der Verbindlichkeit weil wechselseitigen Gebens (sic!) zu einer Renn- und Kampfarena, in dem der "Vorteile" hatte, der am rücksichtslosesten mit den anderen verfuhr, der vor allem überlegen wurde, weil er "clever" auf die Momente wartete, in denen der andere das mathematische Prinzip außer Acht ließ ... weil er liebte. Weil er eben nicht "an sich" dachte. 

Denn mit Wettbewerb, mit dem Kampf aller gegen alle läßt sich eben keine gesellschaftliche Ordnung aufrichten. Wenn diese Ansicht im 18. Jahrhundert aufkam, dann nur deshalb, weil sie den monetär - worauf sich Größe und Reichtum bereits reduziert hatte - Mächtigsten, die längst nach den politischen Prozessen griffen, nützte. Weil sie die Gier und das unehrenhaft erworbene Gut absicherte.

Am deutlichsten wird das bei der Betrachtung des Begriffs "Reichtum". Der immer mit "Ehrenhaftigkeit" verquickt war, nun aber seine Bedeutung änderte: Nun war der Reiche der finanziell Mächtige, und ersetzte endgültig den Adel, wurde zur neuen Elite. Womit erstmals der dritte Stand zur Höhe des ersten aufrückte - das Zeitalter der Emporkömmlinge, der Neureichen, des Geldadels begann.

Denn längst hatte auch das Geld eine neue Stellung in der Kultur: Aus einem an sich bedeutungslosen Medium, das reines Mittel zum Zweck war, wurde nun ein Zweck an sich. Das als Geldkapital auf Opfer lauerte. Weil es durch die Zinsen als dem prägenden Merkmal der Hilfe, vor allem im Leihen, das jedes miteinander Leben und Arbeiten kennzeichnet, denn Gemeinschaft (bzw. Gesellschaft) ist immer eine zwischenmenschliche Gemeinschaft der wechselseitigen Verbindlichkeiten, also der Schulden - und das ist auch Geld: Ein Versprechen, eine Vereinbarung, eine "Fiktion".

Die wirkliche Katastrophe, die Nelson meint ist, daß im 18. Jahrhundert die Kirche den Widerstand gegen die Zinsnahme aufgab. Und zwar einfach dadurch, daß sie zu schweigen begann, wo sie aber laut aufschreien hätte müssen, weil die Zinsnahme selbst eine Todsünde war. Die nun aber zur Norm wurde, und damit eine ganze Kultur in rasendem Tempo zu einer Unkultur des Kampfes aller gegen alle machte. Der sich "Liberalismus" nannte, in welcher Lüge er das Wort "Freiheit" bis heute pervertiert.

Heute glaubt die überwältigende Mehrheit der sogenannten Christen auch tatsächlich, daß sich im Sozialstaat, diesem atheistisch-sozialistischen, antikulturellen Kretin, die christliche Nächstenliebe finde. Daß sie mit ihren Steuern und einem kleinen Spendenbeitrag zu Weihnachten ihre Pflicht zur Liebe erfüllt hätten. Während sie nicht nur den Rest des Jahres den Tod verbreiten, sondern über die habituellen Prägungen pervertierter Lebensvollzüge die nächsten Generationen heillos verderben.

Denn nicht nur erwuchs dieser Grundprägung der Gesellschaft heraus dann auch eine Überbevölkerungsideologie eines Malthus, und vor allem eine Evolutionslehre eines Darwin, sondern aus denselben immanenten Mechanismen heraus wurde er zur beherrschenden Ideologie des Abendlandes, dem er damit den Todesstoß versetzt hat.

Aber eine Todsünde ist diese Auffassung vom Wirtschaften als "Dienst an einem fremden Gott, als Dienst am Mammon" im moralischen Verständnis der Kirche bis heute. Auch wenn dieses Schweigen der Kirche bis heute anhält. Die sich lieber (weil es nicht so aneckt) auf den seicht-sentimentalen Verweis auf die "milde Gabe", das "Teilen" - siehe oben! - beschränkt. 

Anstatt auf das große, ja himmelschreiende Unrecht hinzuweisen, das diese "milde Gabe", dieses "großherzige, ach so gute Teilen" meist überhaupt erst notwendig macht. 

Oder (und man weiß nicht, was schlimmer ist, das Schweigen zum Kapitalismus oder dieses ideologistische Schreien) sie befördert einen menschenverachtenden Sozialismus, der auf derselben materialistischen, mechanistischen und evolutionistischen Anthropologie beruht wie der Kapitalismus.


*311220*