Wie diese Generation denkt ist nicht von den Inhalten abhängig, die wie Leuchtkerzen vor sich her getragen werden, sondern es ist IM WIE, also in der Charakteristik des Denkprozesses verankerte Dialog mit der Welt. Der sich in der rationalistischen Panik, der die uns wie eine Eisenfaust umklammernde Corona-Pandemie ist, als Eingriff in lebendige Gewebe und Lebensgeflechte offenbar. Und was das ist, davon vermag dieses ausgezeichnete Video einen Eindruck vermitteln.
Dieser Eingriff ist einer Politik zuzuschreiben, die bereits und erstmals von einer Generation ohne lebendigen Bezug zur Wirklichkeit getragen wird. Eine Generation von Menschen, die im Sozialstaat aufgewachsen ist, die behütete (meist sogar Einzel-)Kinder von in unseren Landen bereits zu sechzig Prozent verbeamteter, das heißt in einer Beziehung zum Staat als nährender Busen stehender Einkommensbezieher (bei denen wir bewußt nicht von "Arbeitern" sprechen wollen).
Denken ist nie zuerst eine Frage der Inhalte. Es ist vielmehr eine Frage des existentiellen Prozesses, also des WIE. Denken ist somit nicht eine Frage der "Ausbildung", des gesammelten Wissens, sondern zuerst ein sittlicher Akt. Damit ist Tugend eine Grundbedingung, und genau diese Tugend verhindert die Art, wie diese Generation aufgewachsen ist.
Denn die Lebensumstände, die in den letzten fünfzig Jahren aus politischem Willen geschaffen wurden, sind genau darauf ausgerichtet: Sie sind eine Vermeidung der Selbstüberschreitung, indem die Liebe zum Nächsten, aus der heraus ihm Hilfe in Notlagen gleich welcher Art und vorerst ohne Frage nach Schuld und Verantwortung angedeiht, auf einen per technischem Prozeß abrufbaren Recht wurde. Eine Mechanismik, die nach und nach auch sämtliche übrigen sozialen Prozesse durchwirkt hat und umfaßt. Damit hat sich der Charakter des Sozialen aber nicht einfach "verändert", nein, er wurde zu einem anderen! Denn eine Gesellschaft gleich welcher Art wird gegründet wie besteht nur aus der Verpflichtung, die die SCHULD auferlegt.
Somit ist jedes soziale Gefüge ein Gefüge der BITTE um die (ausgleichende) Zuwendung des anderen. Das meint sowohl das Geschäftsleben (Ding gegen Kaufpreis, Arbeit gegen Lebensunterhalt bzw. -ermöglichung, gemäß dem Stand, so wie auch die geleistete Arbeit ja dem Stand erfließt) als auch das übrige soziale Leben, das in der Familie nicht nur ansetzt, sondern aus ihr kommt.
Was aber ist Familie? Sie wird insoferne und mit Recht eine Erwerbsgemeinschaft genannt (was sie zum Haus macht bzw. immer einem solchen eingliedert), als jeder sich davon nährt wie zur Gesamtvitalität und Fruchtbarkeit beiträgt. In jeder Hinsicht! Also leiblich ebenso wie emotional, seelisch und geistig weil durch Identität und solidarischer Zugehörigkeit als Eingegliedertheit unter einen Namen, DEM alle dienen. Auch Familie besteht und funktioniert nur, wenn sich deren Glieder (sic!) einer Verpflichtung gegenübersehen.
Soziales als Teil des Lebens und lebendiger Gemeinschaft (die wiederum die Eingliederung unter ein und dasselbe Ziel ist - es ist also das Ziel, das ein Gemeinsames GIBT wie IST) kann nur bestehen, wenn es sich als Verbindlichkeit weiß. Erst das ergibt jenen existentiellen Moment, der nie statisch, sondern immer dynamisch ist (Statisches ist tot, nur Dynamisches, in Spannung Stehendes lebt bzw. bedeutet Leben, Spannung) aus dem Leben als Geschenk erfließt.
Das erfordert damit aber auch, was alle vergangenen Jahrtausende den Menschen immanent mitgegeben haben, weil die Lebensprozesse diese Haltungen nach sich zogen, also "bildeten", "erzogen". (Das Wort "automatisch" zu verwenden verbietet sich deshalb, weil es keine Maschine, kein technischer Ablauf, sondern eine dem Sein und dessen Erfüllung immanente, also innewohnende und geschenkartige Frucht ist, zu der wir nur die Bedingung, aber nicht die Erfüllung beisteuern.)
Der Sozialstaat, die darin enthaltene wie daraus hervorgehende Umwandlung der Pädagogik, das völlig auf den Kopf gestellte Menschenbild das wiederum daraus erfließt, bildet aber seine Menschen zum wahren Gegenteil. Er macht aus einer Gesellschaft somit eine Genossenschaft von Egoisten, deren Haltung beständige Forderung ist. Für deren Erfüllung die Um- und Mitwelt zu sorgen hat. Das Objekt ihres Tuns wird somit der andere, der einer Zwingkraft unterworfen werden soll, die sein Verhalten so prägt, daß er die eigene Forderung erfüllt.
In einer Selffulfilling-Prophecy hat sich also das kapitalistisch-liberalistische Menschenbild der Aufklärung realisiert. Das davon ausgegangen ist, daß eine Gesellschaft das nützliche Miteinander von Menschen ist, die SICH SELBST nach EIGENEM VORBILD formen (lassen) wollen.
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*Auch diesen Begriff hat man ja "entschärft", was heißt: enteigentlicht weil sinnentfremdet, indem man mit heuristischen Tricks eine Lebensform der Selbstbestimmtheit und Krisenresistenz aufgrund gewisser Selbstmächtigkeit in eine pure Einkommensgröße umgebrochen hat. Sodaß nun sogar ein Sozialhilfeempfänger Mittelstand sein kann, wenn er nur clever genug ist, ausreichend Kohle abzuzocken.