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Freitag, 29. Januar 2021

Was diese Generation zugrunde richtet

Wie diese Generation denkt ist nicht von den Inhalten abhängig, die wie Leuchtkerzen vor sich her getragen werden, sondern es ist IM WIE, also in der Charakteristik des Denkprozesses verankerte Dialog mit der Welt. Der sich in der rationalistischen Panik, der die uns wie eine Eisenfaust umklammernde Corona-Pandemie ist, als Eingriff in lebendige Gewebe und Lebensgeflechte offenbar. Und was das ist, davon vermag dieses ausgezeichnete Video einen Eindruck vermitteln.

Dieser Eingriff ist einer Politik zuzuschreiben, die bereits und erstmals von einer Generation ohne lebendigen Bezug zur Wirklichkeit getragen wird. Eine Generation von Menschen, die im Sozialstaat aufgewachsen ist, die behütete (meist sogar Einzel-)Kinder von in unseren Landen bereits zu sechzig Prozent verbeamteter, das heißt in einer Beziehung zum Staat als nährender Busen stehender Einkommensbezieher (bei denen wir bewußt nicht von "Arbeitern" sprechen wollen).

Denken ist nie zuerst eine Frage der Inhalte. Es ist vielmehr eine Frage des existentiellen Prozesses, also des WIE. Denken ist somit nicht eine Frage der "Ausbildung", des gesammelten Wissens, sondern zuerst ein sittlicher Akt. Damit ist Tugend eine Grundbedingung, und genau diese Tugend verhindert die Art, wie diese Generation aufgewachsen ist. 

Denn die Lebensumstände, die in den letzten fünfzig Jahren aus politischem Willen geschaffen wurden, sind genau darauf ausgerichtet: Sie sind eine Vermeidung der Selbstüberschreitung, indem die Liebe zum Nächsten, aus der heraus ihm Hilfe in Notlagen gleich welcher Art und vorerst ohne Frage nach Schuld und Verantwortung angedeiht, auf einen per technischem Prozeß abrufbaren Recht wurde. Eine Mechanismik, die nach und nach auch sämtliche übrigen sozialen Prozesse durchwirkt hat und umfaßt. Damit hat sich der Charakter des Sozialen aber nicht einfach "verändert", nein, er wurde zu einem anderen! Denn eine Gesellschaft gleich welcher Art wird gegründet wie besteht nur aus der Verpflichtung, die die SCHULD auferlegt. 

Somit ist jedes soziale Gefüge ein Gefüge der BITTE um die (ausgleichende) Zuwendung des anderen. Das meint sowohl das Geschäftsleben (Ding gegen Kaufpreis, Arbeit gegen Lebensunterhalt bzw. -ermöglichung, gemäß dem Stand, so wie auch die geleistete Arbeit ja dem Stand erfließt) als auch das übrige soziale Leben, das in der Familie nicht nur ansetzt, sondern aus ihr kommt. 

Was aber ist Familie? Sie wird insoferne und mit Recht eine Erwerbsgemeinschaft genannt (was sie zum Haus macht bzw. immer einem solchen eingliedert), als jeder sich davon nährt wie zur Gesamtvitalität und Fruchtbarkeit beiträgt. In jeder Hinsicht! Also leiblich ebenso wie emotional, seelisch und geistig weil durch Identität und solidarischer Zugehörigkeit als Eingegliedertheit unter einen Namen, DEM alle dienen. Auch Familie besteht und funktioniert nur, wenn sich deren Glieder (sic!) einer Verpflichtung gegenübersehen.

Soziales als Teil des Lebens und lebendiger Gemeinschaft (die wiederum die Eingliederung unter ein und dasselbe Ziel ist - es ist also das Ziel, das ein Gemeinsames GIBT wie IST) kann nur bestehen, wenn es sich als Verbindlichkeit weiß. Erst das ergibt jenen existentiellen Moment, der nie statisch, sondern immer dynamisch ist (Statisches ist tot, nur Dynamisches, in Spannung Stehendes lebt bzw. bedeutet Leben, Spannung) aus dem Leben als Geschenk erfließt.

Das erfordert damit aber auch, was alle vergangenen Jahrtausende den Menschen immanent mitgegeben haben, weil die Lebensprozesse diese Haltungen nach sich zogen, also "bildeten", "erzogen". (Das Wort "automatisch" zu verwenden verbietet sich deshalb, weil es keine Maschine, kein technischer Ablauf, sondern eine dem Sein und dessen Erfüllung immanente, also innewohnende und geschenkartige Frucht ist, zu der wir nur die Bedingung, aber nicht die Erfüllung beisteuern.)

Der Sozialstaat, die darin enthaltene wie daraus hervorgehende Umwandlung der Pädagogik, das völlig auf den Kopf gestellte Menschenbild das wiederum daraus erfließt, bildet aber seine Menschen zum wahren Gegenteil. Er macht aus einer Gesellschaft somit eine Genossenschaft von Egoisten, deren Haltung beständige Forderung ist. Für deren Erfüllung die Um- und Mitwelt zu sorgen hat. Das Objekt ihres Tuns wird somit der andere, der einer Zwingkraft unterworfen werden soll, die sein Verhalten so prägt, daß er die eigene Forderung erfüllt. 

In einer Selffulfilling-Prophecy hat sich also das kapitalistisch-liberalistische Menschenbild der Aufklärung realisiert. Das davon ausgegangen ist, daß eine Gesellschaft das nützliche Miteinander von Menschen ist, die SICH SELBST nach EIGENEM VORBILD formen (lassen) wollen. 

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Was fehlte solchen zwangsläufig weil per kulturellem Verdikt empathielosen Generationen also, wenn die Welt rundherum im Kahlschlag abgeholzt wird?

Es fehlte die wirkliche Wirklichkeit. Es fehlte jener Dialog mit dem Sein selbst, der - wie in jedem echten Dialog - das Ich nach dem Du formt. Stattdessen stand da eine grüne Tafel, beschrieben mit weißer Chinakreide, zwischen diesen Ich-en und der Wirklichkeit, die längst substantiell zu einem Konstrukt - also zu einer subjektiven Anschauung, nicht zu einer objektiven Ontik - erklärt ward. Und also sprechen diese alle zu einer aufgestellten Pingpong-Wand. 

Ab da wurde es leicht. Eine Welt, in sich abgeschlossen, die nach selbst definierten (und erlernbaren) Regeln und Gesetzen abschnurrt wie der Winnie-Puh-Rasselbär am Wecker - ach, mathematisch? na dann muß es ja Wissenschaft sein! - braucht nur eines: Effektive Mechanismen und Kräfte, die diese wirkliche Wirklichkeit fernhalten. So lange es halt geht. (Und - es geht lange, leider. Weil ... ach, dazu ein anderes Mal, es ist zu viel an Traurigkeit für diesen Eimer an Bitterkeit, den wir hier bereits hinunterstürzen.) 

Und schon haben wir sie, diese schöne neue Welt. Schon haben wir die Welt dieser Generationen, die ihre Konzentrationslager bereits aufzubauen begonnen hat, in die jene gesteckt werden, die noch irgendeinen Zeh im Bade des Wirklichen haben. Das Geld aus dem Bankomaten muß dann freilich nachgefüllt werden, und das tun die Mechanismen, die Großkonzerne, die eben solchen mathematischen Gesetzen folgen. Und nicht dem Menschsein. Die alles in Zahlen von Gewinn und Einkommen umbrechen, was nur menschlich sein kann. 

Und die eben NICHT WIE DIESE sind, die in diesem Video so bewegend weil so offen und geraden Sinnes nach außen treten. Die da noch wissen, wo diese Welt ihre Nährwurzeln hineinreckt, die persönliches Wagen und Wirken an der Welt - der Mittelstand also - sind.* In deren Leben, Wesen und Wirken noch etwas von einer Welt überlebt hat. Überlebt hat kraft einer anderen Welt-Ich-Dialog-Dynamik, der sie sich ausgeliefert sahen wie die sie gewählt haben. 

Die nur EIN Argument haben, und dieses ist das Wesentliche: Die Welt ist, weil sie zu sein hat, und sie hat nicht deshalb zu sein, weil wir sie so wollen, sondern weil wir wir selbst sein wollen, und die Welt nur sein soll, was daraus erfließt. Keine Utopie. Kein Rechenmodell, das erklärt, wie die Zukunft "der Wirtschaft" (Zitat Kurz) auszusehen habe. 

Das aber, dieses "ist", ist genau das, was Politik zu schützen, zu bewahren hat! Ganz einfach. Als Lebensform von Menschen, als Lebensweise des Volkes, das sie zu repräsentieren vorgibt. Nicht als mathematisches Kalkül von "Wirtschaft". In dem ein Sesselfurzer und Warmbrüter, der noch nie aus dem Brüterlampenkreis hinausgekommen ist, berechnet, woher denn die Kraft der Welt käme, dächte man sich das Wesentliche aber so Unberechenbare, Riskante, Fehlbare auch mal weg ... die Menschen.

Stattdessen? Stattdessen springt diese Generation auf einen Zug nach dem anderen auf, der in eine mathematisierte Wirtschafts- weil - WEIL! Geld ist Selbstzweck! Ist Machmittel, sonst nichts mehr! - Geldzukunft führt. Und fühlt sich noch clever, weil sie die Kontrollmechaniker des Geldes für sich beansprucht. Auch das aber eine Welt, in der Roboter und Robotniks die ach so individuellen Wünsche nach Produkten erfüllen. Die als Güter sind, was Güter immer sind: Beitritte zu Sinnhorizonten und Wirklichkeits- und Weltenkonstrukten.

Deshalb ist diese Selbstoffenbarung von Unternehmern kein Plädoyer für eine andere Art zu wirtschaften, die mit diesen oder jenen Änderungen im Verhalten gut und möglich und erhaltenswert werde. Kein Ruf nach Geld, Hilfen, Corona-Geldern, was auch immer. Es ist ein fast letzter Aufschrei einer Welt und eines vitalen Sinnzusammenhangs. Der als Sinnzusammenhang auch Lebenswelt und Lebenszusammenhang der Verbindlichkeit ist. Einer Welt der Tugend, weil des Willens zur Verbindlichkeit (und nicht deren Ableitung und Ablehnung!), weil des immanenten, stummen Wissens um Welt und Leben.


*Auch diesen Begriff hat man ja "entschärft", was heißt: enteigentlicht weil sinnentfremdet, indem man mit heuristischen Tricks eine Lebensform der Selbstbestimmtheit und Krisenresistenz aufgrund gewisser Selbstmächtigkeit in eine pure Einkommensgröße umgebrochen hat. Sodaß nun sogar ein Sozialhilfeempfänger Mittelstand sein kann, wenn er nur clever genug ist, ausreichend Kohle abzuzocken. 


*250121*