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Samstag, 9. Januar 2021

Ein Theaterabend mit Folgen (2)

 Teil 2, als nächster Theaterabend: Machen wir nun Folgendes: Wir bleiben beim Stück, wechseln aber erneut die Inszenierung. Und steigen weiter in der Perfektion. Dann sehen wir, was wir daraus folgern können.


Oder er macht gleich Folgendes, und das sei ihm sogar dringend empfohlen, selbst wenn er fürchtet, daß sein Englisch nicht reicht: Es wird reichen, vertraue der Leser. Denn er wird etwas Seltsames feststellen. Er wird hautnah erfahren, was der VdZ seit dreizehn Jahren in einem Land erfährt, dessen Sprache zu lernen er strikt verweigert hat. Um genau das zu sehen: Daß Sprache weit weit mehr ist als rationaler Inhalt. Alleine die Gestalten werden ihm erzählen, worum es geht. Sie sind nämlich Träger des Geistes.

Also stürze man sich frohen Mutes in die englische Version von "King Lear". Die sogar der Inszenierungskunst eines Laurence Olivier entstammt. 
Der auch selbst den König spielt, der das Zerbrechen aller Lebensillusionen und Selbsttäuschungen und Eitelkeiten erfährt. Sodaß sich das Leben als das herausstellt, das der VdZ in seinem Roman "Helena" mit dem Konzept des Lebens selbst untertitelte: "Das Gute ist was bleibt" Spätestens an dieser großartigen Fassung, die aber schon ein Film ist, wird er verstehen, was der VdZ meint. 

Wobei der Leser wieder einmal an eine Aussage Charly Chaplins erinnert werden soll. Der da meinte, daß Film eine "Photographie von Theater" sein muß, will er Kunst bleiben.
Und das wünschen wir uns doch vom Theater, ja von jeder Kultstätte. Daß sie dem Kult und seinen Inhalten gewidmet ist. Sodaß ein Theaterabend - wie der Besuch der Heiligen Liturgien zu den Festtagen - der Darreichung, der sichtbarmachenden Extrudierung des Wirklichen dient. Um uns in diese Wirklichkeit hineinzuheben. 
An der wir uns dann dem Geschehen folgend - weil diesem immanente Folge und Wirkung - durch eine wahrhaftige Seinsveränderung, durch eine Öffnung der Tore hin zur Transzendenz stärken können. 
Anstatt uns zwangsläufig (weil so serviert) mit dem Medium, dem Handwerk, den technischen Hilfsmitteln auseinandersetzen zu müssen. Weil es sich so in den Vordergrund drängt. So, wie wir bei einem Achsenschaden am Eisenbahnwaggon keinen Moment mehr die schöne Landschaft und das herrliche Ambiente des romantischen Schlafwagencoupés genießen können, weil der Waggon pausenlos rumpelt und so stößt, daß wir im Sekundentakt an die Hutablage gerempelt werden.  
Das ist es auch, was durch das "Regietheater" passiert ist. In dem uns die Theatermacher mit Konflikten und Fragen konfrontieren, die sie selbst nicht klären können, und deshalb dem Publikum zuschieben. 
Aber diese Zerstörung der Gestalthaftigkeit, die Kultur im Grunde ausmacht, ist metierübergreifend. Man kann nur über den ontologischen Vorrang, also das Ursache und Wirkungsproblem streiten. 
Denn das ist es auch, was mit der Liturgiereform" vor fünfzig Jahren passiert ist. Die uns Laien so wenig angeht ... wie das Theater. Aus beiden Stätten wurden wir vertrieben. Aus beiden Stätten sind wir geflohen, weil wir ständig Theater "machen" sollen. Anstatt ihm (und damit dem Kult) einfach beizuwohnen.
Wir sind aber auch geflohen, weil das Gute, dem wir begegnet sind - trotz allem! denn nur dadurch gibt es, was wir vor Augen haben - unerträglich wurde. Weil es kein Kostüm, keine Figur mehr findet, in der wir den Widersprüchen zur faktischen Gegenwart (zum "Personspielen" in der Zeit), die durch das Gute in uns ausgelöst wurden, begegnen können. Weil wir doch dem Gut gehören, und uns dafür auch entschieden haben. 
Mit vereinfachenden Worten gesagt: Wir werden in die Lumpen der Mechaniker gekleidet aus dem Theater und aus den Kirchen geschickt, anstatt mit Licht umhüllt die Welt in Schönheit und Galagarderobe zu erhellen.


Nächsten Samstag Teil 3) Die Erlösung durch den Einen 
wird im Mahl allgemein

*291220*