Die Revolution, die wir heute erleben, stellt eine absolute Innovation in der Reihe historischer Revolutionen dar. In allen diesen Erhebungen ging es stets um das Recht der Unterdrückten, der Arbeiter, der Sklaven, der Ausgebeuteten. Jede Revolution hat sich als Erhebung "von unten - gegen oben" verstanden.
HEUTE ist es genau umgekehrt. Heute haben wir es mit einer Revolution "von oben - gegen unten" zu tun. Heute haben wir es mit einer Revolution der Machthabenden gegen die Machtlosen zu tun! Es ist die Elite, die der Nicht-Elite die völlige Umwendung (per-vertere) ihres Lebens, ihrer Lebensvollzüge, ihrer Haltungen, ihrer Meinungen, ihrer Weltsichten und ihrer Lebensgestaltung vorschreiben will.
Die traditionelle, seit der französischen Revolution geltende Triade aus "Freiheit - Gleichheit - Brüderlichkeit" wurde dabei durch eine neue Losung ersetzt. Die da nun heißt "Diversity - Equity - Inclusion". Wobei das Wort "equity" NICHT die traditionelle Auffassung meint, die da in aller Unterschiedlichkeit von gleichen Rechten für alle spricht. Sondern die tatsächliche Gleichheit als Verzicht auf die individuelle Identität meint. Diese neue Trinitas meint den Verlust der Rechte auf Identität zugunsten einer willkürlich gesetzten, der Welt zu respektieren auferlegten (Nicht-)Identität als Verzicht auf Definition und festen Bezugsrahmen.
Was im übrigen das exakte Gegenteil von Identität - also Nicht-Identität - ist. Und sich auf das Selbstsein der Menschen genauso auswirkt: Als generelle Selbstschwäche bei gleichzeitiger Forderung nach Abschließung jeder Verbindlichkeit der konkreten Mitwelt gegenüber (die durch Abstrakta ersetzt wird: "Die" Umwelt, "die" Erde, "die" Gesellschaft, "die" Pandemie, usw. usf.), als Immunschwäche in allen Formen.
Daß dabei sogar die unmittelbarste Identität, die des Geschlechtlichen, unter die Räder kommt, belegt eine aktuelle Untersuchung des Gallup-Instituts in den USA. Die zum Ergebnis hat, daß die LGBT-Gruppe, also die Gruppe der sich selbst (sic!) als sexuell indifferent oder nicht dem normalen Mann-Frau-Spektrum zugehörigen Menschen in den letzten Jahren explodiert ist. Während diese Gruppe noch bei den Geburtenjahrgänge der Babyboomer bei 0,3 Prozent und darunter lag, erklären sich von den Geburtsjahrgängen der Generation Z, das sind die Jahre 1997 bis 2002, schon ganze 5,6 Prozent der Menschen zu diesen Gruppen (homosexuell, lesbisch, transgender etc.) zugehörig. Das ist, bitte schön, das ACHTUNDDREISZIGFACHE, denn satte 11,6 Prozent dieser Jahrgänge befinden sich schon als "bisexuell". 2,1 Prozent fühlen sich (männlich-)homosexuell, 1,4 Prozent meinen, lesbisch zu sein.*
Und sie bedient sich verschiedenster Mechanismen, die das neue Impostament durch "logische Unausweichlichkeiten", durch "Alternativlosigkeit" im Rahmen sämtlicher logischer und alltäglicher, traditioneller, vernünftiger Gedankengebäude ("wissenschaftlich bewiesen") verordnet, und jede Erhebung dagegen als "unvernünftig", "unmoralisch" und deshalb zu verbieten (sic!) darstellt und institutionalisiert.
Wenn es diesen Revolutionären um die Beseitigung und Aufdeckung von Unterdrückungsmechanismen geht, dann sprechen sie nie von sich selbst. Sondern sie sprechen von "denen da unten". Von jenen, die ohnehin keine Macht haben, und die von diesen Eliten ohnehin beherrscht werden, die die maßgeblichen Institutionen von Volk und Staat in der Hand haben, und zwar in Politik, Medien, Bildungseinrichtungen, Geldwesen und in der eigentlich systemrelevanten (also NICHT mittelständischen) Wirtschaft und Landwirtschaft.
Der auch heute noch überwältigenden Mehrheit der "Normalen" wird somit jedes Mittel aus der Hand genommen, sich selbst zu erhalten und nötigenfalls sogar zu verteidigen. Ja sie dürfen mit diesem Anspruch nicht einmal mehr auftreten, wollen sie sich nicht sogar strafbar (das Normale zu behaupten, zu leben, zu verteidigen ist heute vielfach bereits strafbar!) machen. Selbst für das Leben selbst werden (in Euthanasie, Gehirntod als Todeszeitpunkt, vor allem natürlich in der Abtreibung, dem eklatantesten Fall der Verweigerung der Rechte der Person, indem der Zeitpunkt des Persons-seins willkürlich definiert wird) neue Begriffe und neue Deutungen auferlegt.
QR Tucker Carlson |
Das Verrückteste dabei ist vielleicht, daß in sämtlichen Gesellschaften (und im Gleichschritt mit deren "Fortschrittlichkeit") der Welt soziologisch gesehen eine immer deutlichere Abgrenzung sozialer Gruppen vor sich geht.
So deutlich, daß man von einem Auseinanderbrechen der bestehenden Gesellschaften (als deren Institutionalisiertheiten, das heißt als Staaten, Völker, Familien, schlicht allen sozialen Verbänden, die durch zwischenmenschliche Verbindlichkeiten und in Geordnetheit, das heißt auf der Grundlage von "Gemeinsamkeit" bestehen, und zwar einfach bestehen, nicht beliebig oder willkürlich "konstruiert" werden, weshalb das Spektrum der ständig weiteren "entdeckten" Identitätsmerkmale gegen unendlich tendiert) sprechen muß. Von sozialen Klüften, die sich auftäten, und immer größer und schärfer würden. Wofür die "Schuldigen" natürlich stets rasch feststehen: Es sind jene Gruppen, die Identität haben, suchen, jedenfalls aber in ihren Merkmalen nicht aufgeben oder sogar auslöschen wollen.
Wie jede Revolution wird auch diese aber von einer Gruppe angetrieben, die die intellektuelle Rechtfertigung, also die Legitimität liefert. Und diese Rechtfertigungsquelle sind die Universitäten. Als Instrument, wohlgemerkt, nicht als die eigentliche Antriebskraft, die auch die Schichte der Intellektuellen als Bezug zur Autorität des "Transzendenten", des Geistes somit, stets nur instrumentalisiert. Von den Universitäten geht die Dekonstruktion des Normalen aus, auf der übrigens immer (und das heißt: auch heute! es wird nur nicht ausgesprochen, es bleibt klandestin weil verboten) die überwältigende Mehrheit sämtlicher Gesellschaften beruht. Alle sohin, die "Mensch" sind, und die zumindest irgendwann keine Kraft oder keine Lust mehr hat, auf ihr Selbstsein (das immer "normal" ist, weil das Wesen des Menschen immer unverändert und gleich ist) zu verzichten.
Auch diese Gruppe der "universitär Gebildeten" hat ein klares Interesse, ihre Position der Privilegiertheit zu erhalten. Weshalb sich die Universitäten ganz klar unterscheiden. Ausgerechnet jene Studenten mit dem höchsten Autoritätsanspruch (wie Yale, oder Cambridge, Notre Dame, Penn, Stanford oder Harvard) haben auch das höchste Durchschnittseinkommen in ihren Herkunftsfamilien. Auf der Universität von Princeton stammen fünfundsiebzig Prozent der Studenten aus Familien, die zu den obersten zwanzig Prozent im Jahreseinkommen zählen.
Die Reichsten wollen also ihre privilegierte Stellung erhalten, auf diesen Satz muß man auch die intellektuelle Situation der Universitäten eindampfen. Die revolutionärsten, radikalsten, ja brutalsten Ansätze die neuen Wertgerüste als neue gesellschaftliche Normen durchzusetzen, kommen ausgerechnet von den elitärsten Universitäten mit den wohlhabendsten Studenten. "Universities," meint Carlson, "is for wage-earners, not for the people in charge." Eine höhere Ausbildung ist für jene, die bereits gut verdienen, nicht für die, die es bräuchten.
Der einzige Sinn des Besuchs der Universitäten - je besser ihr (medial aufgekochter) Ruf, desto mehr - besteht darin, zu den herschenden Schichten gehören zu wollen. Und das nur über Devotheit zu erlangende Universitätsdekret ist die Eintrittskarfte dafür. Es sind Dekrete als Dekretionen der Subversion und Auflösung der innersten geistigen Fundamente.
*Die Absurdität dieser neuen angeblichen Identitätszustände behandelt William M. Briggs in einem lesenswerten Blogbeitrag. In dem er exakt auf diese Studie eingeht. Was ist denn das, "bisexuell", fragt er da? In Wahrheit - nichts. Allenfalls irgendein diffuses Wünschen, kein Wohlgefühl auszulassen. Die aber zu faul sind, sich konkret um einen Partner zu bemühen, und deshalb - mit einem Phantasielabel, wie Briggs es nennt - jede Festschreibung abzulehnen vorgeben.