Man darf schon einmal schweigen und zurücktreten wenn das, was da so in Österreich und anderswo geschieht geeignet ist, einem den Atem zu nehmen. Und Bilder für sich sprechen lassen. Doderer schreibt einmal in den Tagebüchern, die er auch zur Zeit des Zweiten Weltkrieges führte, daß es Zeiten gibt, in denen das Tagebuch die einzige mögliche Form weil Pflicht und Notwendigkeit ist, sich das Ereignende und damit den Perzeptiven Bewegenden durch diese mehr persönliche Form des Bewältigens immer wieder vom Leib zu halten. Wenigstens als Versuch, als Hygienemaßnahme, auch wenn sie den Vorkommnissen hinterherhinkt. Und auch nachträglich noch seine Zeit des Aufarbeitens braucht.
Aber der Schriftsteller sollte zu Zeiten, in denen er in die Geschichte so verwickelt wird, daß er nicht zurücktreten kann, sondern "als Figur" auf die Bühne zum Mitspielen im aktuellen Stück gezwungen wird, nicht den Fehler machen und alles dieses in Werken aufzuarbeiten versuchen. Denn dann werden diese eben nicht zu Werken, sondern höchstpersönliche Aufarbeitungsversuche.
Nun, wenn sich die Literatur nach den Kriegen des 20. Jahrhunderts dann fällt auf, daß dies erstaunlicherweise für die Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg sicher, für die nach dem Ersten aber weit weniger zutrifft. Weil der Schock für den Totalzusammenbruch nach 1918 größer war? Oder die Schuldgefühle nach 1945 die Schuldgefühle überwogen? Oder könnte es nicht auch sein, daß die nach dem Zweiten Weltkrieg dominierende Literatur ohnehin von außen angeschoben, also überhaupt keine genuine, gültige Literatur eines Sprachraumes war (Club45)? Der Leser möge sich das selbst beantworten.
Wir treten jetzt aber zurück und holen diese beiden Videos aus dem Programm des Senders "oe24" vor den Vorhang. In denen der Leser speziell des nicht österreichischen Landbereichs einen Eindruck bekommen mag, was derzeit an der Donau abläuft. Und mit welchem Schwung, dabei mit durchaus österreichischem "Schmäh", es recht offen zur Sprache kommt. Manchem könnte klar werden, was für ein Kabarett sich dem Betrachter bietet. Mit dem die Politik offenbar versucht, die verbotene Aufführungs- und Kunst-(Kabarett-)Szene dann eben selbst zu bieten. Damit dem Österreicher im Dauer-Lockdown wenigstens nicht fad wird.
Stell Dir vor, da teilt man einem Minister mit, daß die Untersuchungsbehörden auf richterliche Anordnung wegen des dringenden Verdachts auf Korruption noch in derselben Stunde seine Privatwohnung untersuchen werden. Daraufhin bittet dieser, ob er seine Frau anrufen dürfe, damit diese nicht allzu schockiert sei, ehe man ihm sein Handy zur Datensicherung abnimmt. Was man ihm menschlicherweise gewährt. Du Schatz, sagt der daraufhin, da werden gleich einige Beamte kommen, erschrecke nicht. Die würden dann die Wohnung durchsuchen. Aber mach Dir nichts draus. Dann überreicht er das Telephon den Beamten.
Was der Minister freilich nicht wußte war, daß seine Wohnung längst streng überwacht wurde. Sodaß die Beamten vor Ort folgende Beobachtung machen konnten: Kaum war das Telephonat beendet, packte die Frau des hohen Politikers und sehr engen Vertrauten des Kanzlers Kind und Kinderwagen zusammen, um "spazieren zu gehen". Es war saukalt und regnerisch.
Nach einer Stunde tauchte der Laptop wieder auf - bei Parteifreunden des Ministers. Wohin ihn die Frau gebracht hatte. Und wurde in die Wohnung gebracht und den staunenden Beamten überreicht. Was in dieser Zeit passiert war ist unklar. Angeblich war die Frau nur spazieren gewesen. So etwas passiert derzeit in Wien.
Und dieses regelmäßig am Mittwoch auf "oe24" stattfindende Rednerballett hat sich mittlerweile ohnehin fast schon zu einer eigenen Kunstform innerhalb des Kabaretts entwickelt. Es fand auch diese nunmehr vergehende Woche wie üblich statt.