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Mittwoch, 3. März 2021

Die pervertierte Revolution (2)

Teil 2) Aber plötzlich halten wir inne. 
An dieser Kritik stimmt doch etwas nicht!


Und bei diesem Satz des streitbarsten amerikanischen Starmoderators im Stall von Fox-News wollen wir nun einem Herdentrieb zuneigenden Fluß der Worte innehalten. Denn mit dieser Aussage wird etwas definitiv: In welch hohem Ausmaß die "Rechte" selbst auf revolutionärem Anspruch aufruht. Wie sehr die altbekannten Forderungen der französischen Revolution Grundlage ihrer Kritik sind. Wie sehr die Rechte also zu weiten Teilen eine Camouflage ist, wie sehr die "Konservativen" bereits von Linken unterwandert sind. Wie sehr das kritische Potential ausgerechnet bei den "alternativen Medien" zwar "gegen die Mächtigen" steht, aber in Wirklichkeit die alte revolutionäre Kraft geblieben ist. Die eine Neuordnung der Gesellschaft fordert, die auf "Funktion", auf "Leistung" (=Nutzen nach bestimmten, einem Weltbild entsprechenden Kriterien) beruht. 

Nicht auf den zu heiligenden Ort, also auf Stand weil auf Sein, das nur Seiendes ist, soweit dieses sich auf das Sein selbst bezieht. Lebendig, aktiv, actu. 

Wie sehr sie stattdessen das Sein aus dem Aktuellen generieren will. Wie sehr deshalb die Forderungen der LGBT-Gruppen, sich die Identität selbst zu geben (was in sich eine Unmöglichkeit ist), in Wirklichkeit haargenau die Forderungen der wirklichen Linken aufgreifen, und doch nur eines: In Konsequenz die Forderung aus der Weltanschauung der Linken (die hier "rechts" auftreten) aufzunehmen und auf die Spitze zu treiben. Bis es halt dem besten Liberalen (=Linken) zu viel wird weil ihn stört. Dann ist Schluß mit Toleranz. Klar, die muß denn doch Grenzen haben, das leuchtet jedem ein. Obwohl sie doch (schreibt tatsächlich einer der Vorzeige-(weil Alibi)-Katholiken-Konservativen, Alexander Kissler) die Kultur des Abendlandes geradezu ausmacht, wenn nicht gegründet hat.

Wem die Evidenz nicht reicht, bitte. Dann nehmen wir es als strenges Indiz. Das müßte man also annehmen. Wenn man nicht - wie wir - wüßte, daß dieser Ansatz der Linken, und zwar der wirklichen Linken, und damit der der Liberalen sowieso eine glatte Lüge ist. Vor sich, vor der Welt. Die  nur den Zweck erfüllen soll, die bestehende, ontologisch begründete und begründbare Ordnung des Seins des Menschen (und hier erst kann man von "Gesellschaft" sprechen, weil sich darauf das Weltserin des Menschen als sozialem Wesen bezieht) auszuheben. Und deren Träger wehrlos zu machen. Durch ... Überraschung! ... wissenschaftlich autorisierten Anspruch. 

Und da hat ja der Sozialismus wirklich etwas vorzuweisen. Denn von allem Anfang an hat sich der Sozialismus, als den man diese Gedankengebäude pauschaliter bezeichnen kann, auf den lediglich durch die Aufklärung rationalistisch neu gedeuteten Begriff der "Wissenschaft" bezogen. Der sich seither auf die abstrakte Mathematik als ontologischem Vorrang des Denkens - siehe Descartes - bezieht.

Wir müssen aber, so gestrickt, die ganze Angelegenheit komplett neu denken. Denn wir erkennen plötzlich, daß die Sache viel komplizierter ist als behauptet. Wir erkennen mit einem Mal, daß sich mittlerweile auf der ganzen Welt NICHT hier die Guten und dort die Bösen, hier die Etablierten, die Eliten, dort die armen Unterdrückten gegenüberstehen. Das mag hier und dort zutreffen. Aber immer ist dieser einzige "echte" soziale Konflikt bereits okkupiert. Und zwar von ein- und derselben Destruktion. 

Die Wahl ist nicht Freiheit gegen Sozialismus. Die Wahl, die uns vorgemacht wird, ist ... immer nur Sozialismus. In diesem Echoraum kann der wirkliche Konflikt weggedrückt werden. Und, werter Leser, betrachte man doch die Sache nüchtern: Es gibt eine Grenze, die BEIDE vorgeblichen Kontrahenten absolut akzeptieren und sogar fordern. Die, das Transzendente als geschichtliche Größe draußen zu lassen. 

In Wahrheit streiten in den vorgeblichen Konflikten der Etablierten (Eliten) vs. Machtlosen also Kinder, die demselben Stall entstammen. Immer und in jedem Fall geht es somit darum, daß der, der den Köder schluckt (und das scheint die überwältigende Mehrheit der Menschen zu sein), und die Bedingungen dieser Auseinandersetzung glaubt, schon und sofort ein trojanisches Pferd verschluckt hat. An dem er krepiert. Weil aus dessen Bauch nachts die Krieger entschlüpfen, die seine Freiheit (=Offenheit für Wahrheit) erschlagen.  

Tucker Carlsons Forderungen sind deshalb nicht weniger radikal und wider das Wesen des Menschen als die von ihm kritisierte Seite, ja sie sind vielleicht sogar substantieller und damit gefährlicher, weil mehr in der Praxis verankert (und das Gesetz des Glaubens erwächst aus dem Gesetz des Betens, der Glaube wächst der Liturgie entsprechend, wie wir wissen): 

Carlson verlangt, daß augenblicks per Gesetz verordnet werden muß, daß die fünfzig anerkanntesten amerikanischen Universitäten keine Studenten mehr akzeptieren dürfen, die Eltern haben, welche selbst bereits akademische Titel tragen. Auf daß endlich und wirklich die "Besten" nach oben kommen. 

Herrschaften, geht es noch blöder, geht es noch (formt man das Urteil schonend) naiver?

Damit offenbart sich Carlsons Weltbild auf erschreckende Weise als anti-ständisch, als anti-identitär. Denn es ist das Elternhaus, das die Identität der Nachkommen bestimmt. Immer. Bei jedem. Tut es das nicht, haben die Deszendenten nicht eine Identität zur Auswahl, sondern einfach KEINE Identität. Die nur dem Haus, also dem Ort der Herkunft - Ursprung wie Ziel - entstammen kann. Was WÄRE denn sonst Identität? Wo ist dann auch der Unterschied zur LGBT-Gruppe, die Tucker Carlson zuvor so angewidert dekapitiert?

QR Tucker Carlson
Ist Carlsons Ruf nach Veränderung somit nicht der bloße Ruf nach den besseren Waffen im Kampf um die Vorherrschaft seiner Gruppe (wie immer die zusammengesetzt sein mag)? (Nebenbei: Wer soll ihm diesen Wunsch erfüllen? Eben. Die Gruppe, die seinen Worten nach stärker sein soll. Was sind wir nicht Demokraten!)
Als (der des Gegners idente!) Forderung, dem Gegner in diesem Ringen um Bestimmungskraft endlich die Waffen aus der Hand zu schlagen. 
Die in diesem Fall ganz eindeutig die selbstverständliche Stärke der wahren Seinsordnung ist.


Morgen Teil 3) Dieser Scheinkampf ist nicht unser Kampf. Der ein Kampf um die Ordnung des Seins ist. Und nur auf der Liebe und damit Wahrheit beruhen kann.


*270221*